ge·fühl·los

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|ohne Mitgefühl, herzlos|
|"ein gefühlloser Mensch"|

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LAYLA

Ich war schon immer ein nachdenklicher Mensch gewesen. Ein Wesen mit Grips und Verstand, doch nun scheint mir diese Fähigkeit ein Fluch zu sein. Denn mein Kopf wollte Antworten. Antworten, die mir niemand geben konnte. Doch, nein die Antworten waren mir egal. Ich wollte die Person, die sie mir hätte geben können. Ich möchte meine Mutter zurück.

Ich möchte durch ihr langes goldenes Haar fahren und ihr liebevolles Lächeln sehen. Ich möchte ihre Stimme hören, wenn sie Lieder vor sich her summt, während sie die Schlosssaale durchquert. Ich möchte ihren Geruch von Rosen und Ahornsirup einatmen und ihn in den Schatzkammern meines Gedächtnisses verschließen. Nur einmal. Nur ein letztes Mal.

Ich spürte erneut wie die Tränen in meinen Augen brannten. Nein, ich wollte nicht mehr weinen! Doch wie konnte ich die starke unabhängige Prinzessin spielen, wenn mich alles an ihre Präsenz erinnerte. Der Schlossgarten, mit ihren selbstgezüchteten Rosensträuchern, die Küche, mit ihren selbst geschriebenen Rezeptbüchern oder der Eingangssaal in dem wir nur zu oft stundenlang Fangen gespielt haben.

Meine Mutter, Königin Ophelia von Estepharia war Tod. Kaltblütig ermordet.

Wie die Beerdigung war?

Es gab keine.

Welche Strafe die Mörder hatten?

Keine, sie wurden frei gelassen.

Oh, wer das so bestimmt hat?

Mein Vater, der König. Ihr Gefährte. Ihr Seelenverwandter.

Alleine der Gedanke daran ließ mir die Gülle hochsteigen. Und obwohl es nichts mit meiner Wenigkeit zu tun hatte, fühlte ich mich schuldig. Mir hatte eine Küchenmarkt kurz vor ihrem Tod erzählt das meine Mutter den König eigentlich abgelehnt hatte und zurück nach Pyrian gezogen war. Doch sie musste auf der Stelle zurück als das Gerücht umherging, das sie mit mir schwanger war. Die Thronfolge war nun mal wichtiger als Liebe oder Sympathie, oder?

Ich lief seit einiger Zeit ziellos durchs Schloss, um auf andere Gedanken zu kommen, doch Erfolg hatte ich nicht. Das laute Frauengelache aus den Gemächern meines Vaters ließen mich zusammenzucken. Es erschreckte mich wie wenig er sich über ihren Tod scherte, es war alles wie immer.

Die beiden Frauen meines Vaters, Anya und Selma und meine Mutter haben sich nie wirklich gut verstanden, doch mein stolzer Vater hat sich damals strickt dagegen gewehrt sich von den beiden scheiden zu lassen, als er meine Mutter traf. Meiner Mutter war dies egal gewesen, sie hatte ihn sowieso nicht geliebt, mich dafür allerdings umso mehr.

Als das Gelächter langsam in Stöhnen über ging reichte es mir und ich verzog angewidert das Gesicht. Ich hatte genug von diesem Schloss und seinen Bewohnern. Völlig unter Strom raste ich in mein Zimmer zurück und öffnete meine Schränke, um den ganzen Inhalt zu entleeren. Ich schnappte mir eine große Reisetasche und stopfte diese mit allem möglichen voll. Dies hier war nicht mehr mein Zuhause, diese war die Hölle!

Ich würde nun nach Hause fahren, nach Pyrian. Das Zuhause meiner Mutter, meines Großvaters und meines Mates. Startfertig wartete ich darauf das die Sonne unterging, um ein Gespräch mit dem König zu umgehen.

Auf leisen Sohlen schlich ich den breiten Flur entlang und war überrascht als ich Licht im Essenssaal sah. Neugierig wagte ich es einen Blick hineinzuwerfen und sah zuerst ein Glas. Ein Whiskyglas. Am Tischende saß er, mein Vater und trank. Die zwei leeren Flaschen auf dem Boden wiesen darauf hin, dass dies nicht sein erstes Glas war. Er weinte. Er weinte und rieb sich das Kinn, während er Moms Autopsie Bericht las. Man konnte sehen, wie er bei jedem gelesenen Wort zusammenzuckte. Ich wusste wieso.

Ich hatte ihn auch gelesen, als erste.

"Dad?" hauchte ich vorsichtig. Seine Augen rotierten zu mir, doch seine Körpersprache blieb die gleiche. Er analysierte mich, suchte Ähnlichkeiten mit ihr doch wurde enttäuscht als er realisierte das ich nach ihm kam. Dieselben dunklen Haare, dieselbe Augenform und dieselbe Mundpartie. Er atmete erschöpft aus und wandte sich der roten Wand zu, die gerade viel interessanter schien als ich. Ich setzte mich neben ihn und wollte nach den Zetteln greifen, doch er schnappte nach meinem Handgelenk und stoppte mein Vorgehen. "Das ist nichts für deine Augen Layla!" zischte er aufgebracht und entriss mir die Zettel. "Ich habe ihn schon gelesen." gab ich zu, doch kein Schimmer von Verwunderung schlich über sein Gesicht. "Dad, wieso tust du das?" Hauchte ich, doch er zuckte nur mit den Schultern und trank erneut einen Schluck. Seine Gleichgültigkeit regten etwas in mir, puren Hass. "Sie wurde ermordet, gefoltert und...", das Geräusch von zerbrochenem Glas stoppte meine Predigt. "Denkst du das weiß ich nicht? Denkst du ich kann diesen Scheiß nicht selber lesen?" das Glas war in seiner Faust blutig zersprungen. Doch mir war das egal, denn seine Worte halten immer wieder in meinem Kopf und ließen mich verzweifeln. "Wieso tust du dann nichts? Wieso lässt du Mörder, Vergewaltigter frei? Sie haben meine Mutter getötet, deine Gefährtin! Sie haben ihr weh getan!" schrie ich und schlug ihm gegen die Schulter. "Ich bin der König, nicht du. Du solltest wissen wo dein Platz ist Layla!" brüllte er und stieß mich von sich weg. Erst jetzt bemerkte ich die Nässe auf meinen Wangen, mit liefen mittlerweile unendlich viele Tränen über die Wangen, die einfach nicht aufhören wollten zu laufen. "Ihr wart Mates, willst du mir sagen, dass sie dir so egal war? Du hast sie also nie...geliebt?" meine Stimme war nur ein gebrochenes Hauchen, doch ich wusste das er sie mit seinen Alpha Sinnen hören konnte. "Gott, natürlich habe ich sie geliebt. Ich habe sie immer geliebt, doch wir sind immer so verschieden gewesen. Die Mondgöttin hat ein Fehler begannen uns zusammenzufügen." Knurrte er und zog sich Glassplitter aus seiner Blutüberströmten Fleischwunde.

Mein Herz brach. Er hatte somit nicht nur die Verbindung gemeint, die ein Fehler war, das wusste ich, er meinte auch mich. Ich war auch ein Fehler gewesen.

"Ophelia hat mich nie gewollt. Sie war gegangen, sobald sie konnte." Ich fühlte mich auf einmal viel zu müde, um mit ihm zu diskutieren. "Sie ist zurückgekommen und geblieben." meinte ich nur und griff nach ein paar Äpfeln in der Obstschale, um sie in meinen Rucksack zu packen. "Sie ist wegen dir zurückgekommen, nicht wegen mir." seine Stimme ist ruhiger geworden, erschöpfter. "Aber ihr hattet wohl offensichtlich Sex. Ich meine du hast sie markiert." Er schüttelte den Kopf. "Das meine ich nicht. Das war nur eine Nacht. Sie war eigentlich seit Monaten zurück in Pyrian als sie plötzlich vor meiner Gemächer Tür stand." Er machte eine Pause, in der er kurz seine Mundwinkel zuckten. „Ich war so glücklich weißt du, weil ich gedacht habe das sie wegen mir wieder da war."

"War sie das nicht?" er schüttelte den Kopf und legte ihn in seinen Nacken. "Sie hat dich getroffen, im Traum. Sie hat dich sofort geliebt Layla. Ihre Tochter." Ich lehnte mich an die Stuhllehne, um das Gesagte zu verarbeiten. In meinem Kopf wiederholte ich alle wichtigen Gespräche mit meiner Mutter die von meinem dad handelten die seine Behauptung bestätigen könnte, doch ich stößt auf etwas anderes. Etwas Größeres. Ich biss mir auf die Lippe und stand vom Tisch auf. Mein Gewissen debattierte, ob ich es ihm sagen sollte oder nicht.

"Dad?"

"Ja kleines." Seine gesunde Hand lag auf seiner Schläfe und massierte diese. In diesem kurzen Moment fiel mit auf, wie wenig ich über diesen Mann vor mir überhaupt wusste. Mir war schon immer bewusst das unsere Vater-Tochter Beziehung nicht die beste war, doch ich konnte ihn kaum als meinen Vater betiteln, so fremd waren wir uns.

"Sie hat die Mateverbindung abgebrochen, bevor die Männer ihr etwas antun konnten. Sie wollte nicht das du das gleiche durchmachen musst wie sie. Sie hat dich geliebt Dad, sie muss es einfach." Mit diesen Worten verließ ich das Schloss und die Stadt und das Land.


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⏰ Letzte Aktualisierung: Oct 03, 2021 ⏰

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