POV Jesus:
Ich lächelte glücklich, als Judas mich sanft auf die Wange küsste, und verpasste fast die Worte, die er dabei murmelte. "Es tut mir leid." Ich sah verwirrt auf, aber er saß da, als wäre nichts gewesen. "Was? Ist etwas passiert?" Er schüttelte leicht den Kopf, und ich beschloss, es dabei zu belassen. "Gehen wir nachher noch in den Ölgarten?", fragte er dann, und mein Lächeln kehrte zurück. "Gern!" Aber irgendetwas an Judas' Blick sagte mir, dass es ihm nicht um einen normalen kleinen Spaziergang ging, und dass irgendetwas überhaupt nicht stimmte."Es tut mir leid." Judas nahm meine Hand, umklammerte sie fast schon, als würde er mich sonst verlieren, und ich drückte sie sanft. "Hey, wovon redest du? Alles ist gut!" Er schüttelte den Kopf. "Nein... Jesus, ich kann es dir jetzt noch nicht sagen, aber.. wenn du es erfährst, bitte vergiss nicht, dass es mir leid tut!" In seiner Stimme lag unglaubliche Verzweiflung, und ich legte sanft die Hand an seine Wange. "Hey. Ich werde dir nicht böse sein, okay? Egal, was los ist, nichts auf der Welt wird sich daran ändern können, dass ich dich liebe."
Er wollte etwas sagen, aber ich legte sanft einen Finger auf seine Lippen. "Shh. Halt die Klappe. Das alles hat später auch noch Zeit."
Judas schüttelte verzweifelt den Kopf, in ihm schien ein Kampf zu toben, bei dem ich ihm nicht helfen konnte, und wieder öffnete er den Mund, um etwas zu sagen; diesmal brachte ich ihn mit einem Kuss zum Schweigen.
Kurz stockte er, er wirkte, als würde er mich gleich von sich zu schieben, bevor er heftig die Arme um mich schlang und den Kuss erwiderte. Darin lag eine so verzweifelte Leidenschaft, dass ich überrascht nach Luft schnappte. Als er sich von mir löste, standen seine Augen voller Tränen. "Vergiss nicht, dass ich dich liebe, bitte... bitte versprich mir, dass du das niemals vergisst!", flehte er fast schon an meine Lippen, und ich legte sanft die Hand an seine Wange. "Wieso sollte ich das vergessen? Judas, ich-"
"Versprich es einfach! Bitte, versprich es mir!" Ich nickte leicht. "Ich verspreche es dir."
Sein nächster Kuss fühlte sich viel zu sehr nach Abschied an, und tatsächlich ließ er mich los. "Es tut mir leid", murmelte er, während er langsam zurücktrat. "Es tut mir so unendlich leid."
"Was tut dir leid?" Ich sah ihn verwirrt an. "Judas, was um alles in der Welt ist los??"Schatten lösten sich aus dem Garten. Wachen, feindliche Wachen. Niemand war hier außer ihnen und uns beiden, und ihre Anwesenheit schien meinen Freund nicht zu überraschen, im Gegenteil. Und ihn beachteten sie auch nicht, sie liefen schnurstracks auf mich zu.
"Judas. Judas, was hast du getan?" Ich wich zurück, zurück vor den Männern, die mir fremd waren, und vor dem Mann, von dem ich geglaubt hatte, dass er mir von allen am nächsten stand. "Judas. Bitte sprich mit mir. Sag mir, was los ist, sag mir, dass du sie nicht geholt hast!"
Hände griffen nach mir, hielten mich fest und verdrehten meine Handgelenke, aber Judas regte sich nicht. "Judas! Hilf mir, bitte hilf mir! Du hast versprochen, dass du mich liebst! Wie kannst du so etwas tun? Wie kannst du mich verraten?" Eine einzelne Träne rollte über seine Wange, aber er antwortete nicht. Er hatte sich entschieden, und zwar nicht für mich.
Sprachlos und wie betäubt ließ ich mich mitziehen, mein Herz schmerzte wie eine offene Wunde.
Und die ganze Zeit schmeckte ich Judas' letzten Kuss, der so voller Tränen gewesen war.
Es tut mir leid.
DU LIEST GERADE
Judaskuss
Historical FictionDiese Kurzgeschichte entstand um ein Uhr nachts. Darin waren Jesus und Judas einmal nicht nur Freunde, bevor Judas ihn verriet - don't judge me, es war spät. Viel Spaß beim Lesen!