Den restlichen Schultag ließ ich einfach an mir vorbeiziehen. Gott sei Dank reichte ein Blick in meine Richtung und schon merkten mir die Lehrer an, dass ich heute lieber in Ruhe gelassen werden sollte. Ehe ich mich versah, stand ich auch schon vor der Haustür. Mein Schlüssel war bereits in meiner Hand, sodass ich ihn nur noch ins Schloss führte und die Tür aufschloss. Ein mulmiges Gefühl breitete sich in mir aus, als ich meine Schuhe vor der Tür auszog und endlich ins Haus eintrat. Ich zog die Tür hinter mir zog und verharrte kurz in der Position. Weit und breit keine Gefahren. Nur merkwürdige Stille. Anscheinend war niemand im Wohnzimmer oder Badezimmer im Untergeschoss, das hieß aber nicht, dass auch niemand im Obergeschoss sein würde.
Ich atmete die angehaltene Luft langsam wieder aus und stieg leise die Treppen hinauf. Oben angekommen, ging ich ins erste Zimmer links von mir und ließ die Tür leise hinter mir ins Schloss fallen. Ich hatte mich früher oft gefragt, wie unser Haus für vorbeigehende Passagiere aussah und kam zum Entschluss, dass es wohl wie ein kleines, aber feines Haus aussehen musste. Es machte mit seinem weißen Anstrich einen fast frommen Eindruck und ließ Menschen nur vermuten, was hinter den eisernen Türen vor sich ging. Gegenüber von meinem Zimmer zierte ein weiteres Schlafzimmer dieses Stockwerk. Beide Zimmer besaßen jeweils ein eigenes Badezimmer, was uns definitiv jede Menge zusätzliche Probleme und Streitereien ersparte.
Seufzend ließ ich meinen Rucksack auf den Boden plumpsen und fiel mental erschöpft auf mein Bett. Doch ich konnte keine zwei Minuten liegen bleiben, denn ich hörte plötzlich ein immer lauter werdendes Stampfen. Kaum hatte ich mich aufrecht hingesetzt, da wurde auch schon meine Schlafzimmertür mit einem Schlag aufgerissen.
Du denkst, ich habe dich nicht gehört? So laut wie deine Hundert Kilo am Boden aufschlagen, müssen dich sogar die Nachbarn nebenan gehört haben! Meine zuckersüße Mutter stand vor meiner Tür und kam mir bedrohlich nah. Mein Herz pochte in meiner Brust und ich versuchte, meine Gedanken zu sammeln. Doch ihre Standpauke war noch nicht zu Ende. Während du hier entspannst, putze und koche ich die ganze Zeit. Wäre deine Schwester hier, hätte sie mir geholfen. Aber du-
Sorry, ich mache -, fing ich mit zittriger Stimme an, doch ich konnte meinen Satz nicht beenden, da spürte ich schon einen stechenden Schmerz auf meiner linken Wange. Komm mir heute ja nicht mehr unter die Augen! Und mit diesen Worten verließ sie mein Zimmer wieder und ließ mich mit meinem Schmerz allein. Ich führte meine Hand an die brennende Stelle und ließ endlich die Tränen, die ich vor Angst zurückgehalten hatte, über meine Wangen kullern.
Das Geräusch einer Nachricht holte mich zurück aus meiner Mitleidsblase und zwang mich, mein Handy aus der Tasche zu nehmen. Das ist meine neue Nummer! Btw, freue mich schon auf die Party morgen! - Emilia Und ich mich erst.
© Alice H 2021-02-28

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Drama to go, please
HumorIn den grauen Morgenstunden um 06:15 Uhr ereignete sich ein tragischer Vorfall in der West-Avenue-Street. Die talentierte und national beliebte Sarah M. (19) wurde unbewusst im Bett in ihrem Familienhaus gefunden. Ihre Schwester Leevly (15) soll lau...