"Wenn ihr das Amulett sucht, dann geht zu Esma, die, die die Tode betrauert", sagte die Alte und ihre Stimme war nur noch ein flüstern das in der Luft hing. Denn sie war wie vom Winde verweht einfach weg.
Mitten im Djungel der Verwünschungen blieb den Kindern nicht anderes übrig, als den Rat der Alten zu befolgen. Und so machten sie sich auf Esma zu suchen.
Nach Stunden des Suchens fanden sie den kleinen, Einsturz gefährdeten, verlassenen Laden in einer kleinen Gasse wieder. Doch es war nicht mehr das provisorische zu Hause der Straßenkinder. Nein, von außen vielleicht, aber im Inneren war es das Haus Esmas. Als die Kinder das Haus betraten, liefen sie auf endlos langen Wurzeln den endlos langen Weg zum Herz des Hauses. Der verlief mal rechts, mal links, mal in alle Himmelsrichtungen. Und es kam nicht selten vor das die Kinder sich auf eine Richtung einigen mussten. Denn entweder es war die Richtige und sie kamen zu Esma. Oder aber es war die Falsche und sie waren im Labyrinth auf ewig gefangen. Irgendwann erhellte sich der Gang von vorne und die Beleuchtungen an den Wänden gingen aus. Doch kaum waren die sieben durch, empfing sie eine riesige Bibliothek mit einem gewaltigen Baum in ihrer Mitte. Die Blätter des Baumes raschelten im nicht vorhandenem Wind. Gekichere schalte von oben auf sie herab egal wo sie hinliefen. Zu erstaunt und geblendet von diesem Anblick vergaßen die sieben bald warum sie überhaupt hergekommen waren. Überall waren Ranken, die die Regale bildeten und verfestigten. Aber waren die Bücher nicht nur in den Regalen. Sie lagen auch auf dem Boden. Stapelten sich da oder waren auch mal an den Ranken aufgehängt. Ein Mädchen in der Gruppe wollte ein in Ketten gelegtes Buch nehmen. Doch bevor dies geschehen konnte, erschall ein markerschütternder Schrei und eine kleine Gestalt, nicht viel größer als die Kinder, kam um die Ecke gerannt."Halt! Was tust du da?! Denk nicht einmal daran es anzufassen wenn dir dein Leben lieb ist!", schrie die Gestalt das Mädchen an. Aber dann blieb sie abrupt stehen und musterte die sieben."Obwohl… ich glaube nicht, das dass etwas in eurem Zustand bewirken könnte", sagte sie nachdenklich und schlich um die Kinder herum."Verflucht vom eigenen Schicksal… ewiges Leiden… keine Hoffnung auf Erlösung… veflucht…" Langsam aber immer und immer wieder murmelte die Gestalt immer wieder die selben Wörter, währen sie um sie herumstrich."Das Amulett!", schrie sie plötzlich und alle sieben zuckten zusammen. Dann machte das Wesen auf dem Absatz kehrt und eilte davon. Ein bisschen geschockt, aber am meisten verwundert blieben die Suchenden zurück. Dann wieder ein Schrei irgendwo nördlich, von dort wo sie standen und im nächsten Moment eilte die Gestalt wieder mit einem Buch unterm Arm zurück. Ihr langes weißes Haar wehte hinter ihr her und die Sonne verfing sich in den blauen breiten Stränen darin."Ihr sucht das Amulett der Gorgonen. Hab ich Recht oder hab ich Recht?", fragte die Gestalt aufgeregt. Die Kinder stimmten ihr zu."Sind sie Esma?", fragte einer von ihnen."Hab ichs doch gewusst. Ihr saht halt einfach danach aus", erklärte sie freudestrahlend. Doch sie erhielt nur Verständnislosigkeit."Ja, ich bin Esma. Die, die die Tode betrauert", stellte sie sich vor."Und ihr seid die Verfluchten", erriet Esma und das böse blizte in ihren Augen."Ihr seid lebendig, aber doch Tod. Erleidet Schmerzen aber spürt nichts. Habt Hunger und Durst, könnt es aber nicht stillen. Das Verlangen nach Wärme, könnt sie aber nicht spüren. Und den Wunsch nach Erlösung, werdet aber nie erlöst", vollendete sie die uralte Legende und verschwand im dicken Nebel.
So schnell der Nebel gekommen war so schnell verschwand er auch wieder. Zurückgelassen hatte er nur die sieben Kinder vor dem kleinen Laden, ihrem Unterschlupf. Nichts deutete mehr auf die Begegnung mit Esma hin. Nur das schwarze Buch in ihrer Mitte zeigte ihnen das es kein Traum gewesen war.Doch wo sollten sie Anfangen zu suchen? Sie hatten keine Spur, keinen Wegweiser. Nur das schmerzende Zerren in ihnen, dass nach der Erlösung des Grauens schrie. Und so liefen sie mit Schmerz, doch spürten ihn nicht. Mit Hunger und Durst, doch konnten es nicht stillen. Mit dem Verlangen nach Wärme, doch konnten sie nicht spüren. Sie durchlitten tausende Tode, doch starben nie. Hatten den Wunsch auf Erlösung, doch werden nie erlöst. Sie liefen immer weiter und weiter. Aber mochten sie auch jetzt lebendig sein, wurden sie mit jedem Schritt nur lebloser. Sodass nichts weiter als eine zerfallene leere Hülle des Leidens übrigblieb. Verflucht dazu, auf ewig zu leiden.
DU LIEST GERADE
Short Story Short
KurzgeschichtenManchmal ist die Vergangenheit veränderbar. Denn es muss nicht unbedingt die Verganenheit sein...