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Marten schläft in der Nacht mehr als schlecht. Immer wieder gehen ihm die Worte von Ann durch den Kopf. Danke für die Zerstreuung. Klar, er ist kein guter Kerl und Ann tut sicher gut daran, ihn nicht noch näher in ihr Leben zu lassen. Aber ein wenig mehr als Zerstreuung ist er doch schon wert, oder?

Als die ersten Sonnenstrahlen durch sein Fenster dringen, steht er, so vorsichtig er kann, auf, zieht die Decke über Anns nackten Körper. Marten braucht dringend einen Kaffee und eine Zigarette.
Doch er kommt nicht bis in die Küche, denn gerade, als er die Schlafzimmertür hinter sich zu zieht, klingelt es an der Tür. Das Läuten ist nicht besonders laut, dennoch hofft Marten, dass die junge Frau in seinem Bett nicht unsanft geweckt wurde.

Er wirft einen Blick durch den Spion, seufzt resigniert auf, als er die Tür öffnet.
"Was willst du hier?", will er wenig freundlich von der Besucherin wissen.

"Die Schlüssel zu meiner Wohnung. Dir übrigens auch einen schönen guten Morgen." Die große Frau, durch ihre Highheels ist sie ebenso groß wie Marten selbst, schiebt sich an ihm vorbei in die Wohnung, geht geradewegs in die Küche.
"Bist wohl gerade erst aufgestanden", stellt sie fest, als sie eine leere Kaffeekanne aus der Maschine zieht. "Gut, dann ohne Kaffee. Wenn meine Mieterin herausbekommen, dass du einen Schlüssel zu ihrer Wohnung hast, wird sie sicher den Vertrag kündigen."

"Es ist nicht deine Wohnung", schnaubt Marten. Die Lust nach Kaffee ist ihm vergangen. Allein ihr auftauchen hier, lässt in ihm alles nach einem Bier schreien. Wie konnte er sie nur je nüchtern ertragen?

"Stimmt, es ist unsere, aber du überlässt mir die gesamte Arbeit und kassierst nur fröhlich deinen Anteil." Sie verschränkt die Arme vor ihren falschen Möpsen und starrt ihn an. Marten ist froh, dass er nicht nackt aus dem Schlafzimmer gekommen ist, sondern seine Jogginghose übergezogen hat. Sie hätte einen falschen Eindruck bekommen. Und sie ist die letzte, die überhaupt noch einen Eindruck von ihm haben soll.

"Sei ein bisschen leiser, ich habe Besuch", brummt er, holt einen Schlüsselbund aus einer Schublade und sucht. "Hier", hält er der Brünetten schließlich einen Schlüssel hin.

"Geht doch", sagt sie mit einem triumphierenden Grinsen. Marten will sie verabschieden, doch ehe er etwas sagen kann, hört er, wie die Schlafzimmertür geöffnet wurde.

"Guten Morgen", sagt Ann, erblickt verzögert die andere Frau. Marten kann nur stumm da stehen. Insgeheim hofft er, dass keine der Frauen eine Szene machen wird.
Da er stumm bleibt, geht Ann auf die andere zu und streckt die Hand aus.
"Hi, ich bin Ann", stellt sie sich vor.

"Alessia", erwidert die Brünette. "Hoffentlich sorgt er wenigstens für deine 15 Minuten Ruhm, wenn du schon die Beine für ihn breit machst."

"Verpiss dich, Lessa!" Martens Gesicht verzieht sich zu einer strengen Miene, er schiebt Alessia zur Wohnungstür und anschließend hinaus.
Er kann kaum glauben, was sie zu Ann gesagt hat. Noch viel weniger zu glauben ist, dass sie nicht ohne Grund eine solche Aussage trifft. Alessia kennt ihn nur zu gut. Leider.

Kurz atmet Marten tief durch, nachdem die Wohnungstür wieder geschlossen ist, ehe er zu Ann zurück in die Küche geht. Sie hat sein Shirt an und als sie sich nach den Tassen in einem der türlosen Hängeschränke reckt, bemerkt er, dass sie kein Höschen trägt.
Sofort regt sich wieder etwas in ihm, doch jetzt ist nicht der Zeitpunkt, um an Sex zu denken.

"Nette Aussicht", kommentiert er dennoch ihren nackten Hintern.

"Ich habe meine Unterwäsche nicht gefunden und dein Shirt ist eigentlich lang genug." Ann zuckt nur mit den Schultern, was Marten verwirrt. Sie scheint nicht einen Gedanken, geschweige denn eine merkwürdiges Gefühl wegen der vergangenen Nacht zu haben. "Gott, ich brauche dringend Kaffee", stöhnt Ann auf, woraufhin Marten nun doch hart wird.

Wasted ~für immer verloren~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt