IV
🎵Zusammen verschwinden-Karpatenhund🎵
POV Klaas
Wie eine Welle zerbrach der unendliche Sternenhimmel über uns.
Kaum hatte ich mich, samt der Menschenmassen torkelnd in Richtung Club bewegt, war ich auch schon wieder draußen.
Die flackernden Lichter, Joko, wie er dieses Mädchen im Arm hielt, die viel zu laute Musik-all das fühlte sich plötzlich wie ein Hammer-Schlag auf meinen ohnehin schon zerbrechlichen Porzellan-Kopf an.
Die Lichter des Clubs wurden hinter mir immer kleiner, als ich mir meinen Weg durch den immernoch überfüllten Parkplatz bahnte.
Ich wollte nur noch weg. Weit weg.
Als mich plötzlich Jemand an der Schulter festhielt.Es kostete sehr viel Mut, das kannst du gerne glauben
Dich hier anzusprechen, mir Vorwände auszudenken
Also willst du mit mir reden und willst du etwas trinken?
Ich mag wie du dein Glas hältst und was du mir erzählst
Ich mag, wie du dich anziehst, mich in deinen Bann ziehst
Ich mag die Art wie du denkst, die Zeit, die du mir schenkst
Ich möchte mehr für dich sein, möchte jemand für dich sein"Lass uns zusammen verschwinden von hier."
Joko und ich hatten seit diesen sechs Worten kaum einen Satz gesprochen.
Immernoch lagen wir schweigend auf der Parkbank neben der Bushaltestelle, welche wir vor mehr als einer halben Stunde mit der Buslinie 81 erreicht hatten, in welche Joko mich eilig vom Parkplatz hineingezogen hatte.
Unsere Augen waren starr in den Himmel gerichtet, das einzige, was sich berührte, waren unsere Hände, die verschränkt zwischen uns lagen.
Mittlerweile hatte die Wirkung des Alkohols deutlich in mir nachgelassen und dort, wo sich vorhin in meinem Kopf noch Nebelschwaden entlaggezogen hatten, tauchten jetzt hunderte Fragen auf.
Was machten wir hier eigentlich?
Wieso war er mir gefolgt?
Und warum will er nach all der Zeit ausgerechnet jetzt mit mir sein?
Was ist das gerade eigentlich zwischen uns?
Freundschaft? Kann man das schon so nennen?
"An was denkst du gerade?",unterbrach Jokos Stimme die Stille plötzlich. Er lallte. Bei ihm war die Wirkung des Alkohols wohl noch sehr viel präsenter, als bei mir.
"An dich. Uns, besser gesagt.",aus der Ferne konnte man einen Zug in den Bahnhof fahren hören."Was ist das hier genau?"
Joko schwieg-und es fühlte sich wie eine Ewigkeit an. Ich vermutete, dass er vielleicht eingeschlafen war, als er sich auf einmal räusperte und mit immernoch unklarer Stimme antwortete:"Ich weiß nicht, Klaas. Alles, was ich weiß ist, dass ich gerade einfach nur möchte, dass du bist und ich will mit dir sein."Etwa zwei Stunden war es her, dass Yan mich besorgt angerufen hatte, um zu wissen, wo ich war.
Und ungefähr eine Stunde war es her, dass Joko und ich, wie am Telefon vereinbart, vor dem Eingang des Clubs hätten stehen sollen. Das hatten wir jedoch gekonnt ignoriert, genauso wie die mittlerweile 16 verpassten Anrufe von Yan auf meinem Display.
Stattdessen saßen wir-meine Beine auf seinem Schoß und unsere Finger immernoch miteinander verschränkt-unter einer Brücke um uns vor dem Regen zu schützen, der donnergrollend über uns hereingebrochen war.
Am Fuß dieser Brücke war ein Späti.
Und somit war unser Ziel der Fuß der Brücke.
Als sich die Tür des Ladens bebend öffnete-das war ungefähr zu der Zeit, als Yan vermutlich suchend am Eingang des Clubs stand-lagen alle Augen auf uns.
Alle, das waren zwei Jungen, die das Cover einer Chipstüte so sorgfältig analysierten, als würden sie einer Bombenentschärfung nachgehen und eine an diesem Abend-oder generell-überforderte Mutter, deren Blick immer wieder zwischen den Waren auf dem Tresen und ihrem Kind schwankte.
"Hallo!",sprudelte es unkontrolliert, beinahe schreiend aus mir heraus. Die ohnehin schon ruhige Atmosphäre, des kleinen Spätis war nun vollkommener Stille gewichen. Fuck, ich war wohl doch nicht so nüchtern, wie erwartet.
Und auch, wenn mir gerade nach dem Gegenteil zumute war, begann ich unkontrolliert zu lachen.
Mit den Augen suchte ich nach Joko, doch mein Blick blieb an einer kleinen Kühltruhe in der Mitte, des kleinen Ladens hängen, deren Oberfläche mit einer großen Anzahl an Stickern behaftet war.
Alle wiesen auf das Selbe hin: "Bitte nicht auf die Kühltruhe stellen"
Was musste hier wohl passiert sein, damit dieses Verbot notwendig war?
Ohne es aufhalten zu können, brach ich erneut in hallendes Gelächter aus und diesmal ließ sich auch Joko anstecken.
Fuck, wir waren wirklich alles andere als nüchtern.Trotzdem fand der Alkohol-Vorrat, des kleinen Spätis sich mittlerweile merklich in unserem Blutkreislauf wieder.
Genau wie am Abend des Schulballs erzählte ich Joko auch jetzt wieder mehr, als mir lieb war. Und wieder schrieb ich das dem Alkohol zu. Doch Joko schien es nicht anders zu gehen.
"Wenn Jeder Jemanden einer anderen Nation heiraten würde, dann würde es keine Vorurteile mehr geben, oder?", lallte ich vor mich hin, den Blick starr in den Himmel gerichtet. Als er plötzlich mein Kinn zwischen seine Finger nahm und mein Gesicht sanft in seine Richtung drehte.
"Du hast wirklich schöne Augen, Klaasi."Ich mag die Art wie du denkst, die Zeit, die du mir schenkst
Ich möchte mehr für dich sein, möchte jemand für dich seinMittlerweile zeigte das Display meines Handys 29 verpasste Anrufe an.
Alle von Yan.
Als die Zahl ungefähr 21 betrug, stand Joko plötzlich auf und man sah ihm seinen Promillespiegel wörtlich an.
"Lass uns woanders hin gehen. Der Regen wird noch die ganze Nacht so weitergehen und mir ist kalt."
"Okay.",ich stand auch auf und es fühlte sich wie Schwerstarbeit an. "Ich wohne ganz in der Nähe."
Wieder ergriff Joko meine Hand und wir rannten los.
Die Zahl verpasster Anrufe war auf 23 gestiegen, als wir schwer atmend und bis auf die Haut durchnässt vor meiner Haustür ankamen.
Während des 25. Anrufs half Joko mir aus meinem Hemd und trocknete meinen Oberkörper mit dem Handtuch ab, mit welchem ich gerade eben noch durch seine mittlerweile nicht mehr perfekt sitzende Frisur gegangen war.
Jetzt war es an ihm, sich aus seinem nassen Hemd zu schälen. Ich fungierte mit fest zugekniffenen Augen als Handtuchhalter, als er plötzlich meine Hand nahm. Automatisch riss ich die Augen auf und wollte gerade etwas erwidern, als er sie auf seinen kalten Oberkörper legte und langsam entlanggleiten ließ.Der Regen prasselte immernoch erbarmungslos gegen meine Fenster.
Und immernoch lag meine Hand auf Jokos Brustkorb, der sich nun regelmäßig hebte und senkte. Das dämmernde Licht der Laternen, das von der Straße in mein Zimmer fiel, ließ mich die Umrisse seines schlafenden Gesichts nur undeutlich erkennen. Und doch versuchte ich in diesem Moment jedes einzelne Merkmal auswendig zu lernen.Wenn das für dich so in Ordnung ist, gebe ich dir mein Wort hiermit
Dass ich mehr für dich bin, alles für dich bin
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Muss wahre Liebe weh tun?
Romance-a story inspired by music- "wenn wahre Liebe heutzutage noch existiert, dann gerade zwischen uns beiden." Klaas hatte noch nie wirklich viel von Joko gehalten. Für ihn war er immer nur "der Neue". Der Neue, der dieses Jahr zu Ihnen in die Klasse ge...