Es war fast achtzehn Uhr. Die Öffnungszeit des Lagers neigte sich dem Ende. In einer Stunde würden die letzten Besucher aus den Reihen verschwunden sein. Desinteressiert starrte Sammy aus seinem Käfig. Das Abendessen hatte er wieder einmal kaum angerührt. Dazu hatte er einfach nicht mehr die Kraft. Hechelnd versuchte er irgendwie nach Luft zu ringen. Diese Anfälle machten ihn fertig. Manchmal traten die Anfälle mehrmals täglich auf. Nie wurde ihm geholfen. Nie wurde er getröstet. Ganz alleine musste er diesem Leid ausgesetzt sein. Früher stand ihm seine Mutter bei und streichelte ihn. Aber dies war schon lange her. Seit dem Autounfall letzten Jahres war er ein Waise. Seither lebte er hier und wurde seinem Schicksal überlassen. Er hatte die Hoffnung auf eine bessere Zukunft schon lange aufgegeben, denn erstens, wer weiß wie es wenn er gekauft wurde sein würde und zweitens, wenn er nicht gekauft wurde, würde sein Leben sowieso vorzeitig beendet. Er rang immer noch verzweifelt nach Luft, als er plötzlich eine Hand auf seinem Rücken spührte, die ihn liebevoll streichelte. Sammy tat diese Nähe so gut, dass er sich beruhigte. Nach einer Weile bekam er wieder ausreichend Sauerstoff und atmete ruhig ein und aus. Dann hörte er eine Frauenstimme:"Schatz, schau ihn dir an! Er erinnert mich an meine Emo Zeit mit seinem langen Haar!" Eine Männerstimme war darauf zu hören:"Wir wollten eigendlich etwas jüngeres. Aber ich muss dir gestehen, dieser Junge hat es mir bereits seit dem ersten Augenblick angetan. Wir können erstmal ihn nehmen und später vielleicht noch ein jüngeres Kind holen." Vorsichtig drehte Sammy sich zu den Stimmen und schaute in zwei liebevolle Gesichter. Schwach lächelnd schaute er die beiden an. "Wollen Sie ihn wirklich nehmen? Er ist krank und nicht perfekt. Es gibt hier viele gesunde, starke Jungs und nicht solche kranken Schwächlinge," der Verkäufer, diese Stimme hatte Sammy seit einem Jahr ausschließlich gehört. Das Gesagte von diesem Verkäufer brach ihm das Herz und er fing an zu weinen. "Jetzt heul nicht Rum wie ein Mädchen, " Schnauzte der Verkäufer ihn an und Schlug gegen die Gitterstangen. Der daraus resultierende Lärm ließ den Jugendlichen entsetzt zusammen zucken. Warum hatte er nur diesen Autounfall überlebt! "Wir wollen ihn trotzdem," meinte die Frau. "Wissen Sie was? Ich Schenke Ihnen den Jungen. Dann müssen Sie nur die Registrierung und das Erkennungsarmband finanzieren. Mehr ist dieses Stück Mist sowieso nicht wert," meinte der Verkäufer und zog Sammy grob aus dem Käfig. Da Sammy zu schwach war, um sich auf den Beinen zu halten, brach er in sich zusammen und lag schluchzend auf dem Boden liegen. Nun war es der freundliche Mann, der den Jungen liebevoll aufhob und mit seinen starken Armen trug. Aus Reflex klammerte Sammy sich an den Mann und lehnte seinen Kopf an ihn. "Er ist ein so süßer," meinte die Frau und strich vorsichtig über Sammys Rücken. "Gut. Dann werden wir mit ihm ins Büro gehen. Er bekommt sein Armband um, und wird registriert. Danach können Sie ihn mit nach Hause nehmen," Erklärte der Verkäufer und ging vorraus. Das Ehepaar mit dem Jungen auf dem Arm hinterher. "So, hier ist das Armband. Wenn er dieses Armband erstmal um das Handgelenk hat, würdet ihr ihn nur noch loswerden, wenn ihr ihn tötet. Unterschreibt einmal dieses Formular und dann werde ich es an ihm fixieren," Erklärte der Verkäufer. Sammy zitterte nun. Er hatte Angst vor dem, was auf ihn zukommen wird. Vielleicht ist er irgendwann doch nicht so perfekt für die beiden oder er entspricht den Anforderungen nicht genug. Eine wohlige Hand begann wieder über seinem Rücken zu streicheln. Diese Zuneigung tat ihm so gut. Er konnte sich tatsächlich einigermaßen Beruhigen. So war der Junge in der Lage den beiden zu vertrauen und ließ sich das Armband um das Handgelenk schweißen. Die Schmerzen versuchte er zu unterdrücken. Dies gelang ihm jedoch nicht, weshalb er erneut anfing zu weinen. "Es wird gleich vorbei sein. Zuhause werden wir das Handgelenk kühlen, damit es weniger weh tut," meinte die Frau und strich ihm über die Haare, da ihr Mann bereits den Rücken des Jungens streichelte. "So, noch schnell die Nummer des Armbandes speichern, und dann bekommt ihr den Vdrkaufsvertrag. Dann ist dieser Junge offiziell euer Eigentum. Hier, habt ihr Daten, damit ihr schon mal etwas über ihn wisst," meinte der Verkäufer und reichte den beiden eine Akte. Sie blätterten etwas darin herum, während der Verkäufer im Computer herumtippte. "Sammy heißt du also," las die Frau vor und lächelte den Jungen an. "So, hier, den Vertrag! Einen schönen Abend und viel Freude mit ihm," meinte der Verkäufer und ließ die drei in Ruhe aus dem Haus gehen. "Schatz, in der Akte stand, er hatte vor einem Jahr einen Autounfall. Ich denke, ich setze mich mit ihm nach hinten und halte ihn notfalls fest, während du fährst," meinte der Mann und stig mit Sammy hinten ein. Er schnallte den Jungen hinten an und schaltete die Kindersicherung an der Tür ein, ehe er sich selber neben ihn setzte. Die Frau stieg vorne ein und startete den Motor. Panisch schaute Sammy zu dem Mann, der ihn darauf mit seinen Armen festhielt. "Ich bin Maxim und dies ist meine Frau Lissy. Wir hoffen, daß dir dein neues Zuhause gefallen wird," meinte der Mann, um den Jungen etwas abzulenken, da dieser bereits wieder Atemnot bekam:"Und du bist Sammy. Das ist ein schöner Name!" Der Jugendliche nickte und rang nach Luft. "Der Mann öffnete etwas das Fenster und sagte zu dem Jugendlichen:" versuche ruhiger zu werden und dann atme tief ein und aus. Es wird dir nichts passieren, okay? Gleich sind wir in deinem neuen zuhause." Sammy krallte sich bei Maxim fest und versuchte sich zu beruhigen. Nach einer Weile konnte er wirklich etwas besser atmen, sodass er weniger in Panik geriet. Nach weiteren zehn Minuten, was für Sammy sich wie eine Ewigkeit anfühlte, hielt das Auto vor einem großem Haus an. "Wir sind da, Sammy. Dies hier, ist dein neues zuhause," meinte Lissy und half ihren Mann dabei, den Jugendlichen aus dem Auto zu holen. Unbeholfen hielt sich Sammy an den beiden fest und versuchte vorsichtig ein paar wackelige Schritte zu gehen. Die ersten Schritte seit langer Zeit. Schüchtern schaute er auf. "Du machst es sehr gut. Wenn du nicht mehr kannst, sag mit bescheid. Dann trage ich dich wieder," meinte Maxim. "Ich möchte laufen," Flüsterte Sammy schüchtern und versuchte weitere Schritte. Diesmal waren die Schritte bereits etwas sicherer. Sammy freute sich sehr. Er hätte es niemals für möglich gehalten, dass er eines Tages den freien Himmel sehen würde. Er dachte, er müsse sein Lebenlang in diesem Käfig verbringen...
DU LIEST GERADE
Emotional und Hoffnungslos-Das Leben hat viele Optionen
Ficción GeneralIn einem großem Lager befanden sich viele Käfige. Der Menschenhandel des 21ten Jahrhunderts hatte bereits vor Jahren begonnen. Abgeschobene und verwaiste Kinder und Jugendliche wurden gefangen und hier gelagert, bis irgendwann jemand sie kaufen würd...