Chapter 1

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"Yukiko? Bist du wach?"

Meine Mutter weckte mich wie immer um sechs Uhr morgens auf. Ich musste in die Schule. Ich hasste sie sehr. Überall glotzene Menschen,Getuschel und Gelächter,wenn ich da bin. Langsam stand ich auf,während sich das Bett quietschend beschwerte. Dann ging ich aufs Fenster zu und schaute nach draußen.Es regnete und es war dunkel.

Ich beobachtete,für einige Minuten,wie die Blätter von den Bäumen fielen und sich auf die Straße legten,um dort von den Autos überfahren zu werden.

Nun schleppte ich mich zum Kleiderschrank und holte mir die Schuluniform raus. Sie bestand aus einem weißen Hemd,darüber eine schwarze Blazer mit der goldenen Brosche unserer Schule,einer roten Krawatte,weißen Kniestrümpfen und einem dunkelgrauen Rock. Ich zitterte. Trotz der Heizung (wir hatten nur eine in dieser kleinen Hütte und die war hier). Am liebsten würde ich sofort ins Bett springen und dort für immer liegen. Und mit Masuhiro zusammenleben. Er war das Einzige,mit meiner Familie,was mich am Leben hielt.

Manchmal fragte ich mich,was ihn an mir gefiel.Vielleicht war es Mitleid?

Ich schaute in den Spiegel,wo mich grüne Augen musterten. Dann ging ich mit meinen Fingern durch das schwarze,lange Haar. Manchmal schienen sie mir braun zu sein. Sie waren schon wieder so fettig,das hieß,das ich bei Masuhiro duschen musste (wir hatten keine Dusche).

Unsere Familie hängt manchmal sehr stark von seiner Familie ab,aber sie dürfen uns keine Medizin geben oder Geld. Das ist verboten in dieser verdammten Stadt.

Als ich unten war sah ich wie Mutter mit dem Kopf nach unten am Tisch saß.

"Mama?" fragte ich leise.

Sie reagierte nicht.

Ich wiederholte mich lauter und da hob sie den Kopf.

Sie hatte Tränen in den Augen,aber lächelte schwach.

Sofort rannte ich zu ihr rüber,wo sie,in meinen Armen in Tränen ausbrach.

"Mama? Was ist los?!"

Es dauerte ewig bis sie sich beruhigte und wieder sprechen konnte.

"Papa ist oben und liegt im Bett..",

Ich schaute sie fragend an.

"Krank.Er ist krank!",

Nein! Oh,Gott,bitte.

Wir hatten keinen Arzt,geschweige denn Geld um Medizin zu bekommen.

"Geh,sonst kommst du zu spät zur Schule!",

Ich nickte nur wie benommen,zog meine braunen Stiefel an,wo die eine Sohle schon fast ab war und lief nach draußen,mit einer tiefgezogenen Mütze und den Händen in Mutters zerlumpten Mantel.

Ich ging den ganzen Weg geradeaus,schlenderte manchmal durch den matschigen Laub,wobei sich meine Sohle noch ein Stückchen löste.

Der Weg zur Schule dauerte 45 Minuten zu Fuß.

45 Minuten voller Sorgen,die mein Herz plagten.

War Paps schwerkrank?

Ich hatte einmal Grippe und Mama ist fast gestorben vor Sorge. Sie klaute sogar die Tabletten von unseren Nachbarn.

Stirbt eine Person in unserer Familie,stirbt der Rest auch.

"Guck mal,unser Straßenpenner ist wieder da!" hörte ich von hinten,als ich durch den Eingang ging.

Ich ignorierte dies,wie immer,und lief einfach weiter geradeaus,in Richtung Klassenraum.

Keiner stand vor ihm und ich schaute auf die Uhr an unserer Tür.

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