Obwohl die Sonne hinter großen und dicken Wolken verborgen war trug sie nur ein dünnes Kleid, dessen Rocksaum um ihre schlanken Beine wirbelte, während sie auf eine kleine Waldlichtung rannte. Es war nicht das erste Mal, dass wir uns hier trafen, nein, wir kamen so oft es nur ging hierher, doch dieser eine Tag blieb mir so deutlich in Erinnerung. Ich wusste, ich würde diese Erinnerung niemals mehr aus meinen Gedanken verbannen können.
Meine Geschichte ist nicht von der Art, in der es Helden gibt die eine schwierige Aufgabe zu erledigen haben bevor sie ihren Liebsten in die Arme fallen und sie glücklich bis ans Ende ihrer Tage leben können. In meiner Geschichte geht es überhaupt nicht um mich und mein Anfang der Geschichte ist gar nicht nur meine Geschichte, sondern nur der Anfang von der Geschichte eines Mädchens, dass ich einst kannte.
Die Geschichte begann, wie ich sie nie zuvor von den alten Weisen erzählt bekommen habe, wenn wir am gemütlichen Feuer saßen und sie uns die Sagen unseres Volkes lehrten.
Wenn die Weisen erzählten schwieg alles still. Jedes Kind, jeder Mann jede Frau. Die Kinder aber hörten am aufmerksamsten zu.
Dann sagte nie auch nur eines dieser Kinder ein Wort, wenn die Weisen erzählten. Ihre Augen hingen an den Lippen des Erzählers und ihr kleiner Verstand saugte alles auf, was sie hörten und merkte es sich gut.Das Mädchen aus meiner Geschichte war immer eines der ersten Kinder, die sich um das Feuer setzte wenn das Erzählen wieder begann. Noch bevor sie richtig sprechen konnte, lief sie hinter ihren älteren Brüdern auf ihren kleinen Beinchen her, um sie zu den Weisen zu begleiten.
Zu jener Zeit lebte ich noch nicht in ihrem Dorf. Ich kam in dem Winter, als ihre jüngere Schwester geboren wurde, in die kleine Siedlung. Zusammen mit meiner Mutter, die zu der Zeit schwerkrank war. Obwohl die Einwohner des kleinen Dorfes uns mit höflichen Gesichtern willkommen hießen, ließ diese Freundlichkeit schnell nach als man davon hörte, dass meine Mutter eine Zeit lang bei den Bleichen zu Gast gewesen sei. Die Leute fürchteten die Bleichen und mein helles Haar war keine besonders große Beruhigung für sie. Plötzlich meinte ein jeder etwas zu bemerken, dass vorher nicht so gewesen war. Sei es nur ein kurzer Augenaufschlag, ein Muttermal hinten am Hals oder auch der unerwartete Frost, der die Felder vorzeitig karg werden ließ. Der schwarze Umhang, den wir vor unser Fenster hängten, war angeblich zur Abwehr der bösen Geister und jeder der ihn berührte, würde auf der Stelle blind werden. Oder man flüsterte den Kindern grausige Sachen zu, darüber, warum meine Mutter ihr linkes Bein nachziehen musste, um sie zu erschrecken und von uns fern zu halten.
Doch Volia war eine starke Frau. Sie ließ sich nicht so schnell vertreiben und weil wir sonst keine Schwierigkeiten machten und auch nicht besonders auffielen, ließen sie uns in Ruhe und versuchten uns einfach aus dem Weg zu gehen.
Nicht so mein Mädchen. Von dem ersten Moment an als ich sie über die Straße rennen sah, im verzweifelten Versuch ihre Brüder einzuholen, die auf dem Weg zum Weisen waren, war sie in meinem Herzen eingeschlossen, bevor ich auch nur einmal mit ihr gesprochen hatte.
An diesem besagten Tag also, als wir zusammen auf diese Waldlichtung rannten, war sie bereits im Alter von neun Jahren und ich spielte mich als ihr großer Beschützer auf, der ich mit zwölf Jahren einen ganzen Kopf größer als sie war. Dieser Größenunterschied hinderte sie nicht daran zu zeigen, dass sie stark war. Mit ihrem Dickkopf versuchte sie alles zu bekommen, was sie wollte, selbst wenn sie sich darum prügeln musste. Zweifellos hatte sie das von ihren älteren Brüdern gelernt. Für mich war Nantea nicht nur ein kleines Mädchen, sondern vielmehr eine Schwester, ein Kamerad dem ich beibringen musste sich in diesem Leben durch zu kämpfen und sich nicht unterdrücken zu lassen.
Ich erinnere mich noch sehr gut an ihr helles Lachen als ich sie einfing und gleichzeitig umschmiss. Lachend purzelten wir zu Boden und wälzten uns auf dem weichen Gras hin und her, bis uns schwindelig wurde und wir uns erschöpft im Gras ausstreckten. Der Himmel über uns war so gewaltig weit und die graue Wolkenschicht bewegte sich nur sehr langsam über uns hinweg.
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Nantea - Die Wege die wir gehen
Adventure"Wie endet diese Geschichte?" Ihre Augen flehten ihn an die Wahrheit vor ihr nicht auszusprechen, ihr ein letztes Mal die Illusion zu schenken an einem anderen Ort zu sein. Langsam beugte er sich zu ihr und strich ihr über die verschmutzte Wange. "D...