/an einem Freitag; August 20XX/
Hyunjin POV
„...du denkst doch immer nur an dich selbst, du arroganter Arsch!"
Was ein Jammer. Es sollte doch bloß ein weiterer unbeschwerter und gemütlicher Spätsommertag, an welchem ich ausnahmsweise nicht zum Arbeiten verdonnert war, werden. Stattdessen stand ich auf der Türschwelle eines ordinär aussehenden Mittelstandhauses in einem der vielen Distrikte Seouls und wurde von meiner nun Ex-Freundin angeschrien. Nicht gerade die schönste Art einen freien Tag ausklingen zu lassen. Während sie sich ihren Mund fusselig redete und mit diversen Anschuldigungen nur so um sich warf, konnte ich nicht anders, als wie einer dieser Wackel-Dackel mit dem Kopf zu nicken. In der kurzen Zeit, in der wir uns gedatet hatten, hatte ich immerhin eins gelernt: gehe niemals mit der besten Freundin deiner kleinen Schwester aus. Ich hätte auf meine Freunde und all die Hollywood-Teenie-Romcoms hören sollen.
„Hast du mir überhaupt zugehört?!", fauchte sie und machte Medusa mit ihrem tödlichen Blick beinahe Konkurrenz. „Weiß nicht, habe ab dem Punkt wir müssen reden mental bereits meine Sachen gepackt.", meinte ich zwanglos und steckte meine Hände in die Hosentaschen meiner schwarzen Jogginghose. Es wurde allmählich nicht nur dunkel, sondern auch frisch. „Ich fasse es nicht, selbst jetzt benimmst du dich so! Ich bin fertig mit dir!", schrie sie so laut, dass bereits einer ihrer neugierigen Nachbarn seinen Kopf um die Ecke streckte, um die Live-Umsetzung eines K-Dramas nicht zu verpassen. Sie erwartete vermutlich irgendeine Reaktion, weshalb sie umso zorniger wurde, als ich völlig unbeteiligt mit meinen Schultern zuckte. Auch wenn ich gerne das Gegenteil behauptet hätte, aber diese Trennung machte mir nicht im Geringsten etwas aus. Die Beziehung war von vornherein zum Scheitern verurteilt – es hätte bei dem One-Night-Stand nach der Trennung von ihrem Ex bleiben sollen.
„Bekomme ich wenigstens meinen Hoodie zurück?", fragte ich schließlich. Man möge mich Opfer des Kapitalismus nennen, aber dieser Hoodie war scheiße teuer! Anstelle ihn mir einfach zurück zu geben, knallte sie mir die Tür vor der Nase zu, nachdem sie mich gefragt hatte, ob das mein verdammter Ernst gewesen sei. Ich verstand überhaupt nicht, warum sie so sauer auf mich war. Immerhin war sie diejenige, die am Ende fremdgegangen war – mit ihrem Ex. Ja, ich hatte das zuerst auch nicht glauben können, bis Jeongin sie zusammen in der Stadt gesehen hatte. Trotzdem war das Einzige, dem ich nachtrauerte, mein geliebter Hoodie. Ich seufzte laut und akzeptierte den Verlust dieses Kleidungsstückes. Lebe wohl, mein Companion.
Dieses Streitgespräch – „Gespräch" war eine großzügige Bezeichnung für den Monolog ihrerseits – hätte ich vermeiden können, hätte ich einfach über SMS mit ihr Schluss gemacht, wie es die Kids heutzutage wohl alle taten. Doch meine altmodische Seele wollte sie lieber persönlich damit konfrontieren. Ich wollte ihr wenigstens die Chance geben, sich zu rechtfertigen, nur hatte sie den Spieß kurzerhand umgedreht und begann all meine Makel in der Beziehung aufzuzählen. Das sah sie wohl als Rechtfertigung für ihren Vertrauensbruch an.
Wie dem auch sei, ich hatte genug von ihr, von diesem Haus und von dieser verklemmten Nachbarschaft, also trat ich meinen Heimweg an. Während ich durch eine beliebte Einkaufsstraße in Richtung U-Bahnstation schlenderte, etwas Schaufensterbummeln betrieb und den vielen Menschen, die mir entgegenliefen, mit einer James Bond-artigen Genauigkeit auswich, fing mein Magen laut an zu knurren. Das Trennungen nicht leicht waren, war mir bewusst, aber dass sie einem derart auf den Magen schlugen, war neu. Wobei ich vermutlich einfach hungrig war. Ich versuchte das Hungergefühl so gut es ging zu unterdrücken, jedoch machte es mir die Flut aus aggressiven Neonschildern der Imbissbuden und Restaurants um mich herum nicht gerade einfach. Verdammt, es roch so gut. Doch mein Portemonnaie ermahnte mich, unnötige Ausgaben zu vermeiden. Ich musste schwer schlucken, als ich an einem einladend aussehenden KFC vorbeihuschte und an die Essensreste in dem Kühlschrank Zuhause dachte. Bleib Stark, Hyunjin. Bleib stark.
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𝚂𝚕𝚊𝚟𝚎 𝚘𝚏 𝚝𝚑𝚎 𝙳𝚎𝚟𝚒𝚕//ʰʸᵘⁿᶜʰᵃⁿˡⁱˣ - ᵐⁱⁿˢᵘⁿᵍ
Fanfiction"Also nimm mich, beiß mich, spuck mich an, reiß mir die Kleider vom Leib - ich werde mich trotzdem der Dunkelheit nicht beugen." "Am Ende habe ich gelernt, dass es in der Hölle regnet und Engel böse sein können." Main Ships: Hyunlix; Chanlix; Mins...