Prolog

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???

Die Sonne geht bereits unter und die ersten Sterne tauchen auf. Hier ist es schön. Hier gibt es keine Autos, keinen Lärm - nur Ruhe, aber vor allem auch Frieden. Hier trifft man auch keine Dämonen...

"So kann das nicht mehr weiter gehen!" Eine Frau mit langen, roten Haaren schlägt mit der Faust auf den Tisch. Auf einen runden Tisch, der inmitten der wütenden Gesichter steht. Sie bilden einen Kreis. Es gibt nur eine Lücke, neben mir. "Wir haben schon Alessandra verloren. Wie viele von uns sollen noch mit dem Leben bezahlen?". Vorwurfsvoll starrt sie mich an.

Einen Augenblick treffen ihre grünen Augen meine. Wie junges Gras, so saftig, weich und frisch... Doch ich habe sie verloren. Genau wie meine Frau. Der Unterschied ist jedoch, meine Frau habe ich nie geliebt. Ich musste sie heiraten. Ich musste sie lieben. Ich habe es nie getan. Sie ist schon lange tot. Nicht, so wie Bella. Wir laufen jetzt getrennte Wege, das wird sich auch nie ändern...
Ein alter Mann steht auf und stellt sich vor mich. "Bella hat Recht. Wir müssen etwas ändern. Wenn wir jetzt nicht handeln, vernichten sie uns und unsere Krieger." Er versucht mir ins Gewissen zu reden, aber ich weiß doch viel mehr als er - oder etwa nicht?

...

Ich glaube der Tag ist gekommen. Eine Woche lang habe ich rumgerätselt, was die Prophezeiung wohl bedeutet. Vertrau nicht dem, was dir gelehrt, das Offensichtliche ist meistens falsch. Ich bin nun bereit für den Schritt.

...

"Es ist nun viel Zeit vergangen und ich habe mich beschlossen, meiner Aufgabe nachzugehen. Ich werde ohne einen Kampf meine Seele dem Dunklen Meister geben. Aber ich möchte im Gegenzug, dass mein Sohn dies bekommt." Ich nehme meine Krone vom Kopf, krame einen Zettel und ein Bild raus. Ich lege die Gegenstände auf den runden Tisch und verbeuge mich vor den Versammelten. Ein letztes Mal schaue ich Bella in ihre grünen Augen. Ich werde sie vermissen. Habe ich da etwa Mitgefühl gesehen? Ob sie sich wohl vorstellt, wie es wäre, wenn sie ihre Tochter alleine lassen müsste? Ich weiß es nicht und ich werde es nie erfahren. Das ist auch gut so.

Mit einem Lächeln im Gesicht verlasse ich den totenstillen Raum. Ich tue das Richtige. Davon bin ich überzeugt. Mein Sohn soll dies auch tun. Er soll immer überzeugt davon sein, was er tut, weil ich weiß, er tut das Richtige. Er hat ein reines Herz.

Ich spüre neugierige Blicke auf meinem Rücken und sehe, wie die Sonne verschwindet. Es ist Nacht.

Zwischen den WeltenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt