Prolog

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,,Avery, komm sofort her!", hörte ich meine Mutter aus der Küche rufen. Angst. Ja, ich habe Angst, denn ich habe nichts getan und trotzdem klingt es so, als ob ich etwas angestellt hätte und nun richtig Ärger bekommen werde. Langsam rappele ich mich aus dem Bett, laufe zur Tür, atme noch einmal tief durch und öffne mit zitternder Hand die Tür. ,,Wirds bald, Kind, ich schlage hier noch Wurzeln!"
,,Bin schon da, mama." Ich schlürfe zögernd in die Küche und sehe dort, wie meine mama, die Hände an den Hüften, vor dem Waschbecken steht.
,,Du bist doch den ganzen Tag zuhause oder? Also wieso verdammt bewegst du deinen Arsch nicht hierher und machst den Abwasch?" ,,Soll ich das etwa erledigen, ich habe dich nicht groß gezogen, damit du in deinem Bett rumgammelst statt den Haushalt zu erledigen!", schreit sie mich an. Nun zittere ich am ganzen Körper und kann nicht in Mutters Augen sehen. Was soll ich denn auch sagen? Auch wenn ich mich rechtfertigen möchte, kann ich es einfach nicht. Sie würde mir doch sowieso nicht zuhören. Ich habe Angst, Angst vor meiner Mutter. Vor meiner eigenen Mutter. ,,Tut mir leid" ,,ha, eine Entschuldigung bringt mir auch nichts." Sie schaut mich finster an, verdreht die Augen und geht aus der Küche. Eine Träne rollt mir die Wange runter, schnell wische ich sie weg und fange an das Geschirr zu spülen.
*
'Knack, klirrr' ,,Ich bin zurück!"
Oh nein! Mein Vater ist da. Was soll ich jetzt machen, nein bitte nicht. Ich möchte nicht, dass er es erfährt. Beunruhigt bleibe ich in der Küche, als ob ich nichts gehört hätte. Aus dem Wohnzimmer höre ich wie meine Eltern sich unterhalten. Mein Vater klingt aufgebracht. ,,Bitte nicht", flüstere ich. Doch schon kracht die Tür auf, mein Papa kommt herein geplatzt, läuft auf mich zu und schlägt zu. Gelähmt schaue ich auf den Boden, meine Wange kribbelt. Ich spüre wie die Tränen kommen, doch ich halte sie zurück. Er schaut mich immer noch an, das spüre ich, sein Blick durchdringt mich und ich kann nichts dagegen tun. ,,Du bist eine Enttäuschung!", nehme ich seine schmerzhaften Worte wahr. Als die Lähmung etwas nachgibt, renne ich stolpernd in mein Zimmer. Unter der Bettdecke vergieße ich schließlich Tränen, die ich solange aufhielt.

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