"Maman, aber ja. Ich komme bald wieder nach Hause, aber eben nicht sofort.", quängel ich in mein Smartphone, während ich mir meine Riemchensandalen zuschnüre und mir meine Jeansjacke von der Garderobe schnappe.
"Dominique, wir vermissen Dich doch nur so. Das Haus ist so still ohne Dich und Antoine!", wispert meine Mutter in den Telefonhörer. Bestimmt sitzt sie gerade auf ihrem alten Ledersessel im Flur unseres kleinen Hauses und wickelt sich das Kabel um ihre langen, dünnen Finger.
Seit mein Bruder und ich aus dem kleinen Haus, etwas außerhalb von Paris, ausgezogen sind, geht es meiner Mutter nicht sonderlich prickelnd. Da auch mein Vater geschäftlich immer noch viel reisen muss, kommt es mir vor, dass ich ihn hier in London öfter sehe, als zuhause in Frankreich.
Maman fiebert, seit ich ausgezogen bin, auf den Tag hin an dem mein Vater endlich in Rente geht. Er ist zwar erst 56 Jahre alt, sie können es sich aber leisten, dass sie die letzte Jahrzehnte ihres Lebens zusammen verbringen können - ohne, dass Papa alle paar Tage auf Geschäftsreise muss und sich seine Zeit mit Problemen von CEOs aus der ganzen Welt auseinander schlagen muss.
"Ja, ich weiß doch, Maman. Liebe Dich. Ich muss los. Au revoir!", wimmel ich sie ab und stecke mein Smartphone in meine kleine Handtasche. Hektisch laufe ich durch den Flur, sehe mich noch kurz im Spiegel an. "Mhm, wird schon passsen!", flüstere ich, streiche noch einmal über mein Seidenkleid und werfe meiner Tante Camille einen Luftkuss durch ihre Bürotüre. "Au revoir, Camille!", rufe ich und werfe die Tür hinter mir ins Schloss. Auf Zehenspitzen sprinte ich die Treppe des Wohnhauses hinunter, damit ich noch rechtzeitig bei unserem Lieblingsrestaurant ankomme.
Kurz vor der Gasse mit dem kleinen Italiener halte ich inne und atme tief ein und aus.
"Schultern zurück, Kopf gerade und los", mache ich mir Mut und stolziere mit einem kleinen Lächeln in das Restaurant. Sofort entdecke ich Cathy, mit ihrem lockigen, roten Haaren und einem großen Lächeln im Gesicht. Neben ihr sitzt einer der neuen Anwälte. Michael. Mehr weiß ich von ihm noch nicht. Er ist bestimmt kein übler Kerl, aber besonders sympathisch ist er mir nicht. Als Cathy mich sieht, springt sie sofort auf und nimmt mich in den Arm. Ihr Kopf drückt sich fest auf meine Brust, da sie ein gutes Stück kleiner ist, als ich.
"Hey Sweetie!", quiekt sie leise. "Hey.", lächle ich und streiche ihr kurz über den Rücken. Dann drückt sie mich ein Stück von ihr weg und dreht sich einmal nach hinten um. Hinter ihr kommt mir ein all zu bekanntes Gesicht entgegen und mein Herz fängt kurz an schneller zu schlagen.
Eilig mache ich zwei Schritte auf den Tisch zu und setze mich an den freien Stuhl neben ihn. "Toll siehst Du aus, Nikki.", flüstert mir Ben Harrison unauffällig ins Ohr. Im selben Moment stellen sich meine Härchen im Nacken auf und es bildet sich eine leichte Gänsehaut. Noch bevor ich auf seine Aussage reagieren kann, beginnt Cathy mit der Präsentation, die wir extra für dieses Geschäftsessen vorbereitet hatten.
Kurz dachte ich an meinen ersten Arbeitstag in der Kanzlei zurück. Cathy war sofort da, hat mir alles gezeigt und mit Händen und Füßen erklärt, da mein Englisch vor gut zwei Jahren noch nicht sonderlich gut war. Im Anschluss hat sie mir alle Kollegen vorgestellt und in meine Tätigkeit, als Empfangsdame/Sekretärin eingelernt. Cathy ist mittlerweile nicht nur eine Arbeitskollegin, sondern auch meine beste Freundin hier in London. Ein kleines Lächeln huscht über meine Lippen. Mit ihrer völlig überzeugten und energischen Art zieht sie Mr. Harrison und Michael in den Bann unserer Ausarbeitung und präsentiert ihnen die neue Kampagnenplanung für kommendes Jahr.
"Sehr sehr gute Arbeit! Vielen Dank. Damit werden wir sicherlich gute Ziele erreichen können.", lächelt Ben zufrieden in die Runde, "Jetzt lasst uns das Geschäftliche hinter uns lassen. Ich bestelle uns mal eine gute Flasche Savignon Blanc."
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loving hearts
Romance"Nein? Das glaube ich Ihnen nicht. Sie werden sicher von allen Männern auf Händen getragen." "Nein, sicher nicht.", sage ich leise und mein Blick verfinstert sich. Wir gehen noch ein paar Schritte nebeneinander her, als ich plötzlich von grellen Lic...