Kapitel 2

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So früh, wie es ihr eben möglich war, sprang Alisa am nächsten Abend aus ihrem Sarg und stellte sich sogleich an die Reling, um vielleicht vor dem Unterricht noch etwas Spannendes auf dem Meer zu entdecken. Doch nichts passierte und bevor sie ihre Blutration für heute verpasste, lief Alisa schnell zu den anderen Erben unter Deck, wo bereits die Teller aufgetragen wurden.

Schwungvoll lies sie sich neben Ivy fallen, die sich schon genüsslich über ihren Teller hermachte. Ivy sah nur kurz mit einem begrüßenden Blick auf, dann widmete sie sich wieder ihrem Frühstück. "Ich kann es noch nicht glauben", lachte sie zwischen zwei Löffeln.

"Stimmt ja!", rief Alisa und klatschte sich die Hand auf die Stirn. "Ab heute bist du wieder im Unterricht dabei!"

"Korrekt", grinste Ivy. "Ich hab mich jetzt schon dreimal verschluckt, du glaubst nicht, wie aufgeregt ich bin!"

"Ich glaube dir, dass du aufgeregt bist, aber wie aufgeregt ist schwer zu sagen", lachte Alisa und verstummte abrupt, als Baron Magnus af Dracas an ihr vorbeistapfte. 

"Hast du immer noch Angst vor ihm?", flüsterte Ivy.

"Nicht Angst", wehrte Alisa ab. "Nur ein wenig zu viel Respekt. Er wirkt wie ein großer Bär, den man nicht reizen sollte."

"Wie willst du Baron Magnus denn reizen?" Ivy rollte mit den Augen. "Du hast ihm doch nichts getan. Gut, das eine Mal mit Calvina, aber das war doch ein Unfall!"

"Ach lass mich doch", lachte Alisa trotzig.


"Heute bringt euch Malcolm etwas bei, das so nur die Engländer können", leitete Conte Claudio den Unterricht ein. "Feine Manieren. Warum die Englischen? Ganz einfach, sie sind die, die sich bewährt haben und Sir Milton hat darauf bestanden." Einige Schüler lachten leise. 

Malcolm stand grinsend auf und schlenderte in die Mitte des Unterrichtsraumes. "Ganz genau", schnarrte er und holte eine Teekanne vom Tisch hinter seinem Rücken hervor. "Wir beginnen, sieben Stunden zu spät, mit der Tea Time, für die ihr lernen solltet, wie man die Tassen hält, gerade sitzt, nicht so wie du, Seymour, und was man sonst noch beachten muss. Ihr habt alle Tassen vor euch stehen, in die ich jetzt Tee gießen werde. Dann erkläre ich euch was ihr tun müsst." Er goss das dunkle Getränk in die Tassen und nahm sich dann selbst eine. 

"Zuerst - Seymour lass die Tasse stehen -  müsst ihr euch richtig hinsetzten. Steht vorher einmal auf." Malcolm sah kurz in die Runde. "Gut. Jetzt haltet ihr euren Rücken gerade, das Kinn oben. Stellt euch am Besten vor, von der Decke hängt ein Apfel herunter, direkt vor eurer Nase, und ihr müsst ihn mit dem Mund fangen - doch nicht in der Luft herumbeißen, Tammo - und dann setzt ihr euch auf euren Stuhl, den Rücken gerade, das Kinn oben. Wundervoll. Jetzt gibt es einen Unterschied zwischen Damen und Herren; die Damen stellen ihre Beine leicht schräg nach rechts und legen das rechte Bein hinter das linke - genauso, Joanne - und legen die Hände, solange sie weder essen, noch trinken, übereinander in den Schoß." Malcolm machte es vor und sah dabei ungemein amüsant aus. "Die Herren - Lars, grinse nicht so dämlich - setzten sich ebenso gerade hin und schlagen das linke Bein über das re- SEYMOUR, DIE TASSE!" Im nächsten Moment zersprang Porzellan auf den dunklen Planken der Elisabetha und Tee schwappte über den Boden.

"Ups", murmelte Seymour und sah entschuldigend zu dem hochgewachsenen Malcolm auf, der sich jedoch nicht weiter darum scherte. 

"Nimm meine", sagte Malcolm. "Und gib ein wenig besser darauf acht, denn das ist die letzte. Gut nach diesem kleinen Malheur werdet ihr nun lernen die Tasse vernünftig zu halten, und nicht wie ein blinder Troll. Also nehmt ihr mit dem Daumen, Zeige, Mittel- und Ringfinger der rechten Hand, für Linkshänder die andere, den Henkel der Tasse und hebt sie an, wenn sie etwas zu schwer ist könnt die Tasse ruhig mit eurer linken Hand unterstützen. Den kleinen Finger spreizt ihr ganz gerade ab. Wenn ihr möchtet könnt ihr jetzt probieren."

Alisa setzte das dünne Porzellan an die Lippen und trank die dunkle Flüssigkeit. Sie war ein wenig bitter, aber schmeckte eigentlich gar nicht schlecht. Tammo schien das anders zu sehen, er trank nur  ganz kurz und verzog dann angewidert das Gesicht. 

"Schmeckt es dir nicht?", lachte Malcolm.

"Zu bitter", knartschte Tammo und stellte die Tasse schnellstmöglich wieder vor sich auf den Tisch.

"Möchtest du etwas Zucker haben?" Malcolm hielt ihm eine Dose mit blauem Muster hin.

"Nein danke, ich glaube das Zeug wird mir nie schmecken." 

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Servus ihr drei!

Ein neues, etwas unspannendes Kapitel ist online! Warum ich oben ein Bild von der Zuckerdose aus Eine Reihe betrüblicher Ereignisse genommen habe? Weil ich Lust drauf hatte und weil mich nichts besseres als Bild oben eingefallen ist.

Ich hoffe, natürlich, dass euch dieses 800 wörtige Kapitel gefallen hat und wünsche euch noch einen schönen Tag oder Nacht, eure The1Mudbloodprincess❤ 

Lars af Dracas x Alisa von VamaliaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt