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„Woo, zieh deine Schuhe aus", befiehlt San, mit sanfter Stimme. Verdutzt schaue ich zu meinem Gegenüber. Warum sollte ich meine Schuhe ausziehen? Wer weiß, was in diesem Haus alles rumliegt. Vor allem mit diesen Scherben nun. Da möchte ich nicht hineinlaufen.

„Du wirst die Badewanne heute nicht mehr verlassen", sagt er. Zwar weiß ich nicht genau was er meint, doch möchte ich auch nicht mit ihm diskutieren, weshalb ich die Schnürsenkel löse und meine Schuhe ausziehe, sie auf den Badezimmerboden abstelle. „Und nun?", frage ich, erhalte keine Antwort. Stattdessen vernehme ich nur, wie er das Wasser anmacht. Warmes Wasser.

„Sag mir, Woo, was dachtest du, nachdem du dem Brief zum ersten Mal gelesen hattest?"
Gar nicht lange benötige, um zu verstehen welchen Brief er meint.
„Was ich dachte? Nun, ich verstand nicht, warum du nie mit mir über deine Probleme gesprochen hattest. Warum du lieber schwiegst und letztendlich einen so derartigen Weg als Lösung empfandest.."

„Sag mir", seine Stimme wird auf einmal etwas ernster. „Verstehst du es immer noch nicht?"

Nun muss ich überlegen. Verstehe ich immer noch nicht, warum er nie über seine Gefühle sprach?
Ich schüttle meinen Kopf.
Doch, ich verstehe. Er wollte niemanden damit belasten. Er wollte niemanden mit seinen Problemen auf die Nerven gehen. Er wollte es selbst schaffen, damit klarzukommen, doch es ging nicht.

„Du verstehst es, Woo", sagt er und hält mir die Scherbe vor die Nase. „Denn du fühlst mittlerweile genauso."

choi san 「woosan」 ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt