Kack Leben und Seniorenheim

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Ich saß auf meinem Sofa, ich sitze immer auf meinem Sofa. Im Fernseher lief Bullshit, aber ich ließ ihn trotzdem laufen. Ich hatte alle Zeit der Welt, irgendwann würde sicher was Gutes kommen. Ich hatte bisher ein sehr monotones, einfarbiges Leben. Manchmal härter, manchmal lässiger.

Ach, ich weiß noch als ich einen schönen Farbklecks im Leben hatte. Vor fünfzig Jahren hatte ich geheiratet. Alles war perfekt, für diesen Moment. Meine Ehepartnerin, wie ich sie danach nennen konnte, hatte mir mein Leben verschönert. Egal. Es ist vorbei. Katerina ist tot. Mein monotones Leben kennt keinen Stop mehr. Ab und zu kommen irgendwelche komischen Seniorenheim-Fuzzies und treten meine Haustür ein, aber sonst war hier tote Hose. Ich werde unter keinen Umständen ins Seniorenheim gehen. Da gab es sicher keine Fernseher. Außerdem will ich nicht, dass irgendwelche streberhaften Jugendliche, die Geld brauchen einen auf nett machen um "mir das Leben leichter zu machen" und mich auf irgendwelchen Rollstühlen von toten Opis durch die Gegend fahren.

Ich griff nach meiner Pralinenschachtel, leer. Tja, dann eben keine Pralinen. Mühsam stand ich auf und öffnete einen Schrank in der Küche. Na bitte! Im unteren Regal lag eine Plätzchendose aus dem Jahr 1980. Ach damals war noch alles, warte, damals war alles wie es jetzt ist. Ich schnappte sie mir und ließ mich wieder auf mein Sofa fallen. Im Fernseher lief gerade Werbung. Da klopfte jemand an der Haustür, es würde niemand bei mir klopfen außer das Seniorenheim. Ich ignorierte das Klopfen. Gelangweilt öffnete ich die Keksdose. Ein lautes Krachen ließ den Parkettboden erbeben. Jetzt hat wieder irgendein Fuzzie die Haustür eingetreten. Die können doch nicht ernsthaft glauben, dass ich Bock hab die jedesmal wieder reparieren zu lassen!

Ein Mann im mittlerem Alter trat im Türrahmen zum Wohnzimmer. Er hatte einen perfekt rasierten Bart und eine Pokerface. Hinter ihm schob sich eine junge Frau in das Zimmer durch. Sie hatte so glattes glänzendes Haar wie als hätte sie ihre Haare gebügelt und eine Brise Glitzer darüber gestreut. Vielleicht war das jetzt im Trend? Ich persönlich würde sowas nicht machen... Geschmackssache.

Ich beachte sie nicht weiter und knabberte auf dem schon längst abgelaufenem Keks herum. Die Werbung war gerade geendet und das Intro von Tatort erklang. Mussten die ausgerechnet bei Tatort kommen?! Warum nicht irgendwann wenn wieder diese komische Werbung für Waschmittel kommt, die ich diktieren könnte?

Die junge Frau räusperte sich. Ich grummelte ihr ein ironisches "Du solltest Hustensaft zu dir nehmen" zu. Ich konnte sie Lächeln hören. Ja hören. In einer so langen Lebenszeit, konnte man schon lautlose Dinge hören. ZAUBEREI. Nein, ich meinte das nicht ernst.

Sie holte einen Block aus ihrer übergroßen Westentasche. Ich starrte weiterhin konzentriert auf den Bildschirm. Sie holte noch einen Kugelschreiber aus ihrer Brusttasche. Dann setzte sie sich auf MEIN Sofa. Ich machte mir nicht die Mühe von ihr wegzurutschen. Sie wollte mir sanft die Fernbedienung aus der Hand ziehen, aber ich gab dich nicht einfach meinen schwarzen Goldbarren mit Knöpfen, die mein Leben bestimmen aus meiner Hand! Ich umklammerte sie mit einem "Stahl-Griff". Da würde sie unruhig und wackelte hin und her. Ich wandte mich vorsichtig von meiner Lieblingsserie ab und sah sie mit einem vorwurfsvollem Blick an. Sie hatte wohl in kurzen Zeit einen genialen Plan erstellt und schnappte sich die Fernbedienung.

Das hat sie nicht gemacht, oder!?
Ja, doch, hatte sie.

Mit einem Mal wurde es ganz still im Zimmer, sie hatte Tatort ausgeknipst. Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, wo man einfach nur sagen kann "Das ist zu viel. Mach den Fernseher wieder an. Ich kann es gerade nich tolerieren, wenn ihr zwei Jugendliche in mein Haus maschiert und meine Haustür auftretet, aber mein zu verlangen das ich zuhöre wenn der Fernseher aus ist, das ist zu viel verlangt. Ich hatte ein langes Leben hinter mir, da hätte ich gerne zur Abrundung sogenannte 'RUHE'. Kennt ihr das Wort vielleicht? Irgendwelche Bekannschaften damit? Nein? Ok."

Der komische Pokerface Typ in der Ecke hatte seine unsichtbare Maske ausversehen fallen lassen und starrte mich nun mit offenem Mund an. Ich wollte gerade etwas dazu kommentieren, da plapperte die komische Nudel neben mir wieder los. "Das ist natürlich verständlich, Herr Dinkler. Aber wir sind nur zu Ihrem besten da. ALLES ist nur zu Ihrem besten! Und Sie können sich sicher sein, dass Sie gut aufgehoben sind bei uns!" Bei dem letzten Satz zog sie eine Broschüre aus ihrer Westentasche. Was da wohl alles drinnen war...



Sugardaddy? Kann Sein.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt