Für Joshua, wenn du das nächste Mal Langeweile hast. Ich hab dich lieb und hoffe, dass hier ist besser, als ein Bild.
Das Licht meiner Schreibtischlampe flackerte unruhig, als ich mit der Faust auf den Tisch schlug. Ich hatte schon wieder verloren. Vor Wut wäre mein Controller beinahe durch das halbe Zimmer geflogen. Es war verhext, ich scheiterte jedes Mal, an genau der selben Stelle. Nie kam ich auch nur eine Sekunde weiter. Genervt sah ich auf den leuchtenden Knopf meiner Xbox. Auf dem Bildschirm waren jetzt in einem Abspann die Charaktere des Spiels zu sehen und eine blinkende Zeile versuchte mich dazu zu animieren, das Spiel fortzuführen. Doch mir war die Lust am Spielen für heute wirklich vergangen. Ich drückte den Knopf meiner Xbox und schaltete sie ab. Als der Bildschirm schwarz wurde, streckte ich mich und lehnte mich in meinem Stuhl zurück. Eine Weile saß ich so da und starrte durch die Gegend, nicht sicher, was ich mit dem heutigen Abend noch anfangen sollte, als plötzlich der Bildschirm wieder aufflackerte. Verwundert huschte mein Blick zur Xbox, doch dessen Licht leuchtete nicht . Auf dem Bildschirm baute sich die Landschaft meines Spiels wieder auf: die grünen Wälder, die Berge, die Wasserfälle, die verschiedenen Königreiche und Tiere. Dann wechselte die Szene schlagartig zu einem Schlachtfeld. Fae Krieger in Rüstungen waren kämpfend und schreiend zu sehen und einer von ihnen trat nun näher. "Wo bleibst du denn?" rief er mir zu. "Wir brauchen deine Hilfe, jetzt komm endlich!" Ich blinzelte ein paar Mal, er konnte doch nicht wirklich mich meinen. Nochmal überprüfte ich die Stromversorgung, nichts. Auf dem Bildschirm war kein Optionsfeld zu finden und der Fae hielt mir nun auffordernd die Hand hin, während um ihn weiterhin gekämpft und getötet wurde. Vielleicht war es ja ein versteckter Spielmodus? Ohne weiter darüber nach zu denken drückte ich auf meinem Controller auf die Taste zum Fortfahren. Und dann war plötzlich alles voller Farben, ich hatte das Gefühl auf den Bildschirm zu zu rasen, bevor schlagartig alles dunkel wurde. Ich fühlte mich benebelt und hörte aus weiter Ferne Geschrei und klirrende Klingen. Ich öffnete heftig blinzelnd die Augen, da ich von der plötzlichen Helligkeit geblendet wurde und ließ vor Schreck meinen Controller fallen, als ich meine Umgebung erkannte. Der Fae stand plötzlich ganz nah vor mir und klopfte mir nun auf die Schulter. "Da bist du ja endlich!" sagte er lächelnd. Ich zuckte unter seiner Berührung zusammen. Er konnte mich berühren ?! Wie war das möglich? Ich drehte mich im Kreis, sah mich hektisch nach meinem Computerbildschrim um, doch es gab keinen. Ich tastete in meinem Gesicht, suchte nach einer VR Brille, die ich zwar nicht besaß, doch die meine letzte Erklärung für diese Szenerie gewesen wäre. Doch wie zu erwarten war, griffen meine Hände ins Leere. Ich versuchte es verzweifelt noch ein paar Mal, griff immer wieder in die Luft vor meinem Gesicht und schob das Nichts nach oben. Als ich es ein viertes Mal versuchen wollte, bemerkte ich plötzlich wie der Fae mich ansah und ließ meine Hände abrupt sinken. "Ist alles in Ordnung mit dir?", fragte er vorsichtig und betrachtete mich von Kopf bis Fuß. Auch ich sah nun an mir herunter und bemerkte meine graue Jogginghose und mein mit Flecken übersähtes T-shirt. Ich schüttelte meinen Kopf. Das war nicht wichtig, meine Klamotten waren jetzt scheißegal. Ich sah den Fae wieder an, er begegnete mir noch immer mit diesem eindringlichen Blick. "Wo bin ich?" Das war die erste Frage die mir in den Kopf schoss und als ich sie laut aussprach, wusste ich das mir die Antwort, nicht gefallen würde. "Oh nein!", sagte der Fae. "Diesmal müssen sie dich ganz schön erwischt haben. Weißt du denn gar nichts mehr?". Verwirrt schüttelte ich einfach bloß den Kopf. Ein Feuerball schlug plötzlich nicht weit von uns krachend in die Erde und erinnerte mich daran, dass wir mitten auf einem Schlachtfeld standen. Der Boden bebte und meine Ohren dröhnten vor Schmerz. "Was passiert hier?", schrie ich. Ich hatte Angst, so große Angst das ich jeden Moment kurz davor war mir einzupissen. Der Fae sah mich jetzt mitleidig an, dann nickte er ernst und sagte: "Du bist noch nicht soweit." Mit diesen Worten machte er eine wegwerfende Handbewegung und alles um mich stand plötzlich still. Erschrocken keuchte ich auf und sah mich erneut panisch um. Die Stimme des Fae hallte über das Feld, wie er sagte: "Wie sehen uns, wenn du wieder du selbst bist, alter Freund." Das war verrückt, absoluter Blödsinn, um ehrlich zu sein. Wahrscheinlich träumte ich nur, versuchte ich mich zu beruhigen. Ich wahr sicher einfach an meinem Schreibtisch eingeschlafen und schon bald würde ich aufwachen, weil man mich zum Essen rief. Ich drehte mich zur Seite, nicht sicher was ich jetzt tun sollte, als plötzlich wie aus dem Nichts eine Tür vor mir auftauchte. Mein Schrei war über das ganze Feld zu hören und hätte jedem Mädchen Konkurrenz gemacht. "Shit!", rief ich laut und versuchte mein rasendes Herz zu beruhigen. Die Tür war aus dunklem Stein gehauen und endete nach oben spitz zulaufend. Aus verschiedenen Ritzen in den Steinen leuchtete ein helles grünes Licht und auf der Tür war etwas in einer fremden Sprache eingraviert. Die Sprache der Fae, stellte ich fest und kurz darauf verschwommen die Zeichen und ergaben eine für mich lesbare Sprache. Ich versuchte nicht all zu überrascht zu wirken und räusperte mich nur leise. "Die Erde erwacht", las ich laut vor, die Tür leuchtete heller auf und öffnete sich mir mit einem schweren Steingeräusch. Zögernd trat ich vor, drehte mich noch einmal zum Schlachtfeld um und bemerkte zum ersten Mal die Drachen in der Luft, sowie die gruseligen Schattenwesen auf dem Feld. Ich schluckte schwer und ging schnell durch die Tür, ins Licht. Alles würde besser sein, als hier auf den Tod zu warten. Wärme umfing mich, als ich auf der anderen Seite der Tür landete und der Geruch von frischen Gräsern, Feld, Fieh und Sommer kam mir entgegen. Ich stand mitten in einem Feld aus Mais und anderem Korn, umgeben von hohen Bergen und sah mich verwundert um. Staunend betrachtete ich meine Umgebung, ließ das Bild, welches sich mir bot, auf mich wirken. In der Ferne sah ich Rauch aus einem Schornstein kommen und beschloß, darauf zu zulaufen. Wenn das noch immer ein Spiel war, dann war das vielleicht eine Nebenmission. Das hieß, es wäre besser so viel von meiner Umgebung zu erkunden, wie nur möglich. Nach einer Weile stand ich auf einer kleinen Farm mit mehreren Ställen, einer Scheune, einem Silo und einem Haupthaus. Es war noch früh am Morgen, die Sonne ging gerade erst auf und tauchte alles in ein zartes Rosa. Ich hörte Schafe blöken und Kühe muhen und ließ mich von der friedlichen und idyllischen Landschaft empfangen. Ich lief an den Zäunen vorbei, wo die Tiere tagsüber grasten und rupfte einen Halm aus der Erde, um darauf rum zu kauen. Es war erstaunlich, dass obwohl das alles nicht echt sein durfte, ich trotzdem alles schmecken, riechen, fühlen, hören und sehen konnte. Es war wie als wäre ich wirklich hier, als würde ich wirklich hier leben, so als gäbe es diese Welt wirklich. Ich ging weiter auf die Farm zu, als ich plötzlich einen Sog im Magen spürte und mir schlagartig schlecht wurde. Ein Ruck ging durch meinen Körper und ich fand mich, von der einen Sekunde auf die andere, in der Scheune wieder. In der Scheuen lag neben den noch schlafenden Tieren auch ein Fae, eingebettet im Stroh. Ihm wuchsen zwei Hörner aus seiner Stirn, sein dunkles Haar schmiegte sich in kleinen Locken an seinen Kopf, seine spitzen Ohren waren mit braunem Fell überzogen und seine Nase sah aus wie die von einem Bullen, sogar ein kleiner Ring steckte darin. Der Rest von seinem Körper, wirkte so normal wie mein eigener, bis auf seine imsense Größe natürlich. Es hätte micht nicht gewundert, wenn er nur geduckt durch jede Tür passte. Ein lauter Schrei zerriss die vorherige Stille und ich wirbelte zum Ausgang. Und dann verschwamm meine Sicht, alles wurde dunkel und ich war plötzlich nicht mehr ich selbst, sondern der Junge. Ich war in seinem Kopf, in seinem Körper, in seinen Gedanken.
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The first Dragon
FantasyJoshua ist ein leidenschaftlicher Gamer, doch als er eines Tages seine Konsole ausstellt, passieren merkwürdige Dinge und er findet sich plötzlich in einem seiner Spiele wieder. Als lebender Charakter des Spiels muss er sein verlorenes Gedächtnis wi...