2.~Scheiße~

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Natalie P.O.V.

*Piep,piep,piep,piep,piep,pi* „Scheiß Wecker!" murmelte ich in mein Kopfkissen und machte ihn aus. Heute geht's wieder in die Schule. Wie ich sie hasse. Aber ich bin bald fertig. Ich bin jetzt in der zwölften Klasse und mache mein Abi. In einem viertel Jahr bin ich fertig und werde pünktlich dazu auch noch 18. Dieses Jahr wird ein gutes Jahr. Ich stand auf und ging ins Bad. Wir haben ein ziemlich kleines Bad, welches mit weiß-blauen Fliesen gefliest ist. Im Bad liegen Haufenweise Kondome und Schwangerschaftstests rum. Meine Mutter hat ja nichts Besseres zu tun. Ich ging zuerst duschen. Als ich aus der Dusche raus ging hörte ich noch eine Tür klacken. Das war wahrscheinlich wieder einer von Mamas Betthäschen. Ekelhaft. Ich föhnte meine Haare und ging von dem Handtuch eingewickelt in mein Zimmer. Dort nahm ich mir Unterwäsche aus einem Schubfach und zog sie an. Ich machte eine Tür weiter oben auf, wo meine ganzen Kleider drin sind. Eine schwarze Hose und ein weinroter Dope-Hoodie werden mich wohl durch den Tag geleiten. Ich ging zu meinem Schreibtisch, wo meine Schulsachen und alles sind. Ich packte meine Sachen für heute in eine Tasche, das wären Physikbuch und Hefter, Sozialkundebuch und Hefter und Deutschbuch plus Hefter. Ich nahm mir meine Jacke und ein Paar Schuhe und ging aus meinem Zimmer. Ich stellte meine Tasche in den Flur und nahm mir meinen Hausschlüssel. Die Treppen trampelte ich wie immer provokant nach unten. Die Nachbarn müssen es ja wissen, wenn jemand um vier Uhr arbeiten geht. Vor der Tür lagen wie immer die Zeitungen. Ich habe 400 Zeitungen auszutragen. Da die meisten Gebäude nur Plattenbauten sind werde ich ziemlich schnell meine Zeitungen los. Ich brauche nur zwei Stunden. Ich nahm meinen Handwagen und packe die Zeitungen rein. Dann ging ich los. Wie immer waren die Straßen um diese Zeit schon ziemlich belebt. Ich habe es noch nie erlebt, dass die Straßen hier ruhig sind. ich ging durch die vielen Plattenbauten und verteilte die Zeitungen. Währenddessen dachte ich über den heutigen Schultag nach. Was wird heute passieren? Böse Überraschungen? Oder mal wieder irgendwelche lästereien über mich? Ja, ich bin auch mal das Gesprächsthema der Schule. Es heißt oft, dass ich Prostituierte bin. Die sehen mich angeblich immer mit anderen Männern in unsere Wohnung gehen. Dass ich nicht lache! Meine Mutter und ich sehen uns ziemlich ähnlich. Aber sie sieht um einiges älter aus, das sie raucht und das bekanntlich die Haut schneller altern lässt. Meine Mutter ist jetzt 43. Dafür, dass sie so alt ist, kommen immer noch ziemlich viele Männer. Und gut aussehen tut meine Mutter nicht wirklich. Was finden die Männer denn bitte daran so toll? Na ja egal. Ich pendelte also etwas durch die Stadt und verteilte die Zeitung. Mit meiner Zeitung muss ich auch etwas in den Stadtteil gehen, wo die reichen wohnen. Das ist mir immer besonders unangenehm, da ich so arm aussehe mit meinen Zeitungen in der Hand und den Klamotten neben einem Porsche oder Lambo. Ich würde so gerne mal so ein Auto fahren! Aber ich hab nicht mal die Möglichkeit, einen Führerschein zu machen. Aber ich muss nach vorne sehen. Ich muss an das positive denken, was alles passieren kann. Ich kann dieses Jahr ausziehen! Ich finde das so Klasse! Als ich mit der Zeitung fertig war ging ich schnell nach Hause um meine Tasche zu holen und dann zur Schule mit Fahrrad zu fahren. Den Bus kann ich mir nicht leisten. Ich rannte hoch in die Wohnung und ging rein, wo ich meine Mutter traf. Sofort hielt ich meinen Kopf gesenkt und tat so, als ob ich sie nicht gesehen hätte. „Guten Morgen Natalie.", sagte sie in einem überaus freundlichen Ton. Das klingt gar nicht gut. „Morgen." Sagte ich kurz und knapp und nahm meine Tasche vom Boden. „Natalie, wir brauchen mehr Geld!" sagte meine Mutter ganz bestimmt. Weil ich nicht antwortete redete sie weiter. „Du musst anfangen zu arbeiten, damit wir um die Runden kommen.", sagte die komische da. Sechs Monate Mia, sechs Monate. Dann bist du hier raus und deine Mutter ist auf sich allein gestellt. Ich ignorierte sie und sagte „Ich muss zur Schule.", und ging. Sie murmelte noch etwas von wegen, dass ich es sowieso zu nichts bringen werde. Sie weiß nicht einmal, dass ich mich um die Miete kümmere. F*tze. Ich nahm mein Fahrrad und machte mich auf den Weg zur Schule. Mit Fahrrad brauche ich eine halbe Stunde durch den Stadtverkehr. Wie jeden Morgen hatte ich eine Warnweste an, damit mich auch jeder Autofahrer sehen kann. Wir haben jetzt März. Das heißt im September werde ich 18. Ich mache mein Abitur, damit ich bessere Chancen auf einen Ausbildungsplatz habe. Das ist jetzt mein letztes Halbjahr, nächsten Monat stehen die Prüfungen an. Ich muss sagen, dass ich eine recht gute Schülerin bin. Ich habe 14 Punke in Mathe, 12 Punkte in Physik, 15 Punkte in Englisch, 13 Punkte in Deutsch, 11 Punkte in Sozi und so weiter. ich bin im einser und zweier Bereich. Die Lehrer sagen immer, dass ich es noch zu etwas bringen kann. Aber ich kann leider nicht studieren, da mir das Geld für die Uni fehlt. Aber ich denke, dass ich mit einem guten abi auch einen guten Abschluss bekomme. Ich weiß, dass ich ziemlich Jungs bin, dafür dass ich mein Abi mache. Andere aus meiner Klasse sind schon 19 aber ich bin noch 17. Ich bin also auch die jüngste in meiner Klasse. Ich wurde einfach ein Jahr zu früh eingeschult, was aber nicht weiter schlimm ist. Dann bin ich wenigstens ein Jahr früher fertig. Die Straße die Richtung Schule führt ist wie immer stark befahren. Deshalb muss ich ziemlich aufpassen, wenn ich hier lang fahre. An der Schule angekommen schloss ich mein Fahrrad ab und ging direkt in meinen Raum. Auf dem Weg dorthin nahm ich mir mein Handy und Kopfhörer raus und hörte Musik. Ja, ich habe ein Handy. Um genau zu sein ein iPhone 4. Ich habe es damals zu meinem 12 Geburtstag bekommen, kurz bevor such meine Eltern getrennt haben. Dazu habe ich noch Beats bekommen, welche jetzt immer noch funktionieren. Deswegen sieht man mir oft nicht an, dass ich arm bin. Viele denken, ich sei eingebildet, weil ich mit niemanden rede. Sollen sie doch sowas denken. Ich setzte meine Beats auf und machte thinkin out loud von Ed Sheeran an. Ich ging mit erhobenen Kopf durch die Gänge und versuchte taff zu wirken. Was ich auch bin. Nur leider sieht man mir das nicht an. Vor dem Sozialkunde raum hielt ich kurz an, weil da ein knutschendes Paar stand. Warum gehen die nicht aufs Klo? Da kann sie ihm gleich einen Heiratsantrag machen. In dem Raum setzte ich mich auf einen Platz in der letzten Reihe. Ich sitze immer ganz hinten, obwohl ich voll der Streber bin, wie die Klasse es sagen würde. Laut meiner Klasse habe ich auch keine Freunde, WEIL ich ein Streber bin. Dumm. Ich habe halt keine Freunde, weil ich Angst habe, dass sie raus bekommen, wie ich lebe. Und das ist mir peinlich. Mit der Zeit füllte sich die Klasse immer weiter bis auch schließlich unsere Lehrerin, Frau Schulze in die Klasse kam. Wir begrüßten uns und dann ging es auch gleich los. Wir werteten die Hausaufgaben aus und dann wollte sie eine große Ansprache machen. „So Kinder, es hat sich bestimmt schon rumgesprochen, dass wir mit der Parallelklasse eine Partnerarbeit machen. Jeder Schüler hier in der Klasse bekommt als Partner einen aus der Parallelklasse. Ihr müsst das Zusammenleben in der Familie des jeweils anderen Partners analysieren und anschließend vorstellen. Beide Klassen finden sollen sich jetzt in der Aula zusammen finden. Kommt ihr dann bitte?". Die Klasse redete wild durcheinander, mit wem sie wohl zusammen arbeiten werden. Ich dachte an was ganz anderes. Wie sollte mein Partner mein Familienleben vorstellen. Ich habe doch gar keins! Oh Gott, das wird die Hölle. Hoffentlich bekomme ich ein Mädchen, dass ansatzweise so nett ist wie einige Lehrer. Mit einem Jungen würde ich das nie schaffen. Ich setzte mich auf einen freien Platz und sah zu, wie sich der Saal mit Menschen füllte. Jetzt waren wir genau 50 Schüler hier drinnen. Einige mussten stehen. Die Lehrer stellten sich vorne hin, sodass jeder sie sehen kann. Neben mir saß diese komische die vorhin mit so einem Typen rumgeknutscht hat. Ich rutschte unauffällig ein bisschen zur Seite, wo ich gegen eine Person stieß, die stehen musste. Ich sah nach oben und sah in die braunen Augen von Lukas. OMG. Ich sagte leise „Entschuldigung.", und sah auf meine Hände. Das war mir sehr unangenehm. Ich hasse solche Situationen. „Kein Problem.", flüsterte er, weil die Lehrer schon sprachen. Sie laberten darüber, dass das Projekt einen hohen Anteil an unseren Punkten haben wird. Ich sah kurz zu Lukas und dann nach vorne. Lukas ist einer der gutaussehenden Jungs hier an der Schule. Ihm fliegen die Mädchen reihenweise hinterher. Er spielt aber nicht in der Liga der BadBoys. Er ist schlau und gutaussehend, raucht nicht, hat nicht viel Dreck am stecken und auch nicht viel mit Mädchen. Er ist mehr so der Typ von ernsten Beziehungen. Als die Lehrer fertig waren stellten sie zwei Behältnisse mit Zetteln drinnen, wo unsere Namen draufstehen. Eine für die 12a und ein für die 12b. Ich bin in der 12a. Es wurden immer zuerst die Namen aus der A gesagt und dann aus der B. „Natalie Riegel!" rief meine Lehrerin auf. Ich sah auf und dann holte Herr Mewes Luft und sagte „Lukas Engel." Ich sah sofort hoch zu Lukas. Ich lächelte ihn nüchtern an, dachte mir aber scheiße, scheiße, scheiße, scheiße, scheiße, scheiße, scheiße, scheiße, scheiße, scheiße, scheiße, scheiße, scheiße, scheiße, SCHEISSE!!!!!!!!!!!

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⏰ Letzte Aktualisierung: Mar 01, 2015 ⏰

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