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Durch die bereits untergehende Sonne landete ich erneut auf einer Bank, am anderen Ende des Feldweges. Ich schaute wie langsam die Sonne am Horizont verschwand und begab mich dann langsam auf den Weg. Mit gesenktem Kopf ging ich die verlassenen Wege entlang. Jeder Schritt war ein Schritt näher an mein Ziel. Ein Ziel an das ich eigentlich nie kommen wollte und es auch immer noch nicht will.
Bis vor ein paar Wochen war alles noch völlig normal gewesen. Ich war ein normales, 16 jähriges Mädchen gewesen. Selbstbewusst und unabhängig. Doch das sollte sich alles ändern. Es ging alles so schnell.

Eines Abends war ich mal wieder mit Freunden unterwegs, plötzlich trafen wir diesen Mann. Er trug völlig schwarze Klamotten und einen Anzug. Es dämmerte bereits, weshalb man nur Umrisse von ihm erkennen konnte. Doch er blieb direkt vor mir stehen. Eines war deutlich zu erkennen, er starrte mich an. Mein Kumpel war der erste der reagierte und sich vor mich stellte.
„Gibt's was?", fragte er den Mann, doch dieser schielte an ihm vorbei direkt in meine Augen. Ich griff nach der Hand meiner Besten Freundin und langsam wurde mein Kumpel misstrauisch.
„Kann man Ihnen helfen, Sir?"
„Geh weg junge, ich muss zu ihr", sagte er. Seine Stimme war tiefen. Er wirkte weder unsicher noch zögernd, als wäre das alles schon lange geplant.
„Das glaub ich nicht", sagte mein Kumpel und schon hatte er sich eine gefangen. Er fiel zu Boden und hielt sich seinen blutenden Kiefer.
„Ich glaube schon, pass auf was du sagst Junge". Nur für diesen Satz löste der Mann seinen Blick von mir und schaute meinen Kumpel an.
„Sind Sie komplett bescheuert, mir hier einfach eine rein zuhauen. Was ist Ihr Problem?", fragte mein Kumpel sichtlich verwirrt.
„Lass es Benni. Sagen Sie mir, was wollen Sie von mir?", fragte ich ruhig. Ich war selbst überrascht, wie ruhig meine Stimme klang.
„Mary...", fing er an.
„Warte, sie kennen meine Namen?", unterbrach ich ihn.
„Natürlich Mary. Du wirst es bald verstehen. Ich muss dich bitten mitzukommen", sagte er.
„Auf garkeinen Fall", sagte meine beste Freundin. Auch Benni hatte sich wieder aufgerappelt und stand nun neben mir. Meine anderen Freunde standen etwas Abseits.
„Bitte, vertrau mir."
„Wieso sollte ich das?", fragte ich
„Ich weiß nicht, du musst einfach."
„Es ist besser wenn sie jetzt gehen", sagte Benni und stellte sich schützend vor mich.
„Okay, wenn du es dir anders überlegst, ich bin jeden Abend am Weiher."
Danach kam eins zum anderen. Als ich Heim kam, war meine Mutter verschwunden. Erst dachte ich mir nichts, da sie öfters Mal nicht da ist oder spontan mit Freunden weg ist, doch als sie selbst um Mitternacht nicht auftauchte und auch am nächsten Tag nicht in ihrem Bett lag, wurde ich stutzig. Ich rief die Polizei und diese holte mich direkt auf die Wache.
Dort angekommen, wurde ich in einen Raum mit einem Polizist und einer Polizistin gesteckt. Ich nahm Platz und schaute mich in dem Raum um. Es war recht schlicht. Weiße Wände, ein Tisch in der Mitte des Raumes, drei Stühle und eine Kaffeemaschine. Ich fühlte mich nicht besonders wohl in diesem Raum. Als die Befragung los ging wurde das nicht besser. Sie stellten mir erst Fragen zum Aussehen meiner Mutter und dann für was sie sich interessiert. Dann diese Standartfragen, wie man sie immer in Filmen sieht, ob sie Feinde hat und so. Als es zu Ende war ging ich nach Hause.
Als ich ankam, lief der Fernseher. So laut, dass ich es hören konnte, aber nichts verstand. Es war ungewöhnlich. Mein Vater hatte sich von meiner Mutter getrennt als ich vier Jahre alt war, er war also nicht da. Mein Bruder war um diese Uhrzeit eigentlich nicht Zuhause. Ich lief also erst in die Küche, um mich dann langsam an das Wohnzimmer anzuschleichen. Ich horchte, ob ich Schritte oder einen Menschen hören konnte, doch da war nichts. Welcher Einbrecher würde denn auch den Fernseher anmachen, dachte ich. Also ging ich mit drei Schritten ins Wohnzimmer. Da sah ich was auf dem Fernseher lief.
Meine Mutter.

The dark side of the world.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt