/Montagnachmittag; vor dem Tanzstudio/
Hyunjin POV
Gerade mal so vom Wochenende erholt, hieß es wieder: zurück zum Alltag. Meine Begeisterung hielt sich in Grenzen. Normalerweise war ich ein Freund der eingespielten Routine, doch auf diese Routine würde ich gut und gerne verzichten können. Das war jedoch keine Option für mich. Geld wuchs schließlich nicht auf Bäumen. Leider.
Nachdem die Bahn eine Verspätung hatte, hatte ich erstmal einen ordentlichen Sprint an den Tag legen müssen, damit ich mir nicht wieder einen Beschwerdebrief dieser Helikoptereltern einfing. Ich schluckte meinen Frust und mein ungesund heftiges Hecheln herunter, als ich die Kids bereits vor der Tür zum Studio warten sah. Da ich nicht nur ein begnadeter Tänzer, sondern auch ein Meister im Prokrastinieren war, hatte ich mir natürlich noch keine Lösung für mein Partnerproblem überlegt. Nicht mal eine provisorische. Ich hatte darauf spekuliert, dass sich Seungmin oder Jeongin für ein, zwei Stunden erbarmen würden und einspringen, doch als ich vor Ort keinen der beiden sah, bekam ich schwitzige Hände.
Es half alles nichts. Ich ließ meine Schüler ins Studio. Nervös tigerte ich durch den Raum und beobachtete die Kinder, wie sie ihre Sachen an den seitlichen Tischen verstauten, dabei ging ich meine Möglichkeiten durch. Ich könnte sie die Schritte, die sie bereits gelernt haben, wiederholen lassen? Wobei die meisten sie vermutlich über die Ferien wieder vergessen haben. Wie beim letzten Mal. Man, das war echt anstrengend, ihnen alles noch einmal einzutrichtern, auch wenn ich nach Stunden bezahlt werde. Scheiße, ich bin aufgeschmissen.
„Hyunjin! Wo ist Ryujin? Ist sie krank?"
Hörte ich eins der Kinder fragen. Sie konnten sich nicht einmal merken, dass sie mich nicht mit meinem Vornamen ansprechen sollen. Dieser Zug war längst abgefahren. „Sie...", begann ich schwermutig, „ist verhindert. Sie wird nicht zum Training kommen.". Das war vorerst genug Info für die neugierigen Nasen. Sofort wurde angeregt geflüstert. Sicher ging es um unsere Beziehung. Würdet ihr auch nur halb so viel Aufmerksamkeit und Interesse meinem Unterricht schenken, wären wir hier alle schnell fertig.
Just in diesem Moment öffnete sich die Tür zum Studio und ein mir nur allzu bekannter Blondschopf sorgte für noch mehr Getuschel. „Felix? Was machst du denn hier?", die Überraschung in meiner Stimme war kaum zu überhören, als ich ihm entgegenlief. Sein Blick überflog langsam den gesamten Raum, wie als hätte er eine ihm fremde Welt betreten. Er hatte die Visitenkarte, welche ich ihm nach dem Club zugesteckt hatte, heraus gekramt und hob sie mir vor das Gesicht. „War in der Gegend.", meinte er ruhig und mit einem kleinen Lächeln. Das hatte zwar meine Frage nicht wirklich beantwortet, aber es war sowieso nicht der richtige Zeitpunkt für einen netten Plausch.
Da fiel mir etwas ein. Eine Notlösung. „Felix, ich frage das zwar nur äußerst ungern, da wir uns kaum kennen, aber könntest du mir bitte einen Gefallen tun? Ähm, also... meine Tanzpartnerin ist ausgefallen und wie du siehst, stecke ich hier etwas in der Klemme.", ich nickte in Richtung der wartenden Kinder am anderen Ende des Raumes. Er schien bereits zu ahnen, auf was ich hinauswollte und warf mir einen skeptischen Blick zu. „Es ist in Ordnung, wenn du die Schritte nicht kennst. Du hast ein gutes Rhythmusgefühl, das ist alles was zählt. Lass dich einfach von mir führen und-" „In Ordnung, ich mach's.", unterbrach der Kleinere mich. Ich musste mich verhört haben, das war viel zu einfach? Wenn ich eins in Mathe gelernt hatte, dann: war es zu leicht, war es definitiv falsch. Ich blinzelte ihn wiederholt an. Doch er meinte es allen Anscheins nach ernst.
Ich wanderte wieder in die Mitte des Raumes, Felix tapste mir hinterher. „Ok, Kiddies, alle mal hergehört. Stellt euch bitte mit einem Partner auf, wir beginnen mit Tango.", verkündete ich und erntete sofort empörtes Stöhnen und Gemecker aus allen Ecken. Mir war durchaus bewusst, dass dieser klassische Tanz nicht gerade auf ihrer Favoritenliste stand, aber da mussten sie nun einmal durch. So wie ich. Alle stellten sich also brav in einen Kreis um uns herum auf, ich bediente mit einer Fernbedienung die Musikanlage und ach du heilige Scheiße, war das ein Reinfall. Die einen hatten nicht ansatzweise die richtige Haltung, die anderen wussten offenbar nicht mehr, wie man den Takt zählte und wieder andere sahen mich nur vollkommen verloren an. „Das gibt's doch nicht...", jammerte ich und vergrub mein Gesicht in meinen Händen. „Wow.", Felix stand mit erhobenen Augenbrauen neben mir, „Ich bin schwer beeindruckt, Herr Tanzlehrer." Seine sarkastische Bemerkung hatte mir gerade noch gefehlt. Er tat so, als wäre es kinderleicht. Dieses Trauerspiel war reinste Sabotage und spiegelte nicht im Geringsten mein eigentliches Talent wider.
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𝚂𝚕𝚊𝚟𝚎 𝚘𝚏 𝚝𝚑𝚎 𝙳𝚎𝚟𝚒𝚕//ʰʸᵘⁿᶜʰᵃⁿˡⁱˣ - ᵐⁱⁿˢᵘⁿᵍ
Fanfiction"Also nimm mich, beiß mich, spuck mich an, reiß mir die Kleider vom Leib - ich werde mich trotzdem der Dunkelheit nicht beugen." "Am Ende habe ich gelernt, dass es in der Hölle regnet und Engel böse sein können." Main Ships: Hyunlix; Chanlix; Mins...