Toxic friendship

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Der kalte Nachtwind peitscht mir ins Gesicht und trocknet meine Tränen, bevor sie die Chance haben meine Wange zu erreichen. Eisiges Schweigen hält sich zwischen uns, die Stimmung brodelt wie ein Vulkan, ich warte nur auf den Ausbruch.

Ich verstehe es nicht, wieder einmal nicht.

Wieso sind mir Mädchen manchmal so ein Rätsel. Sollte ich nicht intelligent genug sein um solche Missverständnisse zu umgehen, sie zu umschiffen oder aus den Weg zu räumen bevor sie so ein Ausmaß annehmen?

Ein Seufzen entweicht meinen Lippen und mein Blick wandert in den nachtschwarzen Himmel, es muss drei oder vier Uhr sein. Die Sterne wirken mal wieder so weit entfernt, fast schon lächerlich wie ich als kleiner Punkt hier unten stehe und mir nichts mehr wünsche als einmal in ihrer überlegenden Position zu sein. Ein heiseres Lachen steigt in mir auf, schnell kämpfe ich es wieder herunter, das ist jetzt keine gute Idee. 

Planmäßig würde ich mir jetzt noch ein Bier nach dem nächsten runter würgen um das Loch in meinen Herzen schön mit Alkohol zu betäuben, so habe ich mir den Abend gewiss nicht vorgestellt. Die nächste Windböe. Ich ziehe die Jacke von meiner „Freundin" noch näher an mich heran und probiere nicht zu stolpern in diesen Mörderschuhen. Wieso habe ich nochmal zu so einer Party, solche Absätze angezogen? Selten dämliche Idee, allgemein, alles hier ist eine bescheuerter Einfall gewesen. Wieso habe ich nur gedacht das es in Ordnung gehen würde? 

Stöhnend massiere ich mir meinen Nacken und blinzelnd fallen meine Augen zu.

Ich verabscheue diese Situation.

Ich hasse diese Stille, es fühlt sich so an als hätte ich etwas wichtiges endgültig verloren.

Wieso habe ich mich auf diese Freundschaft eingelassen, ich hätte doch wissen müssen das mich das verändert, mich schwach und abhängig macht. Ich habe schon lange nicht mehr so viel gelebt, mich so lebendig gefühlt, aber ich bin auch schon lange nicht mehr so verletzt worden.

Menschen die dich verändern sind ein Segen und ein Fluch.

Der Kloß in meiner Kehle wird größer und größer und als ich probiere diesen runter zu würgen, verlassen erneut Tränen meine Augenwinkel. Mein Blick, der durch den Alkohol verschleiert ist, wird noch undurchdringbarer. Als ich erneut an einen Asphalt Riss hängen bleibe und mich nur mit Not davon abhalten kann, mit dem Gesicht den Boden zu küssen, beschließe ich das es nun reicht.

„Wir müssen darüber reden, ich weiß das du sauer bist." Meine Stimme hörte sich nur halb so selbstbewusst an, wie ich es mir vorgestellt habe. Der Satz gleicht eher einen jämmerlichen Geflüster, ich bin mir noch nicht mal mehr sicher, ob ich will das sie es hört, oder ob ich nicht diese krankhafte Stille bevorzugen sollte. Aber das entweder oder wird im Keim erstickt.

Kaum haben die Worte meine Lippen verlassen, wirbelt sie herum und starrt mich mit ihren durchdringenden dunklen Augen an und ich habe plötzlich nicht mehr das Gefühl ein Mensch zu sein, ein Vieh auf der Schlachtbank wartend darauf zerfleischt zu werden würde es eher treffen.

„Sauer ist kein Ausdruck, ich versteh es einfach nicht", spuckt sie mir entgegen. Ihre Stimme klingt so hasserfüllt dass ich unwillkürlich einen Schritt zurück mache.

Auf einmal habe ich einfach nur noch Angst, Angst das sie mich in Stich lässt, dass ich wieder alleine sein werde, wie ich es schon so oft gewesen bin.

Man sollte meinen das man sich an die Einsamkeit gewöhnt, dass man es nach einiger Zeit einfach akzeptiert. Aber es ist nicht die Abgeschiedenheit oder die Stille die mich plagt. Es ist die blanke Panik verlassen zu werden, so schlicht und doch so unüberwindbar.

Dieses Gift frisst sich durch meine Knochen, Venen und nimmt jeglichen Platz in meinen Gehirn ein. Mein ganzer Körper ist voller Adrenalin, ich kann mein Blut pulsieren hören. Vielleicht hätte ich wütend sein sollen, mich trifft keine Schuld; Ich bin mir dessen bewusst, aber ich bin kein Mensch der für seine Rechte einsteht. Dafür bin ich einfach zu wenig Ich.

„Ich habe mich doch nur kurz mit ihr unterhalten, sie ist wirklich ganz nett! Sie hat mich angesprochen, was hätte ich tuen sollen? Ich kann sie doch nicht einfach ignorieren.." rudere ich schnell zurück, ich hoffe das sie probieren würde mich zu verstehen, aber in ihren Augen ist keine Vernunft mehr. Wir haben beide getrunken, aber ich weiß was dieser Streit alles verändern wird. Betrunken oder nicht. Wegen so einer kindischen, banalen Nichtigkeit und das macht mich unglaublich wütend.

Wütend auf sie, wütend auf diese sinnlose Situation, wütend auf mich selbst.

„Weist du ich hab es satt! Alle verraten mich, keiner ist für mich da! Du weist wie ich zu ihr stehe und dann das! Anscheinend ist dir unsere Freundschaft gar nichts wert!!"

Ich fühle mich wie auf einen Trip, ich höre und verstehe was sie mir sagt, aber es kommt trotzdem nicht bei mir an, mir scheinen die Synapsen zum verarbeiten einfach abhanden gekommen zu sein.

„Du bist mir sehr viel wert, es waren doch nur fünf Minuten! Es tut mir leid wenn ich dich damit gekränkt habe."

Inzwischen sind meine Wangen vollkommen nass und wir beide starren uns nur noch total abgewrackt an. Verzweiflung baut sich in mir auf, es ist als würden wir einfach nicht zu einander durchdringen, die Person die mich die ganze Zeit verstanden hat, ohne Ausnahme, erscheint mir nun wie die fremdeste Mensch auf diesen Planeten.

Sätze wie:"hat sie mich überhaupt irgendwann gekannt oder verstanden? Oder habe ich mir das nur aus Verzweiflung eingeredet?" schießen mir durch den Kopf.

„Nur fünf Minuten! Du weist doch was sie getan hat", brüllt sie mir ins Gesicht, ich sehe wie sich zwei Fußgänger auf der genüberliegenden Straßenseite zu uns umdrehen.

Ich starre in ihr Gesicht, aber ich kann nichts fühlen. Weder als eine einzelne  Träne sich aus ihren Augenwinkel löst, noch als sie den Blick Kontakt mit mir abbricht und sich schwungvoll umdreht. Alles ist weg. Am liebsten würde ich wegrennen, aber meine Beine sind so gefühlslos und meine Umgebung dreht sich durch den Alkohol so sehr, sodass ich kaum stehen kann. Ich höre ihr verräterisches Schniefen dann wankt sie ein paar Schritte von mir weg. Ihr scheint es genauso schlecht zu gehen wie mir, sie taumelt und fängt sich wieder. Sofort will ich ihr zur Hilfe eilen, doch ich zwinge mich dazu stehen zu bleiben. Eine erneute Windböe trifft mich aber ich friere nicht mehr.

„Kommst du?"

Fast hätte ich ihre Worte überhört, sie murmelt sie so leise das sie mit dem Windhauch verschmelzen.

Wie ein geschlagener Hund trotte ich los und folge ihr. Immer mit einen gewissem Abstand. Genauso wie ich jetzt zwei Wochen später mit ihr umgehe,

Ich, hinter ihr – Ich, immer mit einem gewissen Abstand.


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Und dazu gleich das negativ Beispiel, DRAMA BABY 

Feedback wäre Klasse, wenn ihr Zeit und Lust habt ;D

LG

Mia

HirngespinsteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt