Ruf niemand an, denn in der Not ist garantiert die Leitung tot...
... und riefe dich mal jemand an, wer drei zu eins, der Gevatter dran.
Nein. Shalnark lag richtig mit seiner These. Dies waren keine nackten Wörter auf ödem Papier. Es war kein Satz der ohne Bedeutung im Raum schwebte. Wie Shalnark vermutete, war es Schicksal. Schicksal eingraviert auf sein Grab.
Es war kalt. Der Wind wehte leise durch den Park, um den Staub empor zutragen. Es erschwerte das Atmen. Auch wenn es nur vier bis fünf kleine Atemzüge waren, die Shalnark in einer Minute schaffte.
Es war zu stickig zum Atmen. Zu kalt zum Bleiben. Zu verschwommen zum Sehen. Zu erschöpft zum Gehen.
Eine kleine Bewegung und Shalnark vernahm das schrillende Quietschen der Schaukel. Sie war alt. Zu alt, denn er konnte den Rost an seinen Handgelenken spüren. Wie sich das dreckige Metall in sein Fleisch bohrte. Wie es jegliche klare und reine Haut verschmutzte.
Der Junge sah nichts. Seine Augen müde, der Blick trübe. Lediglich die rote Farbe des Blutes stach aus seiner grauen Sicht heraus. Das Blut, welches seinen Weg aus Shalnarks Körper suchte. Das Blut, wie es sich über seinen Oberkörper ausbreitete. Das Blut, welches herunter auf Kortopis Kopf tropfte.
Ein leiser Schmerz stach mit der Erinnerung, an das Geschehene, hinein. Nein. Es war kein physischer Schmerz. Es schmerzte nicht in seinem Körper. Es schmerzte in seinem Herzen.
Es tat weh. Es tat weh, wie die Erinnerungen derer zurücktraten, die er mochte. Diejenigen, die er schätzte. Und am wichtigsten, denjenigen den er liebte.
Er konnte sich nicht verabschieden. Das letzte, was er seiner Liebe sagen konnte, war das er vorsichtig sein solle. Nein, es war schlimmer. Zuvor hatte er sich doch gar beschwert. Beschwert über den schlampigen Schmatzer auf seiner Haut.
Es schmerzte. Dabei hatte er doch all das verdrängt. Verdrängt, um dem Kummer seines Herzens zu entfliehen.
Er fürchtete sich. Fürchtete sich vor der Liebe. Er wollte nicht nochmal so etwas erleben müssen. Aber erst recht wollte er niemand Neues. Wollte niemand besseren. Wollte niemanden, der Uvogin ersetzten könnte.
Shalnark schämte sich. Es gab vieles, was er ihm noch sagen wollte. Zu vieles was er ihm verschwiegen hatte. Doch es war nun zu spät. Es gab keine Möglichkeit, um Verlorenes nachzuholen. Uvogin war tot. Und Shalnark, in wenigen Augenblicken auch.
Was solle er noch tun? Was wollte er noch tun? Zu viele Fragen. Zu wenig Zeit zum Antworten.
Am liebsten wollte er schlafen. Er war erschöpft. Er war müde und ihm war kalt. Wenn er länger nachdachte, wollte er Wärme. Nein. Er wollte nicht irgendeine Wärme. Er wollte die Wärme, welche sonst immer von seiner Liebe aus zugingen schien.
Er vermisste sie. Vermisste die breiten Arme um seinen Schultern. Vermisste den gemischten Geruch aus getrocknetem Blut und Schweiß. Vermisste das tiefe Grummeln seiner Brust, als er atmete. Als er redete. Vermisste die struppigen Haare. Sein unverkennbares Grinsen. Vermisste die unvergleichbare Lache. Vermisste seine Ungeduld.
Shalnark war sich sicher. Er wollte die letzten Augenblicke, die er besaß mit Uvogin verbringen. Die letzten Augenblicke mit den kostbaren Erinnerungen verbringen. Es gab für ihn nichts Schöneres als das. Nichts, was hätte besser sein können. Nichts, was ihm mehr Freude bereitet hätte.
Nein. Es gab etwas, was ihm mehr gefiel. Etwas, was ihn deutlich glücklicher machte. Doch dies war unrealistisch. Er war zufrieden mit dem, was ihm blieb.
Shalnarks Augen wurden müde. Sie wurden schwer. Er wollte schlafen. Schlafen, in den Armen seiner Liebe. Schlafen, auf der breiten und haarigen Brust. Dies war sein Wunsch. Der letzte Wunsch den er hatte. Der letzte Wunsch, den er darbringen konnte, in dem letzten Augenblick.
Der letzte Augenblick, bevor er schlief.
Der letzte schwache Atemzug. Die letzte kleine Bewegung seiner Fingerspitzen. Die letzte kleine Bewegung seiner Nerven. Die letzte kleine Bewegung seines Blutes.
Die letzte kleine Bewegung....
...seines Herzens.
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Letzter Augenblick [Shalnark(x Uvogin)]-Oneshot
HorrorRuf niemand an, denn in der Not ist garantiert die Leitung tot... und riefe dich mal jemand an, wer drei zu eins, der Gevatter dran. Es war zu stickig zum Atmen. Zu kalt zum Bleiben. Zu verschwommen zum Sehen. Zu erschöpft zum Gehen. !Warnung! -MAN...