Kapitel 5

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Chris und Andreas hatten das Fotoshooting mehr oder weniger hinter sich gebracht, als der jüngere sich auch schon verabschiedete. Mit Andreas hatte er nicht weiter gesprochen, auch wenn dieser es immer wieder versucht hatte. Andreas wollte seinem Bruder in Gewissen sprechen und ihm klar machen das es langsam Zeit sein würde das er sich mit seiner Tochter mehr beschäftigen sollte. Doch Chris lies ihn immer wieder abblitzen und verschwand so schnell er konnte, auch die Einladung zum Abendessen bei seinem Bruder hatte er ausgeschlagen. Chris hatte immer wieder Probleme damit gehabt das sein Bruder so ein glückliches Familienleben hatte, während er alleine war. Natürlich war er immer willkommen gewesen, aber er konnte einfach nicht und darüber reden wollte er auch nicht. Chris hatte beschlossen zum Haus zu fahren was er seit Wochen gemieden hatte, denn alles was ein warmes Zuhause erinnerte hatte er in Kisten gepackt und auf den Dachboden verstaut. Nicht ein einziges Bild hing mehr an der Wand. Nur die hellen Flecken an der Wand erinnerten noch daran das dort Bilder hingen. Sämtliche Deko die Sophie hier im Haus aufgestellt hatte wurden in Kisten geräumt und in die hinterste Ecke auf den Dachboden verstaut wurden. Chris hatte jegliche Erinnerung an sie weggepackt. Nicht einmal ein Foto von Zoe hatte er aufgestellt bis auf eins das erste Foto das sofort nach ihrer Geburt gemacht wurden war. Dieses Foto hatte er aufgehoben und in den Nachtschrank gelegt. Es war die einzige Erinnerung an Sophie und seiner Tochter. Den Ehering hatte er an der Kette gemacht die für ihren Vater stand. Chris lief durch das Haus das so leer wirkte und blickte traurig durch die Räume. Erinnerungen kamen Hoch. Wieder einmal fühlte er sich Einsam, dabei müsste er nur über den kleinen Feldweg laufen um bei seinem Bruder und seiner Familie zu sein, aber er konnte es einfach nicht ertragen, das Lachen und die Fröhlichkeit die dort herrschte als wäre nichts gewesen. Lieber verkroch er sich hier und badete in seinem Selbstmitleid. Das er Zoe liebte das würde er nie zu geben und auch nicht zeigen. Es war gut so wie es ist bei seinem Bruder konnte sie wohlbehütet aufwachsen. Er war kein guter Vater und so gab er sich seinem Schicksal hin den Schmerz über den Verlust seiner geliebten Frau Sophie die er über alles liebte. Er war so mit sich selbstbeschäftigt das er nicht einmal merkte wie ihm die Tränen kamen, wenn er an seine Frau dachte. Chris seufzte und ging ins Schlafzimmer, langsam öffnete er die Nachttischschublade und holte das Bild heraus als es an der Tür klingelte. Immer noch betrachtete er das Bild und fuhr langsam mit seiner Hand darüber. Ein zweites mal Klingelte es an der Haustür und Chris packte schnell das Bild weg und eilte die Treppe runter um diese zu öffnen. „Ich komme ja schon!" rief er und öffnete die Tür und schaute nicht schlecht als Silvia seine Schwester dort stand. „Du? Was machst du denn hier?" fragte er sie Überrascht und seine Schwester lächelte ihn an. „Hallo Bruderherz na ich wollte dich mal wiedersehen!" sagte sie vergnügt und Chris hob die Augenbraue. Seine Schwester würde niemals ohne Grund hier bei ihm auftauchen da steckte was anderes dahinter und das sollte er auch kurz darauf erfahren. Nachdem Chris seine Schwester rein gelassen hatte legte sie ihren Mantel an der Garderobe ab und lief in die Küche durch den Flur und sie merkte die Ungemütlichkeit die das Haus verbreitete. Chris ging ihr hinter her. „Also was machst du hier du bist doch nicht einfach so hier!" fragte Chris misstrauisch und setzte sich zu ihr an den Küchentisch wo seine Schwester schon platz genommen hatte. „Hast du vielleicht was trinken für mich?" fragte Silvia und betrachtete ihren Bruder von oben bis unten. Ihr war nicht entgangen wie dünn er war und wenn sie in seine Augen blickte sah sie nur die Traurigkeit und Einsamkeit. Nicht war mehr von dem Glanz da, von der Fröhlichkeit die er immer Ausstrahlte, als wäre alles vor vier Jahren verloren gegangen. Chris holte eine Flasche Wasser aus dem Kühlschrank und ein Glas und stellte es seiner Schwester hin. „Also was kann ich für dich tun?" fragte Chris und lies sich schwerfällig auf den Stuhl nieder. Silvia seufzte und sah ihren Bruder an. „Dir geht's nicht gut was?" fragte sie ihn vorsichtig und wartete seine Reaktion ab, entweder würde er jetzt aus der Haut fahren und sie rausschmeißen oder aber ihr die Wahrheit sagen. Chris fuhr sich mit der Hand durch Gesicht, sein Kopf brummte und er war unheimlich müde, hatte keine Kraft mehr und plötzlich hörte man nur ein lautes Schluchzen. Er hatte seine Gefühle nicht mehr unter Kontrolle. Silvia nahm seine Hand in ihre um zu zeigen das es in Ordnung war das er weinte. Langsam strich sie mit ihrer Hand über seine Schulter. „Chris rede mit mir was ist los!" sagte sie vorsichtig doch ihr Bruder schüttelte nur mit dem Kopf. „Geht schon!" blockte er ab. Silvia zog eine Augenbraue hoch. „Das sehe ich!" sagte sie etwas genervt und war auch etwas enttäuscht das ihr Bruder sich nicht ihr gegenüber öffnete. Sonst hatte er doch auch immer Vertrauen zu ihr gehabt warum er nicht mit ihr redete konnte sie nicht verstehen. „Was ist mit Zoe?" fragte Silvia ihren Bruder. Chris schaute sie fragend an. „Was soll mit ihr sein die ist bei Andreas und Alina, das weist du doch!" gab er ihr seufzend die Antwort. „Eben meinst du nicht das du dich langsam mal um sie kümmern solltest?" sagte Silvia und trank einen Schluck Wasser aus ihrem Glas. „Was soll das hat dich Andreas hier her geschickt, denn dann kannst du gleich wieder gehen!" sagte Chris unfreundlich und zog seine Hand weg. „Nein der weis gar nicht das ich hier bin! Mama hat mich angerufen!" kam es ruhig von Silvia und lies sich nicht von dem Ausbruch ihres Bruders irritieren. „Mama? Was hat die damit zu tun?" fragte Chris sie und wusste nicht was er davon halten sollte. „Chris sie macht sich Sorgen um dich und sie wünscht sich nichts mehr als das du dich um deine Tochter kümmerst. Zoe gehört zu dir und nicht zu Andreas und Alina. Du bist ihr Vater und es wird Zeit das du endlich Verantwortung übernimmst. Sie ist noch klein und braucht ihren Vater!" redete Silvia ihrem Bruder ins Gewissen. „Hab ich doch bei Andreas und Alina ist sie besser aufgehoben als bei mir. Ich kann es nicht und ich will es nicht." rechtfertigte Chris sich seiner Schwester gegenüber. „Chris sie vermisst ihren Vater!" sagte Silvia nachdenklich. „Das ist Blödsinn, sie hat alles was sie braucht." widersprach Chris ihr. „Ja alles nur nicht die Liebe ihres Vaters und wenn du ehrlich zu dir selbst bist dann gibst du zu das du sie Liebst!" sagte Silvia provokant um ihren Bruder heraus zu fordern das er endlich seine Maske fallen lässt. „Nein sie ist Schuld das Sophie nicht mehr lebt. Ohne sie wäre ich noch glücklich ich hasse sie!" sprang Chris auf so das der Stuhl nach hinten kippte und sah seine Schwester finster an die ihn erschrocken anschaute. „Das ist nicht dein Ernst?" fragte sie Schockiert und musste erstmal nach Luft schnappen. „Geh verschwinde lass mich allein!" schmiss Chris seine Schwester raus und verlies polternd die Küche und lief hoch ins Schlafzimmer und knallte die Tür zu. Silvia schaute ihren Bruder erschrocken hinterher und schüttelte erstmal den Kopf. Das konnte doch nicht sein Ernst sein. Sie überlegte ob sie ihren Bruder hinterher laufen sollte, doch entschied sich erstmal dagegen. In ihr brodelte es und sie hatte eine unheimliche Wut auf Chris das konnte er doch nicht ernst meinen. Silvia verlies das Haus und ging rüber zu Andreas.

Als sie dort ankam ging sie erstmal in das Kinderzimmer zu Zoe die friedlich in ihrem Bett lag und schlief. Sie setzte sich zu ihr und strich ihr eine blonde Strähne aus dem Gesicht. Silvia schloss ihre Augen und eine Träne lief ihr die Wange runter. „Tante Silvia du weinst ja?" hörte sie auf einmal eine zierliche Stimme und eine kleine Hand wischte ihr die herunterlaufende Träne Weg. Silvia lächelte nahm die kleine Hand in ihre und strich mit der anderen Hand über ihren Kopf. „Schon gut bin nur etwas Erkältet." antwortete Silvia und wischte sich die Tränen weg. „Aber wenn man Erkältet ist dann läuft die Nase und bei dir laufen die Augen!" stellte die kleine fest. Silvia musste lächeln und sie stellte einmal wieder fest was ihre Nichte doch für ein aufgewecktes Mädchen sie doch war.

Der Weg Ist das ZielWo Geschichten leben. Entdecke jetzt