Warum?

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„...Und Menschen mit der Blutgruppe 0 negativ sind sehr selten, also ist es sehr unwahrscheinlich schnell einen Spender zu finden..." Bei diesen Worten hatte Shinso aufgehorcht. „Ich habe 0 negativ." Der Arzt sah ihn sichtlich überrascht an. „Wirklich?" „Ja, und wenn ich sein Leben retten kann, indem ich ihm mein Blut gebe, mache ich es!" „Bist du dir sicher? Du selbst wirst auch viel Blut verlieren und dadurch geschwächt werden." „Ich weiß, aber ich mache es trotzdem!" Der Mann schien kurz zu überlegen, ehe er einwilligte. „In Ordnung. Dann komm mit." Shinso folgte ihm in den OP-Saal und das Erste, was er sah, war Kaminari. Er lag auf einem OP-Tisch, in seinen Handrücken staken kleine Schläuche, welche zu einem Tropf führten. Außerdem hing er an einem Beatmungsgerät und war mit einem EKG verbunden. Seine Herzfrequenz war erschreckend niedrig und Shinso hoffte, dass er Kaminari retten konnte. Wenn er es nicht schaffen würde, könnte Shinso sich das nie verzeihen. Der Lilahaarige wurde auf die Bluttransfusion vorbereitet, kurz darauf wurde er in Narkose versetzt und alles wurde schwarz.

Kaminari schlug die Augen auf und kniff sie aufgrund der plötzlichen Helligkeit schnell wieder zu. Vorsichtig öffnete er sie wieder und erkannte einen größeren Raum, mit weißen Wänden und einem großen Fenster, durch welches man viele blühende Kirschbäume sehen konnte. Wo war er? Er drehte leicht den Kopf und sah ein Bett, wie man es in Krankenhäusern benutzt. Wieso war er in einem Krankenhaus? Was war passiert? Er versuchte sich aufzusetzen, scheiterte bei diesem Versuch allerdings und blieb gezwungener Maßen liegen. Jetzt öffnete sich eine Tür vor Kaminaris Bett und eine Person kam herein, während sie telefonierte. „Ja, tut mir leid Dad, aber ich konnte nicht eher auf deine Anrufe antworten...Ich war in einer OP und unter Narkose, da kann ich ja schlecht ans Handy." Warum war Shinso hier? Und wieso war er in einer OP gewesen? Viel zu viele Fragen schwirrten gerade im Kopf des Blonden herum und er wollte auf jede von ihnen eine Antwort.

Anscheinend war sein Vater am anderen Ende nach dem letzten Satz seines Sohnes laut geworden, da Shinso sein Handy jetzt weiter weg von seinem Ohr hielt. „Dad, hör auf so herumzuschreien! Ich habe Kaminari davor gerettet zu sterben, indem ich den Ärzten mein Blut zur Verfügung gestellt habe, also habe ich einen guten Grund, warum ich in einer OP war!" Was?! Shinso hatte Kaminari gerettet? Aber wieso? Kaminari konnte einfach nicht begreifen, warum er das gemacht haben sollte.

Nach einer kurzen Pause redete Shinso weiter. „Ja, es geht ihm gut. Die Ärzte haben gesagt, dass er noch einige Tage hier bleiben muss, man ihn aber besuchen kann...Warum soll ich dir nochmal erzählen, was passiert ist? Du weißt es doch schon von den anderen...Na gut, wenn es unbedingt sein muss. Also hier die Kurzfassung: Kaminari war seit einigen Wochen sehr still, er sah müde und abgemagert aus. Gestern ist er dann an uns vorbei gerannt und ich hab was in der Form eines Messers in seiner Hand gesehen, also bin ich ihm nachgerannt. Bakugou hat dann seine Zimmertür aufgesprengt und wir haben Kaminari auf seinem Bett gefunden. Er hatte an seinen Unterarmen und Handgelenken Schnittwunden und kurz danach ist er ohnmächtig geworden. Ich bin mit ihm zu Recovery Girl, sie war aber nicht da, weswegen ich zum nächstbesten Krankenhaus gerannt bin. Dort haben die Ärzte dann gesagt, dass Kaminari es ohne eine Blutspende nicht überleben wird und so habe ich mich bereit erklärt, ihm mein Blut zu geben. Das war alles."

Stimmt. Kaminari hatte versucht sich umzubringen. Die Erinnerungen kamen langsam zurück. Das letzte, was er noch wusste, bevor eine schwarze Lücke in seinem Gedächtnis alles bis jetzt einnahm, waren zwei violette Augen, die ihn eindringlich ansahen. Shinsos Augen. Diese wunderschönen Augen, in denen man sich sofort verlor, wenn man in sie blickte. HALT! STOP! So etwas durfte er nicht denken! Er war schließlich ein Junge und durfte nicht so über andere Jungs denken!

Kaminari wurde je aus seinen Gedanken gerissen, als Shinso neben sein Bett gekommen war und sich über den Blondhaarigen gebeugt hatte. „Schön, dass du wach bist. Wie fühlst du dich?" „Ähm, ganz gut, denke ich..." „Willst du jetzt vielleicht erzählen, warum du in letzter Zeit so komisch warst und gestern sogar versucht hast dich umzubringen?" „Die Frage ist wohl eher, warum du mich nicht einfach sterben lassen hast." „Was?!" Shinso schaute ihn entgeistert an. Kaminari holte kurz Luft bevor er anfing zu sprechen. „Ich werde doch eh von niemandem gebraucht! Ich bin nicht gut in der Schule. Ich bin dumm. Ich kann alleine nichts erreichen. Ich bin nicht schön. Dazu kommt noch, dass ich schwul bin und mein Quirk alle anderen gefährdet." „Wie kommst du darauf, Kaminari?! Wer hat gesagt, dass du dumm bist? Du kannst sehr wohl alleine Dinge erreichen und du bist schön! Außerdem wer hat bitte gesagt, Schwulsein ist schlimm?! Du weißt doch, wie viele in unserer Klasse schwul sind und niemand verurteilt sie deswegen!" Kaminari drehte seinen Kopf weg und sagte: „Versuch's erst gar nicht. Ich weiß, dass du lügst. Ich weiß, dass ich dumm bin. Ich weiß, dass ich nichts kann! Und ich weiß, dass mein Quirk für jeden um mich rum gefährlich ist!" Während er gesprochen hatte, war er immer lauter geworden und seine Augen waren mit Tränen gefüllt. Shinso wollte gerade etwas darauf erwidern, als der Blonde murmelte: „Es wäre für alle besser, wenn ich nicht existieren würde." „Das stimmt nicht, Kaminari!" „Ach ja?! Dann nenne mir doch eine Person, die ohne mich nicht leben könnte!" Shinso ging in die Hocke und schaute Kaminari fest in die goldenen Augen, während er sprach: „Kaminari, diese Person steht vor dir."

Sein Gegenüber starrte ihn ungläubig an. „Was?!" Das konnte nicht sein, er musste sich verhört haben! Shinso seufzte. „Ich kann mir ein Leben ohne dich nicht vorstellen und ich will es auch nicht. Du bist einer der ersten, die mich so angenommen haben, wie ich bin. Du hast nie daran gezweifelt, dass ich ein Held werden kann. Früher war mein Leben eintönig und ich hatte nie wirklich Spaß, aber du hast mir gezeigt, was leben wirklich heißt. Ich fand dich nett und mit der Zeit habe ich Gefühle für dich entwickelt. Wenn du jetzt plötzlich nicht mehr da wärst, würde alles für mich zusammenbrechen." Kaminari sah den Lilahaaringen vor sich perplex an und Shinso stand auf, um ihn das Gesagte verarbeiten zu lassen. Doch er hatte die Rechnung ohne Kaminari gemacht. Dieser griff plötzlich nach dem Kragen seines Hoodies und zog ihn zu sich runter. Diese Bewegung schmerzte zwar höllisch, aber das war Kaminari gerade egal. Ehe Shinso begreifen konnte, was los war, lagen Kaminaris Lippen auf seinen. Es fühlte sich gut an, also nahm Shinso den Kopf des Blonden in die Hände, um den Kuss besser erwidern zu können.

Auf einmal spürte er etwas Nasses an seinen Fingern. Shinso unterbrach den Kuss und öffnete die Augen. „Kaminari? Warum weinst du?" Kaminari wischte sich die Tränen weg ehe er sagte: „Alles in Ordnung. E-es ist nur...Ich kann nicht glauben, dass du mich brauchst." „Nicht nur ich brauche dich. Auch deine Mutter und die gesamte 2-A wären traurig, wenn du nicht mehr wärst!" Kaminari schniefte, lächelte dann aber. „K-können wir das von gerade eben wiederholen?", fragte er und ein leichter Rotton schlich sich auf seine Wangen. Shinso grinste, nahm das Kinn des anderen in die Finger und überbrückte den Abstand zwischen ihnen. Er merkte, wie der Blonde lächelte und den Kopf leicht nach hinten neigte, um Shinso mehr Platz zu bieten, welchen er auch sofort ausnutzte.

Nach einiger Zeit lösten sie sich wieder voneinander und Kaminari umarmte Shinso. Sie saßen jetzt beide auf dem Bett und nach einer Weile begann Kaminari schließlich zu erzählen, was los gewesen war. Vor mehr als einem Monat hatten zwei Jungs angefangen ihn zu mobben. Am Anfang hatte er es ignoriert, aber mit der Zeit war es immer schwerer geworden. Vor zwei Wochen hatten sie es geschafft, dass er ihnen voll und ganz glaubte. Gestern wollte er sich dann das Leben nehmen.

„Kaminari-" „Denki." „Denki, versprich mir, dass du nie wieder auf solche Idioten hörst, okay?" Denki nickte, ehe er fragte: „Shinso, darf ich dich ab jetzt Shin nennen?" „Wenn du möchtest." Eine Weile sagte niemand etwas, während sie sich im Arm hielten. Dann durchbrach Shinso die Stille. „Denki?" „Ja?" „Ich weiß, es ist noch echt früh und so aber...willst du mein fester Freund werden?" Denki war erst einmal sprachlos, doch dann fing er an zu lachen. „Na klar!" Nun fing auch Shinso an zu lächeln. „Du siehst echt heiß aus, wenn du lächelst, Shin." Daraufhin schoss dem Lilahaarigen die Röte ins Gesicht, worauf Denki meinte: „Und wenn du rot wirst, bist du extrem süß!" „Ach, hör auf..." „Nein, wirklich!"„Ich habe gesagt, du sollst aufhören!" „Aber es stimmt doch!" „Halt die Klappe!" „Aber warum denn? Was kann ich dafür, wenn du-" Shinso hatte ihn unterbrochen, indem er Denki küsste. Er löste sich wieder von ihm. „Bist du jetzt endlich still?" „Na gut...aber du bist trotzdem süß!" Dafür kitzelte Shinso Denki so lange, bis dieser um Gnade flehte und sich lachend den schmerzenden Bauch hielt.

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Hey, hier eine kleine Anmerkung. Shinso hat eigentlich die Blutgruppe AB, aber ich konnte Denki ja nicht einfach sterben lassen. ;D ~Angle

A Shinkami LovestoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt