„Bor so ne Scheiße, ey", regte Jack sich auf, ließ sich mehr oder weniger auf das Sofa fallen und sah bockig in die Runde.
Adam sah auch nicht besonders glücklich aus und Kevin sah stattdessen frustriert in den Kühlschrank. „Das wird eng, die nächsten Tage."
„Na super", nörgelte Jack weiter, griff sich ein Kissen und legte maulig seinen Kopf auf diesem ab. „Schlimmer kann es echt nicht mehr kommen, oder?"
„Nicht wirklich", erwiderte Adam, der gelangweilt durch seine Instagram Benachrichtigungen scrollte und abgelenkt wirkte.
Alle standen sie unter Quarantäne, ein Virus war derzeit im Umlauf und sie hatten ausgerechnet in einem der betroffenen Gebiete einen ihrer Filme gedreht.
Berufs und Ausgangsverbot für alle drei und das für ganze zwei Wochen.
Noch fühlte sich keiner krank, sie wirkten gesund und doch sah Jack nachdenklich aus dem Fenster. „Auf die Dachterrasse dürfen wir aber noch, oder?"
„Sicher, ist ja außer uns, keiner hier, den wir anstecken könnten", beantwortete Kevin die Frage, schmierte sich sein Brot und legte sich ein Blatt Salat obendrauf.
„Bist du jetzt unter die Veganer gegangen?", lachte Adam.
„Ne, aber Wurst ist knapp und ich hab Hunger", erwiderte Kevin sachlich, ehe er verwirrt zur Tür sah, an der es klingelte.
Bestimmt Luke, der nach ihnen sehen wollte und wehe, wenn nicht, mit Salat würde hier wohl kaum einer satt werden und das Klopapier war auch fast alle und nur noch schwer zu bekommen.
„Ich mach' schon auf." Jack erhob sich, schritt zur Tür und öffnete diese schwungvoll.
„Hoppla." Mehr bekam er vorerst nicht raus, ließ den Anderen jedoch rein und schloss hinter ihm die Wohnungstür. „Was machst du hier?"
„Quarantäne. Ich war bis vor zwei Tagen ebenfalls in Italien."
„Fuck, das wird lustig werden", erwiderte Jack ironisch, ehe er zurück ins Wohnzimmer lief und sich Kevin schnappte. „Andre ist hier, er war scheinbar auch in Italien."
„Okay?" Kevin sah nicht gerade begeistert aus, aber ändern konnte er es auch nicht.
„Reißt euch etwas zusammen und geht euch am besten, wenn es möglich ist, aus dem Weg."
Kevin fuhr sich gestresst durch die Haare und sah seinen besten Freund an. „Versuchen kann ich's, aber ich spreche da echt nur für mich. Du kennst ihn, er ist nicht mehr wie damals."
Jack nickte verstehend. Andre hatte sich, seit sie in Afrika waren, stark verändert und das eher negativ als positiv.
Von Andre mit Hundeblick war nicht mehr viel übrig geblieben und Adam wusste das am allerbesten.
Jedoch war er auch einer der wenigen, der so noch Kontakt zu ihm hatte, ihn regelmäßig traf und wusste, wie man ihn zu nehmen hatte.
„Hoffen wir einfach, dass Adam ihn unter Kontrolle hat", murmelte Kevin leise, ehe er zurück ins Wohnzimmer ging und sich auf die Couch setzte.
Jack nickte einfach, folgte kaum später und blieb jedoch an der Tür zur Terrasse stehen. „Wie machen wir das jetzt?"
„Na ja, Jerome und Ashton sind noch in Amerika, die müssen da auch vorerst bleiben. Heißt, wir können ihr Zimmer nutzen und sollten es beiden jedoch sagen", ging Kevin gezielt auf die Frage ein, ehe er zu Adam sah. „Du schläfst am besten mit Andre in Jerome, seinem Zimmer und Jack im Zimmer von Ash."
„Klingt nach 'nem Plan, oder?", wandte sich Adam an Andre, der direkt neben ihm saß, bisher jedoch nichts gesagt hatte und lieber mit seinem Bruder via Instagram chattete.
„Mir egal", murmelte er dann aber doch, ohne den Blick zu heben.
„Fein, dann hätten wir das ja geklärt", grinste Jack zufrieden. „Alkohol haben wir aber nicht zufällig da?"
„Doch, aber nur noch Wodka", erwiderte Kevin und schien zu überlegen. „Wir müssten echt jemanden losschicken, der einkaufen gehen kann. Zu viert wird das echt die reinste Qual."
„Das wird allein schon ne Qual, weil ich dich zwei Wochen ertragen muss."
Wow es ging schneller los, als gedacht und noch ehe Adam oder Jack etwas sagen konnten, machte Andre munter weiter.
„Könnt ihr euch bitte zusammenreißen? Wir sind in einer ernsten Lage und in keinem Wettbewerb. Verschiebt euren Kleinkrieg auf den nächsten Monat", stöhnte Jack entnervt.
„Andre, bitte, es sind zwei Wochen. Danach siehst du ihn doch gar nicht mehr", appellierte Adam an dessen Vernunft, sah ihn eingehend an und zog ihn letztendlich hinter sich her und raus auf die Terrasse. „Butter bei die Fische! Was ist bei euch kaputt? Du stänkerst ja nur noch gegen ihn. Was zur Hölle hat er dir eigentlich angetan, dass du so Scheiße bist?"
„Je to trochu hloupá děvka!"
Adam blinzelte einige Male und musste das erstmal sacken lassen. „Es ist sein Job, schon vergessen?"
„Všichni jste se plazili po jeho zadku."
„Ach und du nicht?", erwiderte Adam gereizter als er es eigentlich wollte. „Du sprichst hier von einem sehr guten Freund von mir und ganz ehrlich, das ist Unsinn, was du da sagst. Keiner kriecht ihm in den Arsch."
„Justin, zvlášť", knurrte Andre, steckte sich eine Zigarette an und blies mehr als stinkig den Rauch aus seiner Lunge.
„Justin ist mir noch nie in den Arsch gekrochen. Ich weiß nicht, wie du darauf kommst." Kevin, dazu völlig ruhig und an der Tür stehend. „Es klingt fast so, als könntest du ihn nicht leiden und ich frag' mich warum."
„Geht dich einen Scheiß an."
„Es geht mich etwas an. Ich bin sein Coach und bin für ihn verantwortlich", wagte Kevin einen erneuten Versuch, kam dabei näher und deutete Adam an, er möge sie bitte allein lassen.
Adam ging schweigend zu Jack ins Wohnzimmer, dennoch behielt er die beiden im Auge und sah immer wieder angespannt nach draußen.
Nur für den Fall es könnte eskalieren.
„Rede endlich und friss nicht immer alles in dich rein."
„Ich fresse gar nichts in mich rein."
„Ich sehe es doch. Ich seh es auf Instagram und ich sehe genauso gut, was du da alles schreibst."
„Ist mir egal", schnarrte Andre, schnippte die Kippe über die Brüstung und sah starr geradeaus auf die Stadt.
„Andre", seufzte Kevin. „Was ist seit Afrika damals anders zwischen uns? Ich dachte, wir sind sowas wie Freunde und nicht bloß Kollegen."
Freudlos lachte Andre bei diesen Worten auf. „Ja genau Freunde", wiederholte er, biss sich dabei heftig auf die Unterlippe und umschloss noch fester das Geländer.
Kevin kam langsam unbemerkt näher, blieb dicht hinter ihm stehen und umfasste ihn schließlich an der Hüfte. „Du bist eifersüchtig. Das ist es."
„Bin ich nicht", grummelte es unter heftiger Gegenwehr zurück.
„Doch. Immerhin weiß ich ganz genau, was ich dir in Afrika gesagt habe und das meine ich noch immer so."
„Merkt man leider so gar nichts von", murrte Andre, der sich noch immer versuchte aus der Umarmung zu lösen, scheiterte und schließlich aufgab, sich wehren zu wollen. „Du hast dich danach wie ein Arsch aufgeführt und dann verlangst du ernsthaft noch, ich soll mich um dieses Kind kümmern, während du schön nach Kapstadt fliegst."
Kevin seufzte erneut." Ich musste nach Kapstadt und das weißt du. Ich kann auch nichts dafür, wenn Luke da keine Rücksicht nimmt."
„Wie soll er das, wenn er es nicht mal weiß? Immerhin hast du es ja nicht mal angedeutet", beschwerte sich der Braunhaarige weiterhin.
„Ich hab nichts gesagt, weil du nichts gesagt hast. Ich war mir nicht mal sicher, ob du überhaupt verstanden hast, was ich dir in der Küche nach dem Dreh gesagt habe."
„Hast du es denn verstanden?"
„Schon und auch, was du sonst noch gesagt hast", schmunzelte Kevin wissend und schwelgte bereits in Erinnerungen.
„Aha." Andre spürte, dass Kevin locker gelassen hatte, drehte sich daher um und sah ihn wie ein begossener Pudel an. „Už žádné hrozny."
„Schade, dabei sind sie so lecker", grinste Kevin, ehe er die letzten Zentimeter überbrückte und Andre, trotz Quarantäne küsste.
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Funny Moments ✔
Short StoryIn einer Wohngruppe zu leben ist gar nicht verkehrt. Man hat jede Menge Spaß und Momente, die absurd und irgendwie lustig sind. Besonders dann, wenn man sich einen Spaß aus Klopapier, Toast und einem Eimer Wasser macht und das ganze mit Nutella komb...