Obwohl es immernoch leicht regnete, war die Nachtluft angenehm warm, eine Nacht wie ich sie gern mochte. Aufgrund der späten Stunde war auf den Straßen nicht viel los, daher kam ich bereits nach zwanzig Minuten bei Cloud an. Etwas ausser Atem stellte ich mein Rad ab, sicherte es und lief zur Tür. Zum Klingeln kam ich nicht mehr, die Tür wurde aufgerissen und eine völlig aufgelöste Serafina rannte mich fast um. Ich hielt sie fest und versuchte vergeblich, sie zu beruhigen.
Seit ihre Schwester letzte Woche spurlos verschwunden war weinte sie wann immer jemand vermisst wurde. Das seltsame an Lanas Verschwinden war allerdings, das die Stadt in der wir lebten vollkommen abgeriegelt war. Unbemerkt kam hier niemand rein oder raus. Die Stadt bestand eigentlich nur aus einer großen Schule, jeweils einem Bezirk mit Wohnheimen für Mädchen und Jungen, einem Wohnbezirk für die Lehrkräfte und verschiedenen Läden, in denen man so ziemlich alles kaufen konnte was man halt so braucht. Die Geschäfte waren so konzipiert, das Wohnungen der Ladenbesitzer und ihrer Familien in den Geschäftsgebäuden lagen. Einzig die Angestellten kamen von außerhalb, einige Läden beschäftigten sogar Schüler aus der Stadt.Libra war eine der wenigen magischen Universitätsstädte von Astraes, an denen all jene studierten bei denen magisches Potenzial festgestellt wurde. Aufgrund immer wiederkehrender Unruhen mit Nicht-Magiern, wurde die Stadt schließlich zum Schutz der Einwohner abgeriegelt.
"Jetzt beruhige dich doch, ich verstehe kein Wort", sagte ich zu Serafina, die schluchzend versuchte, mir etwas zu erzählen. Cloud schob uns durch die Tür und ließ sie hinter sich ins Schloss fallen. " Vor seinem Zimmer lag das hier", sagte er und drückte mir eine kleine, schwarze Schachtel in die Hand.
Kaum das ich das Päckchen berührte, spürte ich Magie durch meinen Körper fließen und ließ die Schachtel fallen.
Dieses plötzliche aufkommen von Magie war bei mir bereits einmal passiert, mit fatalen Folgen. Jedoch spürte ich, wie sich der Energiefluss langsam beruhigte und gleichmäßig weiter floss. "Identifizierung benötigt!" Wir schauten die Schachtel an, die so konzipiert war, das nur der Empfänger sie öffnen konnte. Ratlos schaute ich Cloud an, der nur mit den Schultern zuckte. "Es ist für dich, also musst du wissen, ob du sie öffnen willst", sagte er und reichte mir das Päckchen erneut. Wieder forderte es eine Identifizierung. "Nightingale, Miku", sagte ich und beobachtete, wie die Schachtel sich öffnete. Sie gab einen länglichen, weinroten Kristall frei, welcher sich auflöste, als er meine Hand berührte.6 Wochen zuvor
Durch die Fenster der Trennwand konnte man einen Blick auf die drei Magier erhaschen, die gekommen waren, um nach neuen Schülern zu suchen. Serafina, Vincent und ich standen in einer Ecke und sahen zu, wie deiner der Magier Cloud einen ovalen, grünen Kristall gab. Als er den Stein berührte, leuchtete dieser blau. Anscheinend war das die Reaktion, die sich die Magier erhofft hatten, den die junge Frau, die zu den Magiern gehörte, jubelte. Von 300 Schülern hatte bisher keiner auf diesen Test reagiert, also wies keiner von ihnen magisches Talent auf. Dieselbe Reaktion erzeugte der Kristall auch bei Vincent und Serafina, bei mir jedoch reagierte er nicht.
Während die Magier ihre Sachen zusammenräumten und ich mich zum gehen wandte, liess die junge Magierin eine alte Taschenuhr fallen. Da sie es nicht bemerkte, wollte ich sie aufheben und ihr zurückgeben. Als ich die Uhr berührte sah ich plötzlich verschiedene Bilder von Krieg und Vernichtung, es fühlte sich so an als wäre ich genau dort, mitten in diesem Krieg. Tränen liefen mir über die Wangen und ich schrie. Plötzlich wurde es um mich herum still und ich spürte, wie jemand mich an sich drückte. Gedämpft hörte ich, wie einer der Magier irgendjemandem etwas zurief und als ich mich vorsichtig umblickte sah ich das Cloud mich festhielt und das dort, wo ursprünglich mal eine Wand war, ein großes Loch klaffte. Erschöpft sackte ich in seinen Armen weg und schlief ein.
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Replika
FantasyAls ihr bester Freund zu Beginn der Sommerferien spurlos verschwindet, ahnen Miku und ihre Freunde, das etwas nicht stimmt. Gemeinsam machen sie sich auf die Suche nach ihm. Dabei begegnen sie Menschen und erleben Dinge, die ihr gesamtes Leben folge...