Prinzessin Misu stand neben ihren Eltern, dem Königspaar auf einer Lichtung, umgeben von Wasserfällen und dem narischen Volk. Ob Wasser Fae, Syrene, Nymphe, Meerjungfrau oder Seeungeheuer, sie alle hatten sich heute an diesem Ort versammelt, um das jährliche Mondfest zu feiern. Der Mond war es schließlich, der das Wasser beeinflusste und die Kräfte des Volkes zu dieser Zeit im Jahr aufs Neue auflud. Misu stand in einem wunderschönem engen weißen Kleid in der Nähe des Wassers und sah den Wassertänzern zu, wie sie das Wasser kontrollierten, mit ihm spielten und es tanzen ließen. Sie schossen in die Höhe, flogen in der Luft und ließen sich vom Wasser sanft wieder auffangen. Misu selbst hatte keine solcher Fähigkeiten, sie hatte überhaupt gar keine. Seit sie denken kann, versuchte sie sich anzupassen, strengte sich an, den Kern ihrer Macht zu finden. Doch bis heute, war sie eine Fae ohne Kräfte. Ihre Eltern sorgten sich sehr um sie. Sie war noch jung doch alle Fae hatten spätestens in ihrem Alter ihre Macht gefunden. Misu wurde als Kind deshalb oft beobachtet, dass sie auch ja hineinpasste, in das Bild der einzigen narischen Prinzessin. Denn in Narius war es üblich, dass die Königin die führende Rolle übernimmt und der König als Krieger und Berater galt. Misus älterer Bruder Uman hätte deshalb nie einen Anspruch auf den Thron und eine Prinzessin und zukünftige Königin ohne Kräfte, war eine Gefahr für das ganze Königreich. Misu war sich ihrer ungünstigen Lage sehr bewusst, weshalb sie es normalerweise mied, in der Nähe von Wasser gesehen zu werden, vor allem wenn das gesamte Volk ihre Zuschauer waren. Ihr Blick wurde wütend und sie zwang sich, die Tänzer nicht weiter anzusehen. Sie würde schließlich nie so mit dem Wasser tanzen können. Ihr Blick fiel in die Menge und blieb an mir hängen. Diesmal war ich in einer Menge aus verschiedenen Fae gelandet und war so schnell es ging aus deren Sichtfeld verschwunden. In einer goldenen Rüstung war man nämlich schwer zu übersehen und ich hatte irgendwie das Gefühl, hier nicht sehr willkommen zu sein. Ich stand in dem Schutz mehrerer Bäume als ich Prinzessin Misu auf der Lichtung erkannte. Diesmal schlüpfte ich nicht wie bei Leroy in ihren Körper, sondern konnte ihre Gedanken von Weitem hören und in ihren Blicken lesen. Als ihr Blick den meinen traf erschrak ich über ihre Gedanken. Was macht ein Krieger der goldenen Garde hier? Ist er hier, um uns auszuspionieren? Will er die Zeremonie unterbrechen? Will er uns schwächen, damit seine Armeen uns leichter angreifen können? Ich sollte ihn auf der Stelle gefangen nehmen lassen! Ich schluckte schwer als ich sah, wie die Prinzessin versuchte, ihre Eltern auf mich aufmerksam zu machen und verschwand schnell tiefer im Wald. Dort spürte ich plötzlich wie müde ich war und wie mein Magen vor Hunger knurrte, doch noch schlimmer war das unmenschliche Drücken meiner Blase. Schnell verschwand ich in einem der Büsche und erleichterte mich. Als ich meinen Hosenstall wieder schloss und aus dem Busch gestolpert kam, war die Zeremonie schon fast zu Ende. Ich sah vom Waldrand aus, wie die Königin mit ihrer Kraft das Wasser aus dem See schöpfte und es in eine Wasserkugel formte. In der Kugel sammelte sich das Wasser und das Licht des Mondes verfing sich darin. Das Wasser drehte sich und das immer schneller, die Königin flüsterte etwas und das Wasser begann strahlend zu leuchten. Dann ließ sie die Kugel langsam nach oben schweben, sie ploppte auf und ein Regen aus leuchtendem Wasser fiel auf ihr Volk nieder. Jeder von ihnen schien den Regen zu genießen und durch ihn neue Kraft zu tanken. Ein wohliges Seufzen ging durch die Menge und die Leute brachen in Klatschen und Jubel aus. Mein Blick glitt wieder zu der Prinzessin, die gerade von einem blauhaarigen Jungen, etwas ins Ohr geflüstert bekam. Es war ihr Freund und Berater Sirus, las ich in ihren Gedanken und es ging um einen Brief aus dem goldenen Berg. Ich horchte auf, was konnte das für ein Brief sein? Meine Verbindung zu der Prinzessin brach mit einem mal ab und ich fühlte mich unwohl, beobachtet. Und da waren sie, Soldaten mit Muscheln an ihren spitzen Speeren und Seetang an ihren Handgelenken. Mit freiem Oberkörper und leichter Hose kamen vier von ihnen auf mich zu und drängten mich aus dem Wald hervor. Ich zog ohne zu zögern mein Schwert. Ich war sicher nicht hier gelandet um in einem Kerker zu landen. "Ich komme in Frieden.", sagte ich vorsichtig. Sie begannen zu lachen. "Ja sicher und ich bin der König der sieben Meere.", sagte einer von ihnen und trat näher zu mir. "Wen versuchst du zu verarschen?", fragte ein anderer. "Du kommst hier her, am Tag der Wiedergeburt unserer Macht, stehst herum und beobachtest still und willst uns erzählen das du kein Spion bist?" Ich schluckte, es sah für mich wirklich nicht gut aus. Ohne einen Kampf, würde ich hier sicher nicht so einfach heraus kommen. Doch es war eine Sache ein paar Schatten zu töten, aber lebende Fae? Das konnte ich nicht tun. Nicht, wenn sie nur versuchten, ihr Königreich zu verteidigen. Nicht, wenn ich keine ehrliche Bedrohung war. Ich holte tief Luft und ließ dann mein Schwert ins Gras fallen. Ich fiel vor ihnen auf die Knie und sagte: "Ich möchte nicht mit euch kämpfen, wie ich bereits sagte, ich komme in Frieden und möchte eurem Volk nichts tun." Die Soldaten hatten nicht mit so einer Reaktion gerechnet und sahen sich kurz fragend an. Dann zogen zwei von ihnen mich wieder auf die Beine, fesselten meine Hände hinter dem Rücken und schliffen mich fort. "Die Königin wird über dich richten.", flüsterte einer und führte mich zum Wasser, wo nur wenige Leute standen. Ein Soldat wirbelte mit seinen Händen, in Kreisen in der Luft herum und ich sah zu, wie sich das Wasser in einem Strudel erhob. Noch bevor ich richtig Luft holen konnte, wurde ich hinein gestoßen und von dem Strudel fort gewirbelt. Mein Körper flog durch den Strudel, mir wurde schlecht, alles war kalt und meine Lungen begannen nach einer Weile, nach Sauerstoff zu flehen. Ich hatte das Gefühl, mein Körper würde von innen aufplatzen und war kurz davor, das Bewusstsein zu verlieren, als der Strudel sich plötzlich beruhigte und ich mit einem Wasserschwall auf den Boden einer Zelle gespült wurde. Das Wasser floss in einem Gulli ab und ich hustete und spuckte und rang nach Luft. Die Zelle war klein und schützte mich mit Steinmauern von den angrenzenden Zellen. Die Tür war ein Gitter, welches aus fließendem Wasser bestand und der Boden bestand aus feuchten Steinen und war mit Korallen und Seegras bewachsen. Meine Fesseln waren im Strudel aufgegangen und ich rieb mir zitternd die Handgelenke. Ein kalter Wind fegte durch jede einzelne Zelle und ließ mich in meinen nassen Klamotten bibbern. "So ein Mist!", fluchte ich laut. Nach einer ganzen Weile, in der ich auf dem Boden kauerte und halb erfror, hörte ich jemanden, nicht weit von mir, stark husten. Ich rutschte an die Zellentür und mein Atem kam in weißen Wolken aus meinem Mund als ich fragte: "Hey! Wer ist da?" Ein weiteres Röcheln war zu hören und ging in ein fieses Lachen über. "Ist das wichtig?", krächzte mir die Stimme eines Mädchens entgegen. Nein, eigentlich war es das nicht. Eigentlich war es mir völlig egal, ich brauchte nur etwas was mich von der Kälte ablenkte. "Na siehst du.", sagte sie und ich wich erschrocken zurück. Hatte sie gerade etwa... "...Meine Gedanken gelesen?", äffte sie meine Gedanken nach und kam in ihrer Zelle näher an die Wasserstäbe. Meine Augen weiteten sich entsetzt als ich in ihr Gesicht aus Schatten sah. Ihre gelben Augen stachen mir entgegen und mein Herz begann nervös schneller zu schlagen. Sie legte amüsiert den Kopf schräg und lehnte sich an der Steinmauer zurück. "Hab keine Angst, hier komme ich nicht so schnell wieder raus.", sagte sie und fasste dabei, zum Beweis, in die Wasserstäbe. Ihre Hand streckte sich mir, auf der anderen Seite, jedoch nicht als Schatten, sondern als Skelet entgegen. Ich schluckte schwer, lebend würde man hier allein, also nicht heraus kommen. Sie zog ihre Hand zurück und Schatten tanzten wie zuvor darauf herum. "Also Sonnenkrieger, was führt dich nach Narius?" "Kannst du das etwa nicht in meinen Gedanken lesen?", fragte ich sie etwas empört, dass sie diese Fähigkeit überhaupt besaß. "Doch.", sagte sie Schulter zuckend. "Das würde nur etwas schmerzhafter werden als vorhin." Ihr breites Lächeln, brachte mich dazu, ihr meine Geschichte doch lieber freiwillig zu erzählen. " Ich komme aus einer Schlacht in der Stadt Seyra, meine Truppe und ich, sollten dort einen Drachen abwehren. Ich bin der Einzige überlebende. Auf meinem Weg hier her wurde ich von Schatten angegriffen, die frische Mitglieder, für ihre Armee suchten. Ich bin lebend entkommen und bin nun hier in Narius gelandet. Die Prinzessin..." Ich verstummte abrupt, wahrscheinlich war es doch besser ihr nicht alles zu erzählen. Sie saß zwar hinter Gittern, doch wer wusste schon wie lange das noch so blieb. Außerdem, führte ihre Art gerade Krieg gegen diejenigen, die ich versuchte mit aller Macht zu beschützen. Das Mädchen schnalzte missbilligend mit der Zunge. "Red weiter Junge. Was ist mit der Prinzessin?" Meine Augen verengten sich langsam zu schlitzen. Ich elender Idiot! Ich hatte viel zu viel gesagt, ihr viel zu schnell mein Vertrauen geschenkt. Ich weigerte mich, ihr mehr zu verraten und versuchte an etwas anderes zu denken. Ein warmes Kaminfeuer, eine kuschelige Decke, Kakao, die warme Sonne... "Netter Versuch. Aber ich rieche deine Geheimnisse bis hier. Du vertraust mir nicht und das ist gut so, sehr schlau sogar, aber ich muss wissen, was da draußen los ist. Also sprich!", drängte sie mich und wirkte dabei beinahe schon verzweifelt. "Wie lang bist du schon hier unten?", fragte ich, anstatt zu antworten. Sie seufzte und sagte nach einer Weile:"Seit zwei Jahren." Mein entsetzen war bei ihren Worten in der Luft greifbar. Wenn ich Pech hatte, würde ich genauso lang hier sitzen. "Wieso? Was hast du getan?" Sie schnaufte leise und blickte mich direkt an. "Ich war die engste Vertraute der Prinzessin und das über Jahre. Doch dann hat mein Volk einen Krieg begonnen und man beschloss, mir nicht länger zu vertrauen. Allein meine Fähigkeiten gaben ihnen allen Grund dazu, deshalb sperrten sie mich in derselben Nacht ein, in der mein Volk die ersten Drachen frei ließ. Seitdem sitze ich hier und versuche, über Leute wie dich herauszufinden, ob es vorbei ist, ob es noch eine Chance für meine Freiheit gibt. Doch dem scheint nicht so." Zwei Jahre, dieser Krieg lief schon zwei Jahre und hatte schon weiß ich wie viele Opfer hinterlassen. Es war ein Wunder, dass es noch immer stehende Königreiche gab und ich fragte mich, weshalb die Fae nicht längst ihre eigenen Armeen vereint gegen die Schatten einsetzten. So viel Zerstörung und Leid, aber für was ? Was wollten die Schatten damit erreichen? Was war ihr Ziel? Ich zerbrach mir den Kopf, als in meinem Augenwinkel, plötzlich ein blaues Licht auftauchte und immer heller zu werden schien. Meine Finger zitterten noch immer, als sich meine Hand, automatisch auf die Kugel zu bewegte.
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The first Dragon
FantasyJoshua ist ein leidenschaftlicher Gamer, doch als er eines Tages seine Konsole ausstellt, passieren merkwürdige Dinge und er findet sich plötzlich in einem seiner Spiele wieder. Als lebender Charakter des Spiels muss er sein verlorenes Gedächtnis wi...