Drei Tage. Mehr Zeit hatte Taddl zu seinem Glück nicht im Krankenhaus verbringen müssen. Obwohl die Psychologin, die ihn dort befragt hatte, wahrscheinlich am liebsten sofort in der Psychiatrie angerufen hätte. Aber sie hatte es unterlassen, weil Taddl ihr versichert hatte, dass es ihm ausgesprochen gut ginge. Na ja, eigentlich war das nicht mal so gelogen. Denn irgendwie war er noch nie so froh gewesen sein, am Leben zu sein. Natürlich dachte man sich oft: „Toll, dass ich das mal erlebt habe.“ , aber irgendwie war das doch noch mal was anderes. Jeder Atemzug fühlte sich an wie ein Geschenk. Denn er wusste, dass er das um ein Haar nicht mehr hätte tun können. Trotzdem fühlte es sich irgendwie auch schlecht an. Da war schließlich noch Ardy, der das tatsächlich nicht mehr tun konnte. Er war nicht religiös, doch fragte sich trotzdem, ob er ihn irgendwann wiedersehen konnte. Bei dem Gedanken daran verließ eine Träne sein Auge. Es war ein trauriger und ein schöner Gedanke, doch eigentlich einer, mit dem er sich momentan noch nicht befassen sollte. Dafür war er noch nicht bereit. Als er endlich wieder in seiner Wohnung war, wollte er fast schon: „Ich bin wieder zu Hause!“ rufen, als ihm einfiel, dass hier gar niemand mehr auf ihn wartete. Dass er hier jetzt allein war... Und er wusste noch nicht, ob er das besser bleiben sollte. Manuel hatte sich nicht bei ihm gemeldet, vermutlich war er sowieso erleichtert, mal von ihm weg zu sein. Taddl seufzte leise. Er öffnete ein Fenster im Wohnzimmer, um die stickige Luft entweichen zu lassen. Er ließ sich auf seiner Couch nieder und blieb dort sitzen. Man sah ihm an, dass er intensiv nachdachte. Jetzt wo sein Plan gescheitert war, wusste er nicht, was er tun sollte.
Manuel auch nicht. Nein, ganz und gar nicht. Er saß auf einem Bett, das nicht seines war und starrte zu Boden. „Alles klar, Manu?“, fragte jemand vorsichtig. Er antwortete nicht. „Hey...“, versuchte die andere Person ihn ruhig zu erreichen und berührte ihn vorsichtig am Arm. Er sah auf. Ein Junge mit kurzem, schwarzem Haar sah ihn besorgt an. Es war so ziemlich der einzige Freund, den er aus der Schulzeit noch hatte. Und der einzige, zu dem er im Moment gehen konnte, so dachte er. „Sorry, habe nachgedacht.“ „Ich hab's gemerkt. Was ist denn los?“ „Ich mache mir Sorgen um meine Mutter. Und um Taddl...“ „Wieso bist du auch einfach von zu Hause weggegangen?“, seufzte der andere und setzte sich neben ihn. „Meine Mutter hätte mich nie gehen lassen.“ „Wusste Taddl das eigentlich?“ Manuel schüttelte den Kopf. Er hatte ihm damals auf die Frage hin was seine Familie davon hielt versichert, dass die kein Problem damit hätte. Dabei war wohl eher das Gegenteil der Fall. „Willst du wieder nach Hause?“ „Ich kann meiner Mutter nicht mehr in die Augen sehen. Sie denkt, ich bin wie mein Vater. Einfach abgehauen. Vielleicht hat sie damit auch Recht...“ „Alter, Manu! Du bist doch nicht wie dein Dad!“ „Ich weiß nicht, vielleicht ja doch. Ich bin einfach weggegangen.“ „Ja und? Du bist doch nicht abgehauen, weil du keinen Bock mehr auf zu Hause hattest! Du bist aus einem guten Grund gegangen, du wolltest ihm helfen, nicht deiner Familie schaden und du wirst auch nicht zurückkommen, weil du sie tyrannisieren willst!“ Manuel nickte leicht. „Stimmt schon, ja...“ „Was willst du jetzt tun? Ewig kannst du nicht hier bleiben. Ich würde natürlich kein Problem damit haben, aber das ist keine Lösung.“ „Das weiß ich.“ Schweigen trat ein. Manuel verbarg das Gesicht mit den Händen und raufte sich leicht die Haare. Er wusste einfach nicht, was er tun sollte! Seine Mutter wollte ihn jetzt nicht mehr sehen, Taddl wollte ihn nicht mehr sehen... „Ich... Ich muss zurück...“ „Zurück wohin?“ „Zu Taddl. Ich halte das nicht aus. Ich muss ihm die Wahrheit sagen.“ „Das denke ich auch.“ Manuel wusste noch nicht ganz, was er mit der Entscheidung jetzt anfangen sollte.
Er wusste es auch zwei Stunden später nicht, als er mit einem Zug Richtung Köln fuhr.
Und er wusste es auch nicht, als er dort ausstieg und sich durch das Getümmel am Bahnhof drängte. Erst als er langsam seinen Weg zu Taddls Wohnung antrat, war ihm bewusst, was er da gerade tat. Obwohl Taddl ihm unmissverständlich klargemacht hatte, dass er wollte, dass er sich aus seinem Leben raushielt und einfach wegging, aber er konnte nicht. Nein, er konnte einfach nicht. Selbst wenn er es wollen würde. Und er wollte es nicht einmal. Er wollte nämlich bei Taddl bleiben, koste es, was es wolle. Außerdem hatte er ihm noch viel zu sagen. Er musste ihm noch sagen, was er für ihn fühlte, er musste ihm noch sagen, warum er sich so verhalten hatte, warum er zurückgekommen war, was ihn Nachts beschäftigte, dass er ein wundervoller Mensch war und vor allem, dass er nicht mehr gehen wollte, egal, was er ihm zu sagen hatte.
Manuel hätte sich schlagen können, als er minutenlang nach einem Schlüssel kramte, als er vor seiner Tür stand. Natürlich hatte er den bei Taddl gelassen, schließlich hatte er eigentlich kein Recht mehr dazu, sich in seiner Wohnung zu befinden. Es war komisch, klingeln zu müssen und nicht einmal zu wissen, ob man überhaupt die Tür geöffnet bekam. Es war wie als stünde man nach hunderten Jahren das erste mal wieder vor seinem zu Hause und hatte Angst davor zu sehen, was damit passiert war, andererseits war man aber auch neugierig. Natürlich öffnete Taddl die Tür nicht beim ersten Mal. Manuel kannte ihn gut genug, um das zu wissen und nicht aufzugeben. Er klingelt einfach weiter. Ihm kam gar nicht in den Sinn damit aufzuhören. Dass Taddl vielleicht außer Haus war, daran dachte er erst gar nicht. Also wartete er stur darauf, bis er ihm die Tür öffnete. Und ja, es dauerte, doch er tat es.
Irgendwann, da öffnete sich die Tür und die beiden sahen sich an. Ihre Blicke trafen sich sofort und lösten sich nicht mehr voneinander. Keiner brachte auch nur ein Wort heraus. Weder ein „Hallo“, noch ein „Was machst du hier?“. In diesem Moment schien sich nichts in ihren Köpfen zu befinden, sie starrten sich einfach nur an.
- Kapitel wurden dieses Wochenende etwas kürzer. Ja. Äh... Ja. Sorry. Und so. 17k Reads und 1k Likes. Dafuq, danke! Ich jetzt gehen tun bis nächste Woche! -
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Rette mich [GLP x Taddl/GLPaddl FF]
FanfictionSchicksalsschlag für Taddl. Nachdem er Ardy bei einem Unfall verliert, liegt eine schwere, dunkle Zeit vor ihm. Er versinkt immer weiter in seinen Ängsten und Sorgen. Langsam aber sicher richtet er sich mental zu Grunde, aber er lässt niemanden an s...