5

139 13 0
                                    

Sven und Michael haben sich in den Raucherbereich gesetzt. Frische Luft ist an diesem Ort zwar nicht, aber eine andere Möglichkeit gibt es für die beiden in diesem Moment nicht.

Die beiden Männer lauschen den Autos auf dem Parkplatz und dem Gemurmel der wenigen Leute, die ebenfalls hier draußen sind. Der Trubel, der in dem Gebäude stattfindet, scheint gar nicht zu existieren.

"Wie hast du Fabian kennengelernt?", fragt Michael den Jungen neben ihm und beobachtet nun die Fahrzeuge, die immer mehr Leute abholen und wieder nach Hause bringen.

"Das ist schon etwas länger her, aber ich habe vorher schon von ihm gehört. Er hatte einen ziemlich schlechten Ruf als wir noch zur Schule gingen."
Michael nickt. Diese Nachricht ist nicht wirklich überraschend für ihn, immerhin kann er ihn nicht leiden. Wenn er mit Fabian zur Schule gegangen wäre, hätte Michael bestimmt schon dann eine Abneigung gegen Fabian empfunden.
"Wir beide hatten gleiche Freunde", erzählt Sven weiter. "Wir waren auf den gleichen Veranstaltungen und haben uns so kennengelernt. Ich weiß selber nicht so genau, warum ausgerechnet er und ich noch immer befreundet sind."
Sven lacht verlegen und wird rot bei seiner kleinen Notlüge. Er weiß ganz genau, warum ihre Freundschaft im Gegensatz zu anderen so lange hält, jedoch kann er das Michael auf keinen Fall verraten. Aber als er Michael anschaut, weiß er ganz genau, dass dieser ihn bereits durchschaut hat, weshalb Sven seinen Blick senkt.

"Warum hatte Fabian einen schlechten Ruf?", möchte Michael wissen und ignoriert die vorherige Aussage. Sven würde ihm die Wahrheit nicht verraten und er will nicht mutmaßen.

"Naja, du kennst ihn inzwischen ja auch. Er hat einige schlechte Eigenschaften an sich und viele kommen damit nicht zurecht. So kam es zu Gerüchten und all dem. Wie Jugendliche halt sind."

Nachdenklich schaut Michael einer Gruppe von Menschen dabei zu, wie sie sich, alle deutlich betrunken, voneinander verabschieden und in verschiedene Taxen steigen.
Seine Gedanken hängen wieder bei Maudado und ihrem festen Freund. Svens Worte haben Michaels Zweifel an der Beziehung noch verstärkt und in Michael wächst das Gefühl seine beste Freundin beschützen zu müssen.

"Du magst ihn nicht, oder?", kommt es von Sven, der Michael mustert und seinem Blick auf den Parkplatz folgt.

"Wir reden nicht viel miteinander. Ich weiß nicht, ob ich ihn mag oder nicht."

"Dafür weiß ich es. Du kannst Fabian nicht ausstehen."

"So ist es nicht. Ich kenne ihn nicht und ich weiß nicht, ob-"

"Ob du Maudado vor ihm beschützen musst", vollendet Sven den Satz. Michael schaut den Jungen an, der ihm gegenüber sitzt, und weiß nicht, was er sagen soll. Sven hat den Nagel auf den Kopf getroffen und es ist das erste Mal, dass ein Fremder ihn so gut durchschauen kann.
"Du magst ihn nicht, weil er deinen Platz eingenommen hat", behauptet Sven und wendet seinen Blick von dem Parkplatz ab.

Michael schüttelt den Kopf, streitet die Aussage aber nicht ab. Er sitzt da, seine Gedanken rasen durch seinen Kopf und er mustert Sven, der ihn so gleichgültig mustert, dass es ihn zur Weißglut bringt.

"Stört es dich nicht?", erkundigt sich Michael. "Maudado an seiner Seite zu sehen, das muss dich doch innerlich umbringen."

Für einen kurzen Moment huscht ein Ausruck der Überraschung über Svens Gesicht und Michael muss schmunzeln. Der Junge ihm gegenüber hat vermutlich gedacht, dass er seine Gefühle für Fabian geheim halten und dabei ein besseres Pokerface behalten kann als Michael, doch egal wie sehr Sven sich bemüht, für Michael ist es offensichtlich.

"Du passt auf ihn auf, du sorgst dich um ihn und dann kommt plötzlich jemand daher und bringt alles durcheinander."

"Er ersetzt dich."

"Richtig. Wir wurden ersetzt. Und es bringt mich um."

"Maudado macht Fabian sehr glücklich", meint Sven. "Ich glaube, in all den Jahren, in denen ich ihn schon kenne, hatte er noch nie so gute Laune wie in der Beziehung mit Maudado. Es ist, als sei er ein anderer Mensch. Und ich freue mich sehr für die beiden. Das solltest du auch tun."

"Ich weiß, ich versuche es ja, aber..."
Michael senkt seinen Blick und schließt seinen Mund. Er will nicht jetzt darüber sprechen. Und auch nicht mit Sven.

"Lass uns wieder reingehen."
Sven steht auf und begibt sich wieder in die Diskothek, während Michael noch sitzen bleibt und dem großen Mann hinterher schaut.

Warum stört ihn die Beziehung von Fabian und Maudado nicht? Warum kann er damit leben, dass die Person, die er liebt, mit jemand anderem zusammen ist?

Michael selbst dreht durch, sobald er an das Paar denkt, das vermutlich gerade auf der Tanzfläche mit zu viel Körperkontakt tanzt. Und er würde sich am liebsten alle Haare ausreißen, wenn er daran denkt, dass die beiden eventuell schon in einer Ecke stehen und vor lauter Küssen gar nicht mehr wissen, dass sie sich in einem Club befinden.

Michael ist kein schlechter Verlierer, aber er würde gerne schreien, wenn er Fabians Grinsen sieht, wenn dieser Maudados Hand hält.
Doch obwohl er diesen Kampf eigentlich schon verloren hat, wird er seine Gefühle nicht los. Es ist egal, was er versucht, er scheitert immer wieder.

Aber vielleicht sollte er so denken wie Sven. Vielleicht sollte er das Positive an der Beziehung seiner Freundin sehen und sich für sie freuen, denn Sven hat Recht. Noch nie war Maudado so glücklich und allein das sollte reichen, um Michael ebenfalls glücklich zu machen.

Also steht er auf und folgt Sven munter in die Diskothek, um die Beziehung von Maudado und Fabian zu analysieren und nur das Gute daran zu sehen.

Beste Freunde - ZomdadoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt