Kapitel 1

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Walter erwachte. Sein Kopf war schwummrig und tat ihm weh, so als ob er seit Längerem nichts mehr getrunken hatte. Stöhnend richtete er sich auf und sah sich um. Er befand sich in einem spärlich eingerichteten Raum. Die Wände ergaben ein perfektes Quadrat, eine Tür befand sich direkt vor ihm.

Die Zeit floss zäh dahin. Walter hielt sich den Kopf und fragte sich, was er von der Situation halten sollte. Das hier ist kein Traum. Er  fuhr sich mit der Hand über die Oberfläche seines Armes. Nein, definitiv nicht. Er spürte die Wärme seines Armes, schmeckte die modrige Luft, die in dem Raum stand. Bilder von altem Kellerschächten tauchten vor seinem inneren Auge auf.

Einem Reflex folgend legte er die Hand auf die Klinke der Tür, zog sie hinunter und... Walter stoppte. Was ist das letzte, an das du dich erinnerst? Walter dachte nach. Ihm fiel ein, dass er Joggen gewesen war. Seine Standardroute ging am alten Mühlbach entlang, nach etwa drei Kilometern bog er nach rechts ab, überquerte eine hölzerne Brücke und lief in den Wald am anderen Ufer. Dort zog er üblicherweise seine Schleife. Er hatte Erinnerungen an seinen Lauf, er war nie besonders achtsam beim Joggen, aber er war definitiv heute unterwegs gewesen. Seine Muskeln glühten noch etwas und er schmeckte den salzigen Schweiß auf seinen Lippen. Auch trug er noch seine Sportsachen.

Was ist also passiert? Bin ich über die Brücke gelaufen? Walter lies die Klinke wieder los und lehnte sich mit dem Rücken an die Wand. Er dachte angestrengt nach, verlor sich, sammelte sich und dachte noch angestrengter nach. Er erinnerte sich an nichts. Nichts!!! So etwas war ihm selbst im Suff noch nie passiert.

Walter tastete nach seinem Herz, um sich selbst zu beruhigen. Sei cool, ganz cool! Du regelst die Sache schon. Ihm fiel das Cover eines Selbsthilfetitels ein, den er zur Zeit über das Handy anhörte. Hätte er ihn heute weitergehört, hätte er jetzt das Display um Rat fragen können. So war er auf sich allein gestellt.

Zaghaft klopfte Walter an die Tür: "Hallo, ist da jemand?"

Eins. Zwei. Drei. Vier Fünf. 

Er zählte die Sekunden mit seinen Fingern mit. Das zweite Mal klopfte er lauter: "HALLO?!"

Eins. Zwei. Drei. Vier. Fünf.

Niemand antwortete ihm. Die Situation war einfach zu bizarr. Trotzdem: Er wollte nicht einfach herum stehen und warten. Schwungvoll trat er zur Tür und drückte die Klinke erneut herunter. Die Tür war nicht verschlossen, geräuschvoll schwang sie nach innen auf.

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⏰ Last updated: Mar 07, 2021 ⏰

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WalterWhere stories live. Discover now