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Harry Potter, der Junge der überlebte. Für die meisten ein Wunderkind, eine Hoffnung. Dabei vergessen sie das Wesentliche.

Der Junge muss sterben.

Wie dumm kann man sein, zu denken, ein Baby sei stärker als Voldemort? Wie kann man glauben, dass Voldemort der Vergangenheit angehöre? Wäre es nicht der perfekte Schachzug, schwach zu erscheinen, den Magiern eine Hoffnung zu geben, um diese dann brutal zu zerstören?

Zauberer sehen nur das, was sie sehen wollen. Das ist ihr Problem.


„Wie hätte man den Konflikt zwischen Zauberern und Kobolden vermeiden können? Nun ich denke...", Professor Binns' Frage war rhetorisch gemeint. Meistens vergaß er seine Schüler und redete undeutlich vor sich hin. Ein Jammer, da Geschichte ein wichtiges Fach ist, welches besonders für die Verhaltensforschungen von Magiern in der Vergangenheit von Nutzen ist. Ohne den Blick von meinen Notizen zu nehmen, hob ich die Hand. Professor Binns' raue Stimme stockte kurz, als hätte ich ihn brutal aus seiner Welt gerissen.

„Ja? Haben Sie eine Frage?"

„Nein, dafür eine Antwort. Wissen ist die Lösung. Und Aufklärung. Statt erst so spät das Fach Geschichte einzuführen, sollte man viel früher die Fehler der Vergangenheit Kindern zeigen und dabei immer beide Blickwinkel der Situation beleuchten.

Sie, Professor Binns sind das perfekte Gegenbeispiel. Bis jetzt haben Sie immer nur von den Zauberern gesprochen, die Kobolde haben sie völlig außer Acht gelassen. Haben sie in den letzten hundert Jahren je einmal ihren Lehrplan aktualisiert?"

In der sonst so lauten Klasse wurde es still. So still, dass alle ein blondes Mädchen anstarrten, als sie husten musste. Sie lief rot an.

„Zu den Kobolden werden wir noch kommen und ich bekomme alle zehn Jahre einen neuen Lehrplan per Eule gebracht."

„Großartig. Aber wer versichert mir, dass sie den Lehrplan auch durchnehmen und nicht verstauben lassen?"

„Wie lautet Ihr Name?"

„Genauso wie am Anfang des Schuljahres. Sie müssten ihn wissen. Denn wenn sie ihre Schüler beim Namen ansprechen, gibt ihnen dies gleich ein Gefühl der Individualität und nicht als wären sie nur ein winziges Rädchen im System. Das müsste übrigens auch in ihrem Lehrplan stehen."

„Wer oder was gibt ihnen den Grund, so über meinen Unterricht zu reden?" Professor Binns schwebte auf mich zu. Dann klingelte es.

Die Schüler erhoben sich und mein Lehrer zog sich zurück, weil er das Gedränge hasst.

Ich mischte mich unter die Jugendlichen und mir gelang es, zu entkommen. Doch ich konnte mich kaum für meine wortgewandte Konter loben, da hielt mich bereits jemand am Arm fest.

„Warum hast du das getan, Quinn?"

Hermine.

Hermine war eine akzeptable Freundin, wenn man unser Verhältnis so bezeichnen kann. Noch nie zuvor war ich in den Genuss einer Freundschaft gekommen und das aus gutem Grund. Wenn du jemanden liebst, bist du verletzlich. Ich bin nicht verletzlich und möchte es nie sein.

„Weil er nicht das tut, was er tun sollte. Und weil er mich genervt hat.", antworte ich gereizt.

„Das geht doch auch anders." Manchmal, wenn ich Hermine anschaue, glaube ich, dass sie denkt, jedes Problem lösen zu können. Wenn es nur so einfach wäre. Sie ist naiv. Hermine stammt aus einer Muggelfamilie, und erfuhr erst vor kurzem, dass es Magie gebe. Magie klingt für die meisten wunderschön. Ist sie auch in gewisser Weise, aber meistens ist sie schrecklich und grausam.

„Du hattest Glück, dass wir keine Hauspunkte verloren haben."

Natürlich. Hermines heilige Hauspunkte.

„Der alte Binns kennt doch nicht einmal meinen Namen. Nächstes Mal tun wir einfach so, als hätte es diesen Vorfall nie gegeben, und Beweise hat er keine, zufrieden?", versuchte ich Hermine zu besänftigen. Ehe sie etwas erwidern konnte, entschuldigte ich mich mit der Ausrede, ich hätte etwas im Gemeinschaftsraum vergessen.

Mir war klar gewesen, dass Hermine nicht auf meiner Seite stand. Es war albern, mich wegen solch einer kleinen Sache mich aufzuregen. Doch dieser Vorfall war nur wieder eine Bestätigung.

Ich alleine gegen den Rest der Welt, so war es immer und so wird es immer sein.

Später, am Nachmittag schlich ich mich zu Hagrids Hütte. Fang begrüßte mich fröhlich und entlockte mir ein Lächeln. Tiere wissen genau, wie sie einen zum Lachen bringen. Anders als Menschen. Die wissen nur, wie man einen zum Weinen bringt.

Hagrid trat aus seiner Hütte und versuchte Fang von mir wegzubekommen. „Du hast schon immer ein gutes Händchen für Tiere gehabt, wie? Sie verstehen einen, obwohl sie unsere Sprache nicht sprechen. Bevor ich es vergesse, ich habe noch eine Überraschung für dich, Fang hat deine Felsenkekse letztes Mal ja leider in den Schlamm geworfen und ich konnte noch keine nachbacken.". Ich zwang mich zu einem Lächeln. Hagrid konnte nicht wissen, dass ich die Felsenkekse absichtlich in den Schlamm geworfen hatte. Und dass ich Überraschungen hasse. Die Tatsache, dass er mir etwas anderes als Felsenkekse schenken wollte, machte es nicht besser. Ich konnte nur hoffen, dass es nichts Gefährliches ist.

„Aber kommen wir zuerst zu deiner Flugstunde." Mein Herz machte einen Hüpfer, wie immer, wenn er Nava erwähnte. Nava ist Hagrids wunderschöner Hippogreif. Sie ist unglaublich stolz und schön, wie ich. Sie ist die einzige, so arrogant es auch klingt, mein Niveau hat.

Zügig machten wir uns auf den Weg, bedacht darauf, dass niemand sah wie wir den Dunklen Wald betraten. Ich kannte den Weg zu Nava durch den Verbotenen Wald mittlerweile wie meine Westentasche, was sehr hilfreich sein kann.

Unterwegs sahen wir Zentauren. Höflich grüßten wir, doch die Zentauren schienen nicht erfreut über unseren Besuch. Hagrid murmelte, ich solle bereits vorgehen, er habe noch etwas zu klären. Das ließ ich mir nicht zweimal sagen. Zwar wollte ich Hagrid nicht allein lassen, doch ich war ebenfalls froh den Zentauren zu entkommen. Sie waren mir noch nie geheuer gewesen. Ich wollte so schnell wie mich meine Beine trugen zu der nächsten Lichtung laufen, zwang mich aber zur Ruhe. Ich schritt schnell aber mit Stolz, als hätte ich alles unter Kontrolle, Erst, als ich sicher war, dass sie mich nicht mehr sehen konnten, rannte ich los.

Eine Ewigkeit später war ich endlich angekommen. Ich rang nach Atem und brauchte einige Sekunden, bis sich meine Atmung wieder einigermaßen unter Kontrolle hatte.

Ungeduldig wartete Nava bereits. Sie strahlte eine unglaubliche Würde aus, die jeden sofort in die Knie zwang. Jeden außer ich. Ich knickste leicht, zu mehr konnte ich mich nicht überwinden.

Als sie angetrabt kam kraulte ich sie unter ihrem rechten Flügel. Ich merkte nicht sofort, dass sie mich anstupste- bis sie mich in den Arm zwickte.

„Ist ja schon gut, kein Grund gleich aggressiv zu werden.", meinte ich, ich war ihr aber nicht böse, da ich genauso reagiert hätte.

Gespielt genervt setzte ich mich auf ihren Rücken. Ich hatte gerade noch Zeit, mich festzuhalten, als Nava bereits abhob.

Ich schloss die Augen und nahm jede noch so kleine Veränderung der Umwelt wahr. Nun konnte ich sie deutlich spüren, meine Kraft, die im inneren brodelte und gezeigt werden möchte...

Gemeinsam einsamWo Geschichten leben. Entdecke jetzt