Kapitel 1 - neue Türen stehen offen

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"...und hiermit wünsche ich euch einen schönen Start in das sechste Semester!", rief der Professor noch in den Hörsaal, bevor die Menge seine Stimme übertönen und sich aus den Staub machen konnte.

Selbst Paula und ich hatten schon seit geraumer Zeit - ich glaube seit 50 Minuten - unsere Aufmerksamkeit dem Professor ab- und es etwas Interessanterem zugewendet, weswegen ich nun mit schnellen Handgriffen mein Federmäppchen zusammen packte und es mit meinem Laptop in meinen Rucksack verstaute.
Ehrlich, eigentlich liebte ich Tragwerke bei Professor Gillions, doch heute war seine Stunde auf einem anderen Level von Langeweile.

Kaum hatten wir den Raum verlassen, atmete ich tief ein und aus. Es war der erste Kurs in unserem sechsten Semester und ich hatte jetzt schon keine Lust mehr. Ständiges Lernen, Aufpassen und dauernd Prüfungen schreiben. Bauingenieurwesen ich komme!

Beschweren durfte ich mich eigentlich nicht. Erstens habe ich mir Bauingenieurwesen selbst ausgesucht und zweitens sagten mir meine Eltern oft genug, wie unnötig es überhaupt für mich war, studieren zu gehen. Würde ich in diesem Moment nach Hause fahren, bei meinen Eltern auftauchen und nur ein Wort sagen, würde ich sofort Papas Baufirma überschrieben bekommen. Nicht, dass Papa die Firma unbedingt losbekommen wollte, er will nur alles mögliche daran setzten, dass sein "Baby" nicht in falsche Hände geriet.

"Ich brauche jetzt dringend Sonne!", seufzte Paula erleichtert, als wir durch die Türe nach draußen gingen und uns die Sonne ins Gesicht schien. Hunderte von Studenten strömten soeben aus dem Hauptgebäude heraus und hatten scheinbar alle den gleichen Plan wie wir - die letzten Wochen des Sommers auszunützen.

Zufrieden setzte ich mir die Sonnenbrille auf und ging Paula nach, die schon auf dem Weg zu unserem Wohnhaus war.

"Glaubst du, dort werden ein paar heiße Jungs zu finden sein?", wunderte sich Paula, als ich zu ihr aufgeholt hatte und sah sich ein wenig am Campus um. Paula war nämlich ziemlich davon besessen, noch zusätzliche Punkte abzukassieren. Punkte im Sinne von einem Hot Girl/Boy Summer, den sie zusammen mit unserem besten Freund Parker veranstaltete. Dieser hatte im jetzigen Moment 120 Punkte Vorsprung. Theoretisch bräuchte sie nur noch von einem Typen die Nummer und mit zwei Typen küssen.

Ich lachte. "Auf der Party, wo dieses Mal keine erst bis viert Semestrigen, sondern fünft bis 12 Semestrigen sind? Ja, ich glaube, da wirst du einige Jungs finden, die deinen hohen Ansprüchen entsprechen."

"Was soll das denn heißen?! Hohe Ansprüche.... pf.", beschwerte sich Paula und guckte mich ein wenig empört an, wo hingegen ich nur mit meinen Schultern zuckte.

Dann sah ich mich um und nickte einem blonden Jungen zu, der im Moment bei fünf Mädchen stand. "Der Typ da... was ist mit dem?"

"Ach, komm Marie. Der Typ ist erstens blond, also schon einmal aus meinem Beuteschema. Zweitens hat der ein Million-Dollar-Smile, was übersetzt so viel heißt wie, ich bin das Lieblingskind und bekomme alles was ich will von meinen Eltern in den Arsch geschoben.", bestätigte Paula meine Gedanken. Ich lächelte. Wäre auch eine Schande, wenn ich meine beste Freundin seit über 10 Jahren, nicht in und auswendig kannte.

"Musst dir ja auch wieder den Typen aussuchen, den ich als letzten wählen würde."

"Ich habe nur den Erstbesten genommen, der mir ins Auge gestochen ist.", meinte ich neckend und legte meinen Arm um ihre Schulter.

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Schon lange war ich nicht mehr so entspannt wie im Moment. Leise summte ich ihm Rhythmus der Musik mit, die aus unzähligen Lautsprechern ertönte und die Leute in Stimmung brachte. Links von mir war eine große Tanzfläche aufgebaut, wo schon ein paar Paare ihre Tanzbeine schwangen.

Predetermined future - undetermined destinyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt