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Sie saß da, ganz entspannt auf einem Stuhl. Erst dachte ich, sie wäre vielleicht entführt worden, doch sie saß da ohne Fesseln. Ich stand auf unserem Teppich im Wohnzimmer und starrte auf den Fernseher. Meine Mutter redete etwas, doch der Ton war ausgeschalten. Nach ein paar Schweigeminuten nahm ich die Fernbedienung und schaltete den Ton ein. Es war keine Live Übertragung, es war ein Video, also spulte ich zum Anfang und drückte auf Play.
„Mary, dass muss alles sehr verwirrend für dich sein, doch glaube mir, alles wird gut. Ich habe dir sehr viele Dinge verschwiegen, zu deinem Schutz. Doch jetzt brauchen wir dich, du musst es also erfahren. Ich werde es dir nicht hier sagen, ich möchte es dir persönlich sagen. Wir brauchen deine Hilfe, bitte lass uns nicht hängen. Wenn du dich als für uns entscheidest, musst du morgen um 20 Uhr an den Weiher kommen, alleine. Erzähl niemandem von deinen Plänen, du kann's niemandem trauen, das wirst zu noch früh genug merken. Dort triffst du Luis, ihn kennst du ja schon von vorhin. Vertrau mir Liebes."
„Luis?", sagt ich in den leeren Raum, „der Typ heißt Luis." Er sah zwar eher aus wie ein Brandon oder irgendjemand der einen krassen Namen hat, doch was wusste ich schon. Ich legte die Fernbedienung zurück auf den Tisch und ließ mich in einen Sessel nieder. Ich starrte weiter auf das nun stehende Bild meiner Mutter auf dem Fernseher. Was hat sie mir verschwiegen und will ich es überhaupt wissen? All diese Fragen plagten mich in dieser Nacht. Doch eins war klar, ich musste herausfinden was da abgeht.
Am nächsten Tag ging ich in die Schule als wäre nichts passiert. Meine Freunde redeten viel über den mysteriösen Fremden Luis, doch ich sagte nichts von dem, was gestern passiert war. Ich war still, stiller als sonst. Niemand bemerkte es.
Am Nachmittag ging ich nach Hause und traf auf meinen Bruder, ihn hatte ich komplett vergessen.
„Mary, wo ist Mom?", fragte er aufgeregt, er war gestern nicht nach Hause gekommen, er hatte mir noch geschrieben, er bliebe bei seiner Freundin. Ich hatte vergessen ihm zu sagen, dass Mom weg war. Nach dem was gestern passiert ist, musste ich mir eine Lüge zurechtlegen.
„Hat sie es dir nicht gesagt, sie ist auf Geschäftsreise", sagte ich ruhig und machte einen Toast in den Toaster.
„Geschäftsreise? Das hat sie nie erwähnt", sagte er grübelnd.
„Alles ist gut, Jack. Mir hat sie es auch sehr kurzfristig gesagt, vielleicht war er sehr spontan", sagte ich.
„Du hast sicher Recht", sagte Jack. Diese Worte sagte er selten. Er war drei Jahre älter als ich und wollte eigentlich immer Recht haben. Es muss ihn wohl genug Nerven kosten an unsere Mom zu denken.
Am Abend ging ich dann kurz vor halb acht los zum Weiher.

Jeder Schritt fiel mir schwer, ich wusste nicht, was mich erwarten würde, ich wusste nicht, was meine Mutter so lange hätte Geheim halten können. Kurz vor dem Weiher hielt ich nochmal inne. Ich lauschte den Vögeln und wollte meine vielleicht letzten Minuten als „normales" Mädchen nochmal genießen. Dann ging ich den kleinen Hügel hinunter zum Weiher. Ich holte mein Handy raus und schaute auf die Uhr, es war zwei Minuten vor acht. Am Weiher sah ich Luis, er stand mit dem Rücken zu mir. Als ich unten angekommen war räusperte ich mich kurz um seine Aufmerksamkeit zu erhalten. Er drehte sich schnell um und schaute mir dann tief in die Augen.
„Mary, ich wusste wir können uns auf dich verlassen."

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⏰ Letzte Aktualisierung: May 25, 2021 ⏰

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