Ein Tag im Leben einer Familie

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Jegliche Ähnlichkeit mit realen Personen und erfolgten Ereignissen sind rein zufällig. Die folgenden Handlungen sind reine Fiktion.

Handlungen nicht nachstellen! Es besteht Brandgefahr!

Viel Spaß beim Lesen! :)

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Schwerfällig schritt ich die unzähligen Stufen zu der kleinen Wohnung hinauf. Wieso hatten wir uns auch unbedingt eine direkt unterm Dach mieten müssen? Ich versuchte die Stimme in meinem Kopf nieder zu ringen, die mir in völlig logischer Manier die tolle Aussicht, den sonnigen Balkon und noch weitere Vorteile beschrieb.

Ich hatte keine Lust auf Logik. Ich wollte nur noch die Wohnungstür aufsperren, ins Wohnzimmer gehen und mich auf die Couch werfen um die geschwollenen Fußknöchel zu entlasten. Ja, der runde Bauch machte es auch nicht besonders leicht die Stufen zu erkennen. Das war auch der Grund, warum ich dazu übergegangen war, sie tagtäglich zu zählen, wenn ich den Weg nach oben bestritt.

Endlich da war die Tür mit dem Willkommen-Schild und dem mit Buntstiften gemalten und ausgeschnittenen Smiley, dessen eines Auge größer war als das andere. Unwillkürlich stahl sich ein Lächeln auf mein Gesicht, ohne dass ich aufhörte nach Luft zu japsen. Meine Hand suchte in meiner schwarzen Handtasche nach dem Haustürschlüssel, währenddessen ich versuchte meine Atmung und mein Herz zu beruhigen.

Da waren mein Geldbeutel, Taschentücher, die Brotbox. Ein Schal, den ich heute Morgen gar nicht angehabt hatte. Ben's Stofftier, dass er doch eigentlich schon seit Tagen suchte, und eine Packung Kaugummis, die ich eigentlich nicht mochte. Wo war dieser verdammte Schlüssel?! Da endlich bekamen meine Finger den blauen Fellpuschel zu spüren, der mir eigentlich die Suche erleichtern sollte. Seufzend zog ich daran und kaum eine Minute später konnte ich die Wohnung betreten.

Unsere Wohnung. An der gegenüberliegenden Wand befand sich eine Garderobe und daneben ein Haufen Schuhe, die kreuz und quer nach einem Platz suchten und dabei ihren Gegenpart verloren hatten. Seufzend machte ich mir eine Notiz nach einer Lösung für diese Unordnung aus Herren-, Damen- und Kinderschuhen zu finden. Mein Unterbewusstsein würde sie sehr wahrscheinlich wieder in seinen Tiefen verlieren. Wie jeden Tag.

Da vernahm ich die Geräusche, die aus dem Wohnzimmer drangen. Ben lachte mit seiner hellen Kinderstimme und verstellte sie dann ganz komisch. „Ich seien Häuptling der Apatschen. Du seien auch Indianer. Komm wir tanzen den Feuertanz." Danach kamen Geräusche aus dem Zimmer, die sich tatsächlich wie aus den Filmen anhörten. Neugierig was Ben und sein Vater so trieben, zog ich schnell meine Turnschuhe aus, verstaute Schlüssel und Jacke und machte mich auf den Weg zu den beiden Möchtegernindianern.

Das Bild, dass sich mir dann jedoch im Wohnzimmer bot, hätte ich nie erwartet. Die Leselampe neben dem Sofa hatte eine Decke bekommen und fungierte anscheinend als Tippi. Auf dem Boden lagen die bunten Kissen, die eigentlich auf der cremefarbenen Couch liegen sollten. Und in der Mitte von allem stand unser roter Toaster um den Ben und sein Vater herumtanzten. Das weiße Verlängerungskabel, dass über den dunkelblauen Teppich zum Fernseher rüber führte, übersprangen sie dabei, als würde es sich um eine echte Klapperschlange handeln.

Doch nicht nur die Einrichtung hatte ein Makeover bekommen. Ben hatte nur seine Pyjamahose an und darunter die giftgrünen Hausschuhe, die einem Krokodilkopf nachempfunden waren. Auf seiner Brust und seinen Wangen prangte Striemen einer schwarzen Creme, die sich auch als Kriegsbemalung auf dem Gesicht seines Vaters wiederfand. Meine Aktivkohle-Gesichtsmaske würde ich wohl nicht mehr benutzen können.

Um der Atmosphäre auch noch den letzten Touch zu verpassen, schlug Ben's Vater nun auch noch konstant mit einem Kochlöffel auf eine meiner heißgeliebten Plastiksalatschüssel um Trommeln zu imitieren. Notiz an mich. Den Nachbarn Pralinen schenken, dass sie das Hopsen und Klopfen über sich ignorieten.

In allem Zusammengefasst. Das Gesamtbild war ein Moment für die Ewigkeit und so konnte ich mein Lachen nicht zurückhalten, woraufhin mich die beiden auch endlich wahrnahmen.

„Mami!", rief Ben freudig und kam auf mich zugestürmt, um mich mit einer freudigen Umarmung zu begrüßen. Immer noch lächelnd verwuschelte ich ihm die roten Haare.

„Na mein kleiner Häuptling. Wie ich sehe, habt ihr einen ganz schönen Spaß." Mein Blick suchte den meines Mannes, der nun ebenfalls freudenstrahlend und vielleicht auch leicht verlegen, wenn ich die Röte auf seinen Wangen richtig deutete, auf mich zu kam und mir einen Kuss auf die Wange gab. Seine braun-grünen Augen hielten kurz meinen Blick, bevor er zu meinem Bäuchlein mit dem baldigen Familienzuwachs schweifte und er sachte mit einer Hand darüberstrich.

„Du bist spät? Hat dich dein Chef wieder länger arbeiten lassen?", sein verärgerter Blick fand wieder den meinen und ich strich im kurz zärtlich über die Wange. „Nein, alles gut. Ich habe Klara auf dem Heimweg getroffen und du weißt wie das ist. Frauen verquatschen sich gerne." Der verärgerte Gesichtsausdruck verschwand und machte wieder einem Lächeln Platz. Das nahm ich dann als Anlass.

„Was soll der Toaster?"

„Naja...", begann er doch Ben ging dazwischen. „Ich hab Dady gesagt, ich hab Hunger. Da wollte er Toast machen, aber ich wollte nicht aufhören mit ihm zu spielen. Indianer machen keine Pause um Toast zu machen." Sein Vater übernahm dann die weitere Erklärung.

„Ich meinte zu ihm, Indianer haben ja auch Lagerfeuer und da dachte ich, ich schlage zwei Fliegen mit einer Klappe. Der Toaster läuft und ich kann weiter für Ben den Indianer geben." Die Idee war so absurd, hatte aber auch eine gewisse Raffinesse, dass ich nur staunen konnte. Und naja schmunzeln. „Du hast manchmal wirklich die verrücktesten Ideen, Schatz."

„Tu nicht so, als ob du es nicht lieben würdest", erwiderte er nur schelmisch grinsend und legte den Arm um mich.

„Das tue ich. Aber noch besser finde ich, dass du nicht wieder versucht hast zu kochen. Mein Pfannenvorrat ist nur begrenzt", glucksend zwickte ich ihn neckisch in die Seite, als er ein gespielt betroffenes Gesicht machte. Dann rochen wir es und wandten uns beide gleichzeitig zum Toaster um, neben dem Ben freudig die Arme ausgebreitet hielt.

„Der große Manitu schickt uns eine Botschaft", gluckste er freudig und zeigte auf das rote Küchengerät in ihrer Mitte, in dessen inneren der Toast die Farbe von Kohle angenommen hatte. Genauer gesagt schickte der Toaster Rauchschwaden.

„Er sagt mir, dass ich selbst Toast nicht machen kann", meinte mein Mann nur trocken und ich konnte nicht an mich halten und brach in schallendes Gelächter aus.

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⏰ Last updated: Jul 11, 2021 ⏰

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