Schatten - 1

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Ihre Tränen zerstörten ihr Spiegelbild im dunklen See. Verlassen lag er da, schwarz in der dunklen Nacht des Waldes. Die Kerze flackerte im kalten Wind des hereinbrechenden Winters. Der Kies knirschte unter ihren Füßen, als sie langsam aufstand, die Jacke auszog und die Kerze am Ufer abstellte. Sie fröstelte, als sich der langsam fallende Schnee auf ihre Arme setzte, hielt aber nicht inne, sondern watete in das dunkle Wasser, das in stiller Erwartung vor ihr lag. Das Licht der Kerze hinter ihr flackerte einsam, fast unsichtbar in den Schatten.

Sie spürte die Kälte, die sich um sie schloss. Wie eine eisige Hand, die sie von unten packte. Sie lief weiter. Kam jetzt fast nicht mehr vorwärts, die Kälte lähmte sie. Die Dunkelheit der Nacht brach über sie herein, drang in ihren Geist ein, benebelte ihr Denken. Sie konnte es nicht tun. Sie konnte nicht. Mit letzter Kraft drehte sie sich um. Schwamm zurück zum Ufer, zurück durch die eisige Kälte des Sees, zog sich an Land, richtete sich auf...

"Sara", sagte die dunkle Gestalt am Ufer. "Sara, warum?"

"Es ist Wahnsinn, Kira", erwiderte Sara leise. "Du hattest Recht, es war alles Wahnsinn. Ich war nicht mehr fähig, die Realität zu sehen. Aber es war nicht wahr, oder? Das alles... Es war nur ein Traum. Und kein Traum ist es wert, dass man sich für ihn umbringt."

"Nein", sagte Kira. "Nein, du hattest Recht. Es gibt sie, Sara. Es gibt sie wirklich. Ich habe mit ihnen gesprochen, heute erst! Sie sagten mir, wo du bist. Sie sagten mir, was du vorhast. Und sie haben mich hinterhergeschickt, um sicherzustellen, dass du es wirklich tust."

"Du bist verrückt!" Obwohl sie entkräftet war, versuchte sie vor Kira zurückzuweichen.

"Nein. Ich bin nicht verrückt. Du bist verrückt, wenn du dekst, du könntest jetzt einen Rückzieher machen."

"Ich habe es mir anders überlegt. Sie können mich nicht zwingen!" Sie packte ihre Jacke, blies die Kerze aus, die immer noch am Ufer flackerte, drehte sich um und wollte gehen.

"Das können sie sehr wohl." Kira sagte es ganz ruhig, doch etwas in ihrer Stimme veranlasste Sara, sich noch einmal umzudrehen. Kira stand immer noch an der selben Stelle, hatte sich nicht bewegt, doch etwas hatte den See in Aufruhr gebracht. Der Schnee unter ihren Füßen begann zu wirbeln, der kalte Wind schwoll zu einem Sturm an, einem Orkan, der Sara mitriss, auf den dunklen See zu. "Kira", schrie sie. "Hilf mir!"

Aber Kira stand nur da, regungslos inmitten des Chaos und kein Windhauch bewegte ihr Haar und keine Regung war auf ihrem Gesicht zu erkennen, auf ihrem steinernen Gesicht und keinen Finger rührte sie, um ihrer besten Freundin zu helfen, die rückwärts in den schwarzen See gezogen wurde, wo sich das kalte Wasser um sie schloss und sie verschluckte.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Mar 06, 2015 ⏰

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