In einem anderen Universum... Teil 1

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Wir sitzen da, um das Lagerfeuer herum. Eine Gruppe junger Erwachsener, die betrunken und bekifft in Erinnerungen schwelgt. Wie schön dieser Sommer doch war, wir waren jung, durch die Schule zu kommen unser größtes Ziel. Die trockene Realität war noch Jahre entfernt.

Dieses Camp war das Highlight unseres Jahres gewesen, etwas einmaliges. Drei Wochen in den USA, ein Camp um Menschen aus der ganzen Welt kennenzulernen.

Und jetzt sitzen wir da, um das Lagerfeuer herum und erzählen uns, was seit dem passiert war. Welcher Beruf unsere Lebenszeit gerade raubt und wer uns vielleicht eben diese gerade versüßt.

Ich schaue zu meinem Gegenüber, dass meinen Blick durch das Feuer erwidert. Während wir auf diesem Camp waren, hätte ich schwören können, dass aus ihm noch die Liebe meines Lebens werden hätte können. Aber manchmal passiert einfach nicht das was passieren sollte. Wäre der erste Dominostein umgefallen, hätte er die anderen automatisch mit umgerissen, doch wenn dieser nicht fällt, bleibt alles andere aus. So war es bei uns, niemand hat diesen ersten Schritt gemacht, obwohl wir diese drei Wochen durchgehend zusammen verbracht hatten.

Ich lächle ihn an. Plötzlich steht er auf, kommt um das Feuer, das uns getrennt hatte herum und setzt sich neben mich. "Hi, wie geht's dir so. Wie haben ja schon Ewigkeiten nicht mehr miteinander gesprochen", begrüßt er mich. Ich antworte ihm und wir beginnen miteinander über alles Mögliche zu reden. Es fühlt sich direkt sofort an wie damals, wenn wir am Abend alleine im dunkeln gesessen sind und einfach geredet haben.

Also spreche ich das an, was mir am Herzen lag: "Weißt du noch. damals, am Camp. Ich war dezent in dich verknallt." Er meint sofort: "Wow, ich hab auch mehr für dich empfunden, aber ich war mir nicht sicher, ob du mich überhaupt magst." "Was für ein Blödsinn, warum wäre ich sonst so an dir gepickt." Wir schmunzeln über unsere Unfähigkeit. "Vielleicht waren wir einfach zu jung und zu dumm.", meine ich irgendwann, da das Gespräch zu stocken beginnt. "Uff, was glaubst du, wäre passiert, wären wir in Kontakt geblieben."

"Wären wir vielleicht schon am Camp zusammen gekommen?", fragt er. "Hm, vermutlich nicht. Wir waren zu dumm gewesen und hätten uns beide niemals getraut, beziehungsweise... naja egal. Vermutlich hätte ich dich angeschrieben, unter irgendeinem seltsamen Vorwand. Etwas wie, ich musste gerade niesen und habe an dich gedacht, weil du niesen musst, wenn du in die Sonne schaust und ich dich damit die ganze Zeit aufgezogen hätte. Und dann hättest du geantwortet und wir hätten ziemlich viel Blödsinn geschrieben", fange ich an.

"Das klingt gut... wahrscheinlich hätten wir über so Zeug geschrieben wie, dass du dir einen reichen Hietzinger mit Villa suchen willst, da ich aus Hietzing komme, und ich dich mit ein paar bekannt machen soll. Aber du hättest es versucht in eine flirtende Richtung zu ziehen, in dem du so etwas sagst wie, ich hab eh dich, vielleicht kann ich auf das alt verzichten und einfach glücklich mit einem Gleichaltrigen sein.", zieht er nach.

"Und vielleicht hätten wir uns dann irgendwann getroffen und etwas unternommen. Vielleicht wären wir ins Kino gegangen, in dieses seltsame kleine Kino beim Schwedenplatz, in das nur Senioren gehen und dort wären wir in einem blöden Film gesessen und hätten uns so aneinander gelehnt, wie im Flieger auf der Rückreise nach hause. Allerdings hätten wir nicht einmal Händchen gehalten.", denke ich unsere Geschichte weiter.

"Hm, am Schwedenplatz sagst du? Dann hätte ich dich danach sicher zu einem Eis eingeladen. Und wir wären dort gesessen, auf einer dieser grindigen Bänke, und hätten einem Straßenkünstler zugehört der, hm... E-Gitarre spielt. Und wir hätten darüber geredet, dass ich mir eine E-Gitarre kaufen will und du hättest gesagt, dass genau wegen so etwas Simmering besser ist, als Hietzing, weil es dort ein großes Musikgeschäft im Gasometer gibt. Während wir reden, wäre es dunkel geworden und ein bisschen kühl und nach einiger Zeit hätte ich sicher aufs Klo müssen, aber da es so schön ist, mit dir zu reden, hätte ich das alles einfach ignoriert." meint er. Bei der Vorstellung von unserem ersten Date, dass nie stattgefunden hat, fühle ich mich auf eine seltsame Art und Weise wohl und unwohl zugleich.

"Danach wären wir wieder nach Hause gefahren und du hättest mich freundschaftlich zum Abschied umarmt, so das ein Arm über der Schulter ist und der andere bei der Hüfte. Vermutlich hätten wir dann weitergeschrieben. Allerdings wäre mir irgendwann aufgefallen, dass ich immer dich anschreibe und du mich nie." - "Das ist Schwachsinn, natürlich hätte ich dich auch angeschrieben" - "Aja? Du warst damals schon ziemlich unfähig." - " Hm, vielleicht hast du recht" - "Na dann, lass mich weitererzählen. Also, wir hätten geschrieben. Und dann hätte ich irgendwann aufgehört zu schreiben, um zu schauen, ob du schreib en würdest, was du nicht tust. Also schreibe ich dir nach zwei Wochen Funkstille etwas wie... Hey, es tut mir echt leid. Ich muss dir in letzter Zeit ur auf die Nerven gegangen sein . Wollte dir nur sagen, dass ich es verstanden hab. Du hättest dich erst nach Stunden gerührt, aber hättest dich entschuldigt und gefragt, ob wir was machen wollen. Mein Herz wäre vor Freude fast aus meinem Brustkorb gesprungen, so heftig hätte es geschlagen und wir hätten uns verabredet um, ich weiß nicht wohin zu gehen. Danach hättest du mich auch manchmal angeschrieben.", spinne ich die Geschichte weiter.

Also macht er weiter: "Also nachdem ich das Treffen vorgeschlagen hätte, wären wir zum Prater gegangen. Dort hatte ich schon einmal so etwas ähnliches wie ein Date. Wir hätten sehr lange small talk geführt und wären durch die Attraktionen gegangen. Ohne Händchen halten, an dem Punkt wären wir noch nicht gewesen. Am Abend hätten wir uns dann in einen der Gastgärten gesetzt und hätten ein bisschen was gegessen. Es wäre ein schöner Abend gewesen und wir hätten viel geredet. Danach wären wir aber wieder nach hause gefahren...

Ok, warte kurz, mein Bier ist leer, magst du auch eines" - "Ja klar, danke." Er wäre weggegangen während ich überlege, wie es hätte weitergehen können...

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