Erwachen mit Hindernissen

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Unruhig drehte er sich und kuschelte sich tiefer in seine Bettdecke, die sich erstaunlich stachelig anfühlte. Verwirrt tastete er danach und knurrte, als ihm etwas die Haut seiner linken Hand aufriss und sie anfing zu brennen. Seit wann war sein verdammtes Bettzeug denn so widerspenstig? War er diesem gegenüber in irgendeiner Art und Weise ausfallend geworden? Moment. Kissen lebten nicht und waren zudem äußerst weich.

Völlig konfus öffnete er die Augen und schnappte nach Luft. Das, was er fälschlicherweise für sein Bettzeug gehalten hatte, stellte sich als imposanter Weißdornbusch heraus. Diese Pflanzen hatten normalerweise Dornen, an einer solchen hatte er sich den Kratzer zugezogen, und sie wuchsen definitiv nicht in seinem Zimmer, in dem er ursprünglich gedacht hatte aufzuwachen. Jedoch lag er hier inmitten von staubigem, trockenen Laub, das von den umliegenden Bäumen eines Waldes gefallen war. Anhand der bräunlichen Färbung und dem Fortschritt ihrer Zersetzung konnte er erkennen, dass es früher Herbst sein musste. Herbst?

Noch ein wenig wackelig stand er auf. Sein Körper fühlte sich steif an, als hätte er schon sehr lange dort gelegen, aber wie zum Teufel konnte das sein? Erst gestern hatte er doch mit seinen beiden Schwestern einen Spieleabend veranstaltet und war danach todmüde ins Bett gefallen. Das konnte alles nicht real sein, sicherlich war das ein Traum. Wäre ja nicht das erste Mal, dass er im Schlaf luzid wurde. Jedoch brannte seine Hand wie Feuer, und auch die Konsistenz seines bereits geronnenen Blutes sah täuschend echt aus. Nein, es sah nicht nur so aus, es war war tatsächlich echt.

»Verdammte Scheiße!«, fluchte er lautlos. Das musste ein schlechter Scherz sein. Eventuell hatte man ihm Schlafmittel ins Getränk gemischt. Aber welcher seiner durchgeknallten Freunde würde dergleichen tun? Auf so eine Idee würde keiner von ihnen kommen. Sie waren zwar kreativ, das musste er ihnen lassen, aber dümmer als drei Meter Feldweg.

Ein leises Knacken hinter ihm riss ihn aus seinem mentalen Dilemma und ließ ihn heftig zusammenzucken. Kalte Schauer rieselten wie Schneeflocken über seine Wirbelsäule, als er sich vorsichtig in Richtung besagten Geräusches drehte. Ein wildes Tier? Oder gar ein Mensch? Oder doch nur ein Ast, der aufgrund des Windes abgebrochen war? Bei primärem und sekundärem wäre nur die Frage, was von beidem das geringere Übel wäre.

Ein zweites Krachen, dieses Mal lauter. Etwas Großes bahnte sich seinen Weg durchs Unterholz, direkt auf ihn zu. Er sollte schleunigst von hier verschwinden, aber wohin? Er kannte die Umgebung nicht und würde am Ende noch in einer Sackgasse landen. Oder über eine versteckte Kante stolpern, stürzen, und sich den Hals brechen. Zumindest wäre das ein recht schmerzloser Tod.

Suchend hielt er nach etwas Ausschau, das ihm in dieser verzwickten Situation helfen könnte. Schließlich hob er einen robusten Ast auf und bezog Stellung. Einen Fuß nach hinten, Gewicht aufs Standbein verlagern, Waffe bereit zum Zuschlagen in die Luft. Was auch immer sich in wenigen Sekunden offenbaren würde, er war vorbereitet. Zumindest klammerte er sich an diesen kümmerlichen Funken Selbstbeherrschung. Das frontale Gebüsch bebte, er atmete bewusst aus, blinzelte, und schlug zu.



Holz traf auf Holz. Präzise wurde sein Schlag pariert und nach außen abgewendet, sodass ihm der Ast aus den Händen rutschte und unerreichbar entfernt im Moos landete. Nur einen Wimpernschlag später spürte er, wie sich ihm etwas spitzes leicht in die Kehle bohrte.

Er erstarrte und erwiderte den verdutzten Blick des anderen, der über seine Anwesenheit genauso verwundert schien. »Sag mal, bist du von allen guten Geistern verlassen? Wenn ich nicht im letzten Augenblick erkannt hätte, dass du nur ein lebensmüder Vollidiot bist, hätte ich dich jetzt erstochen!« Irritiert betrachtete er den anderen, der endlich seinen improvisierten Speer sinken ließ und ihn erzürnt anfunkelte. Warum war derjenige jetzt wütend, der ihm kurzzeitig jeglichen Anreiz zum Luftholen genommen hatte? Was fiel dem Typen ein, dass er ihn so anmachte?

Freiheit den fuchsigen NaturlockenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt