Lion's Pride [DEU]

2. Löwenkind

"Glück entsteht oft durch Aufmerksamkeit in kleinen Dingen,
Unglück oft durch Vernachlässigung kleiner Dinge."
- Wilhelm Busch

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Selten herrschte eine solche Ruhe in der Gildenhalle von Fairy Tail. Nur das knarzende Geräusch der hölzernen Stühle, das Abstellen von Trinkbecher, gelegentliches Flüstern und unterdrücktes Schluchzen unterbrach die Stille.

»Es ist schon eine Weile her, seit sowas passiert ist«, murmelte Macao Wakaba zu.
Der Pfeifenraucher nickte nachdenklich. »Deshalb gibt es in der Gilde nicht viele ältere Frauen. Wenn eine schwanger wird, ziehen sie sich in neun von zehn Fällen zurück, damit sie sich ganz der Erziehung des Kindes widmen kann.«
Reedus hörte auf, die Szene an der Bar zu skizzieren, die fast alle verstummen ließ. »Aber wenn sich Lucy zur Ruhe setzt, müsste sie die Schlüssel ihrer Stellargeister aufgeben, oui? Sie würde sie niemals aufgeben!«
»Und wenn sie die Schlüssel aufgibt«, realisierte Macao und senkte seine Stimme, »verliert sie ... ihn.«

Mit ihn war der Mann in Reedus' Skizze gemeint. Ein erbärmlicher Anblick und nur noch selten in der Gilde anzutreffen. Deshalb wollte der Künstler diesen Anblick einfangen, um die andere Seite ihrer normalerweise lebenslustigen Magiergruppe einzufangen.
Loke saß zwischen Gildarts und Lisanna an der Bar, die ihn beide mit besorgter Miene beobachteten, während Mirajane ihn drängte, etwas Beruhigendes für seine Nerven zu trinken. Loke's Arme lagen verschränkt auf dem Tresen, sein Kinn ruhte auf seinen Unterarmen während er ausdruckslos vor sich hinstarrte. Von Zeit zu Zeit schüttelte er den Kopf, während er versuchte alles zu verstehen.
»Wir ... wir waren vorsichtig. Jedes Mal. Jedes gottverdammte Mal!« sagte er gequält.

Lisanna streichelte beruhigend seinen Rücken, als würde sie eine Katze streicheln, der ein Tierarztbesuch kurz bevor steht. »Die Verhütungsmittel der Menschen funktionieren bei Celestial Spirits nicht, weil ... nun ja, Latex schützt vor Magie nicht. Ich habe meine große Schwester nach magischen Verhütungsmitteln gefragt. Das wäre der einzig sichere Weg.«
»Das wusste ich nicht«, flüsterte Loke. »Ich habe nicht ... niemand hätte es wissen können. Das sollte überhaupt nicht möglich sein. Aber ... auch beim letzten Mal ...«

Bevor er noch etwas sagen konnte, zersplitterten die Holztüren der Gilde wie ein heruntergefallener Eiswürfel. Eine glitzernde weiße Lanze durchschnitt die Luft, verfehlte nur knapp die anderen Mitglieder der Gilde und durchlöcherte Cana's Bierfass, aus dem sie gerade trank. Die Lanze durchstach Lokes Brust mit einem Ausbruch aus Eis und golden schimmernder Stellarmagie.
Lisanna schnappte erschrocken nach Luft und entfernte sich ein paar Schritte. Gildarts drehte sich herum.
»Gray, nicht hier, nicht jetzt«, warnte er und sah absolut ernst aus.

Gray's blaue Augen waren wie lebendige Flammen. Sie schimmerten halb wahnsinnig vor Eifersucht, aber auch vor Entsetzen und Angst um einen Freund. Anstatt nachzugeben, drehte er sein Handgelenk ganz leicht. Loke schrie auf, als sich die eisige Waffe mit einem quietschenden Geräusch drehte.
»Nicht, Gray«, bittete Mirajane.
Gray brodelte. »Du ... beschissener... Bastard.«
Macao entzündete seine lila Flamme und schmolz das Eis. Sein Gesicht blieb ruhig und sympathisierte mit dem Teenager. »Das reicht.«
In der Zwischenzeit eilte Wendy hinüber, um Loke zu heilen.

Gray marschierte herein. Ausnahmsweise war er vollständig angezogen, was bewies, dass er nicht in seinem normalen Geisteszustand war. Er ging auf Loke zu, ergriff seine Schulter und riss ihn herum. Loke war schon blass durch das Loch in seiner Brust, aber Wendy's Magie half schnell.

»Hör mir gut zu, du dreckige Wildkatze«, drohte Gray ruhig. »Jeden Schmerz, den Lucy erleidet, werde ich dir zehnfach heimzahlen. Für jede Träne die sie weint, während sie durch eine Hölle voller Qualen geht, nur weil du deine Hose nicht oben behalten konntest, werde ich drei Tropfen deines Blutes vergieße. Und wenn - Gott bewahre - das Schlimmste passiert, wenn sie bei der Geburt stirbt ... wenn Lucy stirbt, weil deine Dämonenbrut zu stark für ihren zerbrechlichen Körper ist; wenn sie stirbt, weil irgendein gottverdammtes Gesetz gebrochen wurde - ein Gesetz, von dem du wusstest - dann schwöre ich bei Gott«, zischte er und beugte sich so weit vor, dass seine Nase fast die von Loke berührte, »dass ich dich jagen werde, egal in welches Reich auch immer du entschwindest. Ich werde dich für den Rest meines Lebens jeden Tag quälen. 70 oder 80 Jahre mögen für einen unsterblichen, himmlischen Geist wie ein Tropfen auf den heißen Stein sein, aber ich werde jede Minute davon zu einem Albtraum machen, den du nie vergessen wirst, egal wie viele Äonen du noch lebst.«