Prolog

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"Achtung! Sie wacht auf. Schnell, wir brauchen eine weitere Narkosespritze." Um mich herum bekam alles unscharfe Konturen und ich versuchte mich aufzusetzen. Sofort wurde ich von einem Arzt zurück auf den Operationstisch gedrückt. Mir kam es so vor, als würde irgentetwas ganz und gar nicht stimmen. Im Saal neben mir lag ein kleines Baby. Es war an viele piepsende Geräte angeschlossen und die durchsichtigen Kabel schlangen sich um den kleinen Oberkörper. Statt still dazuliegen schrie es so sehr, das der übergroße Kopf rot angelaufen war. Dadurch trat der leichte blonde Flaum auf seinem Kopf in den Hintergrund. Es sah aus wie neugeboren. Es war noch nass und klebrig. Dagegen fühlte ich mich als 17 - jährige wie ein Vorbild. Ein Vorbild, das sich eigentlich stumm und reglos der Narkose fügen sollte. Aber am Allerwenigsten sollte ich aufstehen. Die Schwestern wichen erschrocken vor mir zurück, als ich wie ein Geist im weißen Operationskleid meine Füße ausstreckte und mit den Zehenspitzen den kalten Fließenboden berührte. Ein Schauer brachte mich zum Frösteln. Komischerweise spürte ich alles sehr intensiv, obwohl ich vor ein paar Stunden betäubt wurde. Der Chefarzt tippte gerade an einer meiner Maschinen herum, behielt mich aber gleichzeitig im Auge. Meine Weisheitszähne sollten herausgeschnitten werden, doch wie auch am Rest meines Körpers spürte ich keine Schmerzen. Eher hatte ich das Gefühl als wäre ich eine Elfe, die mit zarten Flügeln durch den Raum schwebt. Dem Baby wurde gerade die Schädeldecke aufgeschnitten, soweit mich meine Wahrnehmung nicht täuschte. Anscheinend war es genauso wie ich aufgewacht. Die Situation kam mir sehr surreal vor. Vielleicht war es auch nur eine Halluzination und ich bildete mir das alles nur ein. Ich wurde zum Tisch zurückbegleitet, erst da fiel mir auf, dass ich direkt vor der runden Glasscheibe des benachbarten Operationssaals stand und das kleine Wesen anstarrte. Langsam löste ich meinen Blick und meine aufgerissen Augen nahmen nur noch wahr wie mich die Kleine -mein Gefühl sagte mir das sie ein Mädchen ist- aus tiefen dunkelbraunen Augen neugierig musterte. Sie war total fasziniert und verstummte. Ich wurde umgedreht und jemand schob mich zurück. Einige standen immer noch erschrocken in den Ecken, möglichst weit weg von mir. Ihre Blicke spiegelten so etwas wie Unglauben wieder, fast so als wäre ich eine auferstandene Leiche mit Krallen, einer Schweinsnase und Hörnern auf dem Kopf. Das Skalpell spiegelte mein Gesicht wieder. Ich beugte mich herunter um es genauer zu betrachten. Nicht dass sich meine aberwitzige Vorstellung erfüllt hatte. Neben mir tropfte etwas auf den Boden. Es war Blut. Dunkel schimmerte es in der schwarzen Zwischenrille des Bodens. Weitere Tropfen landeten daneben und bald ergoss sich ein kleiner Strom an meiner Schläfe hinab. Langsam befühlte ich mein Gesicht. Panisch blieb meine Hand stehen und ich erblickte erneut mein Spiegelbild. Was ich sah verschlug mir den Atem. Mein Haaransatz an der Stirn war von einem Schnitt durchzogen, deshalb lief Blut von meiner Stirn hinunter bis zum Ende meines Kiefers. Meine Maschinen fingen an zu piepsen, mir ging die Luft aus, schließlich zogen sich schwarze Flecken immer weiter in mein Bewusstsein. Ich konnte mich gar nicht daran erinnern, wie ich mich verletzt hatte, war mein letzter Gedanke, bevor alles schwarz wurde.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Nov 02, 2021 ⏰

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