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„A best friend is the only one that walks into your life when the world has walked out."

- Shannon I. Alder

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Eine Woche war vergangen seit Marlenes Begegnung mit Jake. Sie hatte ihn seitdem nicht noch einmal gesehen. Auch Paul hatte sie nur sporadisch zu Gesicht bekommen in dieser Woche. Mit einem Seufzen ließ sie sich auf ihr Bett fallen. Es war Sonntagabend und morgen würde ihr erster Schultag an einer neuen Schule sein. Paul hatte ihr beim Abendessen angeboten, dass sie sein Auto nehmen könnte. Sie war dankbar dafür, denn so blieb ihr wenigstens ein langer Fußweg oder eine Fahrt im Schulbus erspart. Es würde so schon schlimm genug sein, die Neue zu sein. Immerhin waren in den letzten Wochen die Platzwunde und die übrigen Schürf- und Schnittwunden verheilt. So waren wenigsten keine Spuren von dem Autounfall mehr sichtbar, auch wenn ihr Schulter immer noch schmerzte, die dämliche Armschlinge war sie wenigstens los. Sie wurde durch ein Klopfen an der Tür aus ihren Gedanken gerissen.

„Ja?" Die Tür wurde schwungvoll geöffnet und ihr Cousin steckte den Kopf in ihr Zimmer.

„Na, schon aufgeregt wegen Morgen, Midget?"

„Hmm. Quatsch, ist doch nur Schule." Sie zuckte mit den Schultern, um ihre Worte zu unterstreichen und bereute im nächsten Moment die einfache Bewegung. Eine Schmerzwelle strahlt von ihrer rechten Schulter bis in ihre Fingerspitzen.

„Alles okay?" Paul war der Schmerz, der über ihr Gesicht gehuscht war, nicht entgangen.

„Klar, alles gut." Da war sie wieder, diese undurchdringliche Maske, die seine Cousine immer zu tragen schien.

„Okay. Ich wollte dir eigentlich auch nur schnell den hier geben. Ich muss dann auch wieder los. Viel Spaß morgen, Midget!" Mit diesen Worten schmiss er ihr seinen Autoschlüssel zu und verschwand mit einem Grinsen im Gesicht wieder.

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4:54 Uhr. Sie war mal wieder viel zu früh wach. Warum auch nicht? War ja nicht so, dass sie mal eine Nacht guten Schlafs gebrauchen könnte. Da Marlene wusste, dass sie sowieso nicht wieder würde einschlafen können, stand sie auf. Nachdem sie sich angezogen hatte, lief sie zur Küche und stellte Wasser auf. Sie brauchte dringend Kaffee.

Um halb acht schnappte sie sich ihre Schulsachen und verließ das Haus. Beinah hätte sie Pauls Autoschlüssel vergessen, doch sie hatte sich im letztem Moment doch noch daran erinnert. Wortlos lief zu dem schwarzen Wagen. Ihr Onkel war noch nicht von seiner Nachtschicht zurück und Paul war wohl die ganze Nacht nicht dagewesen, zumindest hatte sie ihn seit dem kurzen Gespräch am Vorabend weder gesehen, noch gehört. Sie startete das Auto und fuhr los. Zum Glück war Pauls Wagen ein Automatikauto. Sie konnte zwar auch mit Gangschaltung fahren, doch mit ihrer gerade erst verheilten Schulterverletzung und den wiederkehrenden Schmerzen war es ihr so doch lieber.

Keine zehn Minuten später hatte sie bereits den Parkplatz der Quileute Tribal School erreicht. Sie holte noch einmal tief Luft, schnappte sich ihren Rucksack und stieg aus. So schlimm würde es schon nicht werden. Jedenfalls solange sie nicht zu viele unangenehme Fragen beantworten müsste. Doch jetzt musste sie zuallererst mal noch das Sekretariat finden.

„Hey, kann ich dir helfen?" Vor ihr stand ein Mädchen in ihrem Alter. Sie hatte lange schwarze Haare und ihre dunkelbraunen Augen leuchteten ihr freudig entgegen.

„Ähm, ja.. kannst du mir vielleicht sagen, wo ich das Sekretariat finde?"

„Klar, komm mit. Ich bin übrigens Ava. Ava Cameron. Und du musst Marlene sein, richtig?" Verwirrt blickte Marlene sie an. Woher wusste sie das?

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