Thunderstorm

Kapitel 1

Ich musste niesen. Ich hatte Staub eingeatmet. Nachdem ich mich ausführlich gestreckt hatte, öffnete ich die Augen. Obwohl es nicht sehr gemütlich war, hatte ich gut geschlafen. Verwundert sah ich mich um. Ich konnte mich nicht daran erinnern je in so einem harten Bett geschlafen zu haben. Ich erschrak. Das hier war nicht mein Zimmer! Ich sprang so schnell auf, dass mir die Knie weg knickten. Auch den Boden, von dem ich mich gerade wieder aufrappelte, kannte ich nicht. Wie kam ich hier her? Geschockt drehte ich mich um und erstarrte. Das ,,Bett" aus dem ich gerade aufgestanden war, war gar kein Bett. Es war ein Sarg! Auf einem Hocker daneben lag ein Blumenstrauß, den Stiel sorgfältig in nasses Papier gewickelt. Daneben lag eine Karte auf der stand: In Gedenken an Aria Thunder. Ein paar Sekunden stand ich einfach nur reglos da. Dann rannte ich los. Ich wollte hier nur noch raus. Ich lief zu der Tür, die ich kurz zuvor in einer Ecke des Raumes entdeckt hatte. In Erwartung frischer Luft ging ich hindurch. Dass ich mich in der Tür geirrt haben musste, merkte ich in dem Moment, in dem ich den offenen Sarg entdeckte. In ihm lag ein rothaariges Mädchen ungefähr in meinem Alter. Es hatte schlimme Brandwunden überall auf ihrem Körper. Schnell drehte ich mich weg. Es musste schlimm sein auf diese Art zu sterben. Unbewusst traten mir Tränen in die Augen und ich bekam das Gefühl keine Luft mehr zu bekommen. ,,Ich muss hier raus'', beschloss ich flüsternd. Ich machte das oft, dass ich anfing mit mir selbst zu reden, wenn ich mit Situationen überfordert war. Ein paar Sekunden später riss ich die Tür auf der anderen Seite des Raumes auf und starrte in die kühle Nacht hinaus.

,,na toll'', dachte ich, ,,jetzt muss ich auch noch nachts alleine über einen Friedhof laufen.'' Ich biss die Zähne zusammen und trat hinaus in die Kälte. Meine halb durchlöcherte Jacke half kaum gegen die Frische der Nacht.
Zögernd sah ich mich um. Ich stand mitten auf einem Friedhof. Um mich herum ragten Grabsteine aus dem Boden und die Tatsache das es Vollmond war ließ all das nicht gerade weniger gruselig wirken. Zitternd machte ich mich auf den Weg. Irgendwo musste es schließlich einen Ausgang geben. Während ich zwischen den Gräbern entlang lief, musste ich wieder an die Karte mit meinem Namen darauf denken. In Gedenken an Aria Thunder. Sollte das heißen, dass ich tot war? Hatte ich deswegen in einem Sarg gelegen? Aber wie war das möglich? Wie konnte ich einfach aus dem Tod auferstehen, wie man aus einem schlechten Traum erwachen würde? Und vor allem, wie war ich gestorben? Die Ärzte, die meinen Tod festgestellt hatten, mussten sich geirrt haben, dachte ich. Dann rannte ich los. Ich rannte vor Schreck, vor Angst all das könnte kein Traum, sondern Wirklichkeit sein.