„Yvonne, bist du fertig?", höre ich Steffs Stimme vor meiner Tür und springe hastig auf. In einigen Tagen wird das the Voice Finale stattfinden und alle Coaches leben zurzeit im gleichen Hotel, da das ihnen die Anreisen zum Studio erspart und alle immer zu den Proben anwesend sein können. Heute Abend hatten sie vor, in dem schicken Restaurant zu essen, was sich in dem unteren Teil des Hotels befindet, um zusammen auf die schöne Zeit anzustoßen.
Schnell streiche ich mein blaues, eng anliegendes Kleid glatt und mustere mich im Spiegel. Meine Haare fallen lang und gewellt über meine Schultern und ich trage heute etwas mehr Make Up. Zur Feier des Tages habe ich sogar hohe Schuhe angezogen. Ich grinse mich im Spiegel an und befinde, das was ich sehe, für gut. Doch würde es auch Steff gefallen? Ich zucke zusammen bei dem Gedanken an sie und verwerfe ihn schnell wieder. Obwohl ich mir nichts mehr wünsche, als eine Chance bei Steff zu haben, weiß ich, wie surreal dieser Gedanke ist. Steff ist schön, klug, selbstbewusst, all das, was ich auch gerne wäre, und zu allem Übel steht sie auch nicht auf Frauen. Das habe ich zu mindestens so beschlossen, denn würde ich all ihre Anzüglichkeiten zu ernst nehmen, würde ich wahrscheinlich komplett durchdrehen. Es ist einfach ihre Art, Leute anhimmelnd anzuschauen und immer mal wieder flüchtig zu berühren, das hatte rein gar nichts mit mir zu tun.
Ich rufe ein kurzes „Bin gleich da!" und schnappe meine Tasche. Als ich die Tür öffne, grinst mich Steff schon an. „Guten Abend, die Dame!", sagt sie und ich würde am liebsten losschreien, als ich bemerke, was sie anhat. Sie trägt eine schwarze Jeans und ein ebenfalls schwarzes Spitzentop, das sehr viel von ihren schönen Brüsten freigibt. Darüber trägt sie einen leichten gelben Cardigan. In Gelb hatte ich sie noch nie gesehen, verdammt sieht das gut aus! Ihre Haare hat sie geglättet und sie trägt einen schwarzen Hut. Ob es was Besseres gibt als Steff in Hüten? Ich glaube nicht. Sie trägt große Ohrringe, drei übereinander gelegte Ketten und natürlich ihre unzähligen, silbernen Ringe an den Fingern.
Überfordert wandert mein Blick von ihren Fingern, zu ihren schönen Rehaugen, dem atemberaubenden Lächeln und dem äußert einladenden Ausschnitt. Ich weiß gar nicht, wo ich zuerst hinschauen soll, so sehr fasziniert mich diese Frau.
"Sag mal Yvonne, ist alles gut? Ich habe gefragt, ob wir los wollen.", fragt sie nun amüsiert und ich spüre sofort, wie meine Wangen rot anlaufen. „Ja, klar!", stammel ich nur hervor und Steff packt mich instinktiv bei der Hand, um mich hinter sich herzuziehen. Sofort durchfährt mich ein Gefühl, dass einem Stromschlag gleicht und ich entziehe ihr vorsichtig meine Hand. Steff schaut mich fragend an und ich wende schnell meinen Blick ab, zu gerne hätte ich ihre Hand gehalten, aber dann könnte ich wohl für nichts mehr garantieren.
„Warst du schonmal unten im Restaurant?", frage ich sie schnell um von dem Thema abzulenken. „Ja, vor ein paar Tagen mit Samu und Rea. Es ist echt superschön da, die haben guten Alkohol.", lacht sie leise auf und ich muss schmunzeln. Steff die nun vor mir läuft bietet mir einen guten Ausblick auf ihren schönen Hintern und ich muss schlucken. Zusammenreißen muss ich echt noch lernen, denke ich, während ich die Schritte zu Steff wieder aufhole.
„Da seid ihr ja!", begrüßt uns Mark freudig und umarmt uns beiden flüchtig. Bewusst lasse ich mich erst ein paar Stühle weiter nieder. Steffs Nähe könnte ich niemals den ganzen Abend aushalten, doch Steff sieht das irgendwie anders und setzt sich auf den freien Platz neben mich. Augenblicklich zucke ich zusammen und lehne mich ein Stück weg von ihr. Mark sieht mich verwundert an und hält mir ein Glas Wein entgegen, was ich dankend annehme.
Steff wirkt ausgelassen und ist quasi Alleinunterhalterin der Runde. Immer wieder lacht sie laut auf, und mein Herz schmilzt mit jedem Mal ein bisschen mehr.
