Eralie saß am Fluss, seit Stunden saß sie schon da und lauschte dem beruhigenden plätschern. Eigentlich sollte sie nicht hier sein, ihre Eltern hatten es ihr verboten, doch sie konnte nicht anders. Das Wasser rief sie und wenn sie komplett lebensmüde wäre, wäre sie schon längst in die, so schillernd wirkenden Fluten gesprungen. Doch sie konnte nicht, denn sie hatte eine Krankheit, die sich Kälteurtikaria schimpfte und sie daran hinderte auch nur in die Nähe von kaltem Wasser zu gelangen. Weswegen ihre Eltern es überhaupt nicht gerne sahen, wenn sie sich in der Nähe von Wasser befand. Sie waren immer so über vorsichtig, das konnte Eralie gar nicht leiden. Aber so waren sie halt. Sie waren auch der Grund, warum sie jetzt, mitten in der Nacht, am Fluss saß. Sie hatte nämlich keinen anderen Ausweg gefunden, an ihren Lieblings Platz zu gelangen, als um 23 Uhr aus dem Badezimmer Fenster zu klettern.
Aber das war es ihr wert. Nachdem sie ein paar weitere Stunden so da saß, wurden ihre Augenlider immer schwerer und sie schlief schließlich auf dem Moosigen Boden ein.Ein zwitschern weckte sie, es war ein Rotkehlchen, das ein lustiges Lied trällerte, Eralie schaute auf ihre Armbanduhr, die sie mit vielen bunten Armbändern an ihrem rechten Handgelenk trug. Es war 7:30 Uhr, in spätestens 5 Minuten würde ihre Mutter in ihr Zimmer kommen, um sie zu wecken. Sie musste sich also beeilen, wenn sie nicht erwischt werden wollte. Sie rannte los, am Flussufer lang, über die schmale Brücke und an dem Haus ihrer Nachbarin vorbei. Mit einem Satz sprang Eralie auf die Fensterbank, des Badezimmer Fensters und schwang sich gekonnt hindurch, im Badezimmer angekommen brauchte sie kurz einen Moment, um sich zu sammeln. Sie schaute in den Spiegel und sah, dass ihre Haare völlig zerzaust und voller Moos waren, eilig griff sie nach ihrer Haarbürste und versuchte einigermaßen ihre kurzen dunkelblonden Haare glatt zu bekommen. Da klopfte es an der Tür »Schatz? Bist du da drinnen?« fragte eine hohe Frauenstimme. »Ja Mama« antwortete Eralie. »Oh. Schon so früh wach?« neckte ihre Mutter sie, doch Eralie sagte nur »Haha...«, in einem Tonfall, der unmissverständlich klar machte, dass sie nicht sonderlich an einer Konversation interessiert war. Sie hörte wie ihre Mutter in Richtung Küche ging unnd atmete erleichtert auf. Das war noch mal gut gegangen. Als sie endlich halbwegs mit ihrer Frisur zufrieden war und ihre Haare vernünftig über ihren Ohren platziert waren, sodass man nicht ihre hässlichen Knubbel hinter den Ohren sehen konnte, musterte sie sich noch einmal im Spiegel. Irgendwie mochte sie ihr Aussehen, doch in gewisser Weise störte sie ihre Haut mal wieder ein bisschen, denn diese war ziemlich schuppig und vor allem grünlich, was Eralie teilweise so gar nicht passte. Oft genug war sie schon von den anderen in ihrer Klasse, als Fisch bezeichnet worden. Aber mittlerweile stand sie darüber und es machte ihr nicht mehr so viel aus.
Sie verließ das Bad und bagab sich in Richtung Küche, wo sie schon die Pfanne brutzeln hörte. Ihre Mutter stand vorm Herd und machte Pfannkuchen. Eralie schnupperte und es roch unglaublich gut nach Zimt und Zucker. Doch dann verzog sie das Gesicht, denn ihre Mutter schaltete gerade das Küchen Radio an und es liefen irgendwelche Oldies, was nicht gerade Eralies Musik Geschmack entsprach. Ihre Mutter jedoch fing an schwungvoll im Takt der Melodie mitzuwippen.
Eralie ging derweil die Treppe hoch, in ihr Zimmer, um sich ihren Schulrucksack zu holen, während sie noch schnell ihr Mäppchen vom Tisch nahm, um es ebenfalls in den Rucksack zu schmeißen, wischte sie in der Bewegung aus Versehen ihre Teetasse, vom vorherigen Abend, vom Tisch. Der bereits kalte Inhalt schien direkt auf sie zu schwappen, doch vom einen zum anderen Moment hob Eralie instinktiv ihre Hände und der Tee schien in der Luft zu schweben. Die Tasse fiel mit einem rumpeln zu Boden, zerbrach aber glücklicherweise nicht, da sie nur auf den weichen Teppich Boden plumpste. Eralie schaute von der Tasse zu dem immer noch schwebendem Tee, sie schaute immer wieder hin und her und kniff gelegentlich auch ihre Augen fest zu, da sie einfach nicht glauben konnte, dass das gerade wirklich passierte. Ließ sie etwa den Tee schweben? Das wollte sie testen. Sie stellte die Tasse mit einer Hand vorsichtig auf den Boden, sodass diese nicht umfallen konnte. Ihre andere Hand blieb zielstrebig auf die in der Luft schwebende Flüssigkeit gerichtet. Nun konzentrierte Eralie sie darauf, dass der Tee wieder zurück in die Tasse sollte, langsam fing er an sich zu bewegen, so als würde er leicht von der Tasse angezogen werden, bis er schließlich direkt über der Tasse schwebte. Da rief auf einmal Eralies Vater von unten »Kleines, du must dich beeilen. Du hast gleich Schule«. Abgelenkt, durch ihren Vater vergaß Eralie ganz den Tee, welcher kurz darauf, durch einen kleinen Moment der Unkonzentrierheit, mit einem leisen platschen in die Tasse plumpste. Doch es gingen nur wenige Tropfen über Bord und keiner davon traf Eralie. Nachdem diese sich von dem kleinen Schock erholt hatte, ging sie schnell nach unten, denn es war schon 8:05 Uhr und in 15 Minuten fing die Schule an. Also gab sie ihren Eltern im vorbeigehen noch jeweils einen Kuss auf die Wange und packte ihr Essen ein, dann sprintete sie vor die Haustür und schwang sich auf ihr Fahrrad.
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Ich nehme an irgendwelchen Wettbewerben Teil
Short StoryHier nehme ich an Schreib-/Malwettbewerben teil Ihr müsst euch das nicht durchlesen/anschauen Aber wenn ihr Lust habt, könnt ihr gerne vorbei schauen