Kapitel 34~ Happy End

15 3 0
                                    

Es hatte leise angefangen zu regnen, als Seungcheol mit ein paar anderen wieder nach draußen lief. Sie hatten zwar ein wenig gegessen, doch das taube Gefühl ließ sich nicht abschütteln. Vor ihm sah er die Reste der gesprengten Mauer. Sein Nacken verspannte sich wie automatisch, als er an den Tag dachte, der langsam zu Ende ging. Die Mauer, die Vernon fast in den Tod gerissen hätte und so viele andere das Leben gekostet hat. Die Steine glänzten noch immer durch die Schicht getrockneten Blutes, das nur langsam vom Regen weggewaschen wurde. Sanft wuschen die Tropfen den Schmutz und das Blut von Seungcheols Gesicht und er schloss seine Augen. Nach und nach ließ seine Anspannung nach, seine Schultern fielen nach unten und der gehetzte Blick verschwand von seiner Stirn. Tief atmete er ein und wünschte sich, dass er gleich neben Jeonghan aufwachen würde und alles wäre nur ein Alptraum gewesen. Dass keiner gekämpft hätte, keiner gestorben wäre, keiner verschwunden wäre und die Welt wieder in Ordnung ist. Leider war es nicht der Fall und er öffnete seine Augen zu dem selben Ausblick, der ihn schon davor erwartet hatte. Der triste Anblick des Schulgeländes passte zu den tiefhängenden Wolken und dem sonst grauen und verdunkelten Himmel, der keinen einzigen Sonnenstrahl zur Erde gelangen ließ. Dazu kam, dass seine Hände unter den Verbänden unangenehm zu pochen anfingen. Dino klopfte ihm leicht auf die Schulter und weckte ihn aus seinen Gedanken. Mit einem Gesichtsausdruck, der zwischen Angst, Verständnis und Trauer schwankte, sah er den Magier an und Seungcheol nickte ihm bedrückt zu. Schweigend gingen die beiden weiter in Richtung Haupttor. Johnny kam ihnen mit einem leeren Gesichtsausdruck entgegen. Er schaute nur für die Dauer eines Wimpernschlags zu Seungcheol, doch der Magier hatte die vor Tränen glänzenden Augen des Werwolfes trotzdem gesehen. Besorgt schaute er Johnny hinterher, wie er mit gesenktem Kopf zurück zum Schloss lief. Leise seufzte er und dachte, dass viele heute Nacht kein Auge zutun werden würden. Weiter vorne knieten Ten und Yuta neben dem Körper von Jaehyun. Yuta schluchzte unkontrolliert und fuhr immer wieder durch die Haare des Toten oder über seine Wange, als würde er dadurch seine Augen wieder öffnen. Ten löste Yuta vorsichtig von Jaehyuns Körper und schloss ihn in eine feste Umarmung. Mit tränenüberströmtem Gesicht ließ Yuta es zu, dass Ten ihn auf die Beine zog und langsam mit ihm zurück zum Schloss ging. Der Teufel stützte ihn soweit es ging und strich immer wieder beruhigend über seinen Rücken obwohl auch ihm die Tränen über die Wangen liefen. Der Knoten in Seungcheols Magen zog sich enger zusammen und er verschränkte fest seine Arme vor der Brust als könnte er dadurch die Traurigkeit von ihm fern halten. Sunmi lief mit federnden Schritten zu dem leblosen Körper am Boden und schloss behutsam seine Augen. Mit der Wärme einer Mutter richtete sie seine Haare und sprach ein paar Worte, die Seungcheol nicht verstand. Dann rief sie mit leiser Stimme nach Tzuyu, die mit einem weißen Tuch hinüber kam und es behutsam über Jaehyun ausbreitete. Die verschränkten Arme von Seungcheol lockerten sich selbst ein wenig und es war, als würde es um ihn herum ein wenig wärmer werden, je länger Sunmi und Tzuyu bei Jaehyun saßen.

Dino war schon am Haupttor angelangt und hatte sich zu Daesung gesellt, der erschöpft an die Mauer gelehnt auf dem schlammigen Boden saß. Ein wenig erinnerte seine Haarfarbe noch an die Streifen seines Tigers, der wohl noch nicht ganz mit dem Kampf abgeschlossen hatte. Die beiden schwiegen, trotzdem war es eine angenehme Stille, die die beiden umfing. Nur einmal wurde sie gestört als Jinho sich neben den Hautwechsler hockte und ihn bat, seine zweite Gestalt anzunehmen. Ohne Widerworte kroch das gestreifte Fell über seine Haut und seine menschliche Seite verschwand. Der Tiger, der fast so groß war wie Jinho selbst, ließ sich mit einem Schnaufen auf die Seite fallen. Der Engel fing an, die unzähligen kleinen Kratzer zu heilen, die Daesungs Pelz rot getränkt hatten. Leise summte er vor sich hin und Dino erkannte ein altes Kinderlied, dass ihm jemand früher, ganz früher, vorgesungen hatte. Er schloss seine Augen. Sanft trug ihn die Melodie weg von den Gräueltaten der Menschheit und hin zu seinem eigenen Reich der Träume. Zumindest bis sich eine schwere Masse auf ihn warf und ihn unsanft wieder in die Realität zurück holte. Er blinzelte gegen die Müdigkeit an, die ihn wie ein Schleier umgab, und richtete sich auf. Während er geschlafen hatte, musste er auf dem Boden zusammen gesunken sein. Murrend rieb er sich den Schlaf aus den Augen und sah dann, dass Joshua quer über seinen Beinen lag und ununterbrochen schnurrte. „Ich freu mich auch, dass du noch lebst", grinste der Magier und kraulte die Raubkatze im Nacken. Joshua seufzte einmal und legte seine Vorderpfoten übereinander, bevor er seinen Kopf darauf bettete und die Augen schloss. Dino nahm seine Hand aus Joshuas Fell, was er sofort mit einem unwilligen Zucken bemerkte. Kichernd kraulte der Magier ihn weiter und streckte die andere Hand über dem Boden aus. Sanft prickelte seine Handfläche, als er die Energie wahrnahm, die knapp unter der Grasnarbe schlummerte. Mit ein paar klar gerichteten Gedanken spross neues, kräftiges Graß aus dem Boden unter ihm. Lächelnd und sichtlich stolz auf seine Magie, breitete er den Radius aus und schon bald überlagerte dichtes, grünes Gras alles Unheil, das jemals einen Fuß innerhalb der Mauern gesetzt hatte. Der Leopard auf seinen Beinen hatte aufgehört zu schnurren und sah aufmerksam zu wie rund herum kleine Blumen aus der Erde sprossen. Dino ließ seine Hand wieder sinken und die Blumen verloren zwar einen Teil ihres Glanzes, schafften aber mit eigener Kraft zu leben. Deutlich entspannter lehnte sich der Magier wieder an die kühle Steinmauer und betrachtete die Ebene, die zwischen dem Schloss und dem Wald lag. Jetzt lag sie friedlich vor ihm und sogar ein paar Sonnenstrahlen bahnten sich ihren Weg durch die Wolkendecke und fielen auf Dino und Joshua herab.

Hell, Dunkel und ein bisschen Bunt | K-Pop Fanfiction (BTS, SVT, BigBang,...)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt