6-In den Fängen der Wiccas

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Ich schlug meine Augen auf und zwinkerte verwirrt. Wo war ich? Das letzte woran ich mich erninnerte, war dass mir schwindelig geworden war und ich umkippte. Nun befand ich mich in einem dunklen und kühlen Raum, in dem nichts außer einem Stuhl und ein paar Wasserflaschen standen. Überrascht bemerkte ich, dass ich ein weißes Gewand trug. Meine Klamotten lagen gefaltet in der Ecke. Sie hatten mich umgezogen? Angwiedert lief ich zu Tür und drückte an der Klinke. Abgeschlossen. Schnell nahm ich meinen Rock von dem gefalteten Stapel und guckte in dessen Tasche ob mein Handy drinnen war. Doch die Rocktasche war leer.,,Hallo? Hallo?! Ist da irgendjemand? Hilfe!"schrie ich aus leibeskräften, doch niemand antwortete. Nach einer Weile tat meine Kehle vom ganzen Schreien schrecklich weh und ich ließ mich entkräftet auf den kalten Steinboden fallen. Durch den dünnen Stoffs meines Gewands, konnte ich die kalten Steinfließen spüren und musste frösteln. Nach einer längerer Zeit-ich wusste nicht wie lange ich so dort gesessen hatte- hörte ich Stimme vor der Tür und diese wurde mit einem heftigen Ruck aufgestoßen. Überrascht fiel ich nach hinten um und krabelte von der Tür weg. Vor mir stand die Kellnerin, die mich bedient hatte. Doch anstatt wie vorhin eine kleine, weiße Schürtze zu tragen, hatte sie nun einen seltsam schwarzen Umhang an mit einem Caipe an. Neben ihr stand eine Frau mit kräftig roten Locken, die sie sich hochgesteckt hatte. Auch sie trug einen Umhang und eine Drudenfußkette. Auch sie musste eine Wicca sein. Die Wiccas gehörten zu einer neuartigen Hexenbewegung und waren vorallem in New Orleans vertreten. In meiner Klasse gab es mal ein Mädchen, dass dem Wicca-Kult angehört hatte, doch sie war vor ein paar Jahren nach Idaho gezogen und seitdem hatte ich nicht mehr von ihr gehört.,,Wenn sie mich jetzt einfach gehen lassen, dann schwöre ich ihnen, gehe ich nicht zur Polizei. Was auch immer sie mit mir vorhaben, es gibt doch noch einen anderen Weg. Lassen sie mich einfach frei!"flehte ich die beiden mit zittriger Stimme an. Doch die zwei schienen meine Worte gar nicht war zu nehmen.,,Wann kommen Rita und die anderen, Megan?"fragte die andere Frau die Kellnerin, die anscheinend Megan hieß. Diese überlegte kurz.,,Rita hat sich gestern sofort von Dalas aus auf den Weg gemacht. Sie müsste bald da sein. Und bei den anderen weiß ich es nicht so genau. Aber eins kann ich dir sagen, Lu: Dieser Tag wird in die Geschichte eingehen. Wir werden in die Geschichte eingehen."sagte Megan erfürchtig. Lu nickte eifrig und ließ dabei ihre rote Hochstecktfrisur hin und her wippen.,,Ja noch niemand hat vor uns einen Gott so geehrt." Mir wurde schlecht. Was hatten sie mit mir vor? Sie wollten eine Gott ehren...mir sagte das gar nichts. Es gab doch nur einen Gott, oder? Doch ich wusste dass die Wiccas mehrere verehrten.,,Was habt ihr mit mir vor?"wisperte ich ängstlich. Wieder gaben sie mir keine Antwort. Stattdessen knieten sich die beiden vor mir nieder.,,Opfergabe für unsere Herscherin, erzogen durch Boroe, die Schöne, sprich uns heilig!" sagten sie in einer monotonen Singsangstimme und geschlossenen Augen. ,,Opf...Opfergabe der Bor-was?"fragte ich die beiden verwirrt. Sie schlugen ihre Augen auf.,,So nichts wissend...wie kann man nicht wissen was man ist? Wie kann man nicht wissen wofür man bestimmt ist?"flüsterte Lu Megan zu, die nur den Kopf schüttelte.,,Wir haben viel vorzubereiten bis zum Abend. Die Seelengeburt sollte sich noch ausruhen, bevor ihr Schicksal sie ereilt. Lu führ sie bitte hoch in ihr Schlafgemach, aber pass auf, dass sie nicht abhaut."meinte Megan bestimmerisch. Lu schaute mich an und band mir mit der Kordel, die um ihren Umhang hing, meine Arme zusammen und zog mich an diesem aus dem Raum raus. Wir befanden uns in einem großen Gewölbekeller. Ich konnte einen kurzen Blick auf einen Stein erhaschen, der so aussah, als sollte er die Funktion eines Altars erfüllen. Um ihn herum standen unzählige rote und schwarze Kerzen, die aber noch nicht angezündet sind. Grob bugsierte mich Lu die Treppe nach oben hoch und lies mich dabei nicht aus den Augen. Oben angekommen, musste ich feststellen dass ich mich wieder in de Bistro von gestern befand, doch es war menschenleer und das Geschlossenschild hing an der Tür. Sie ließ mir keine Zeit mich umzuschauen, sondern schliff mich sogleich die nächste Treppe hoch, die in das nächste Stockwerk führte. Meine Arme taten von dem Druck langsam weh und ich konnte mich beim besten Willen nicht entreißen. Oben, schloss Lu einen Raum auf. Drinnen stand ein blaues Himmelbett, dass mit Gold gearbeitet war und an der Wand hing eine Tapette mit Wolken und Engeln drauf, die dort bestimmt schon mindestens ein halbes Jahrhundert lang hing. Im Zimmer lag ein leicht moderiger Geruch. Lu schubste mich ins Zimmer und meinte noch.,,Ruh dich aus. Du wirst den Schlaf brauchen." Mit meinen Knien nach vorne, landete ich unsanft auf dem Boden. Hinter mir hörte ich das Schloss klicken. Sie hatte wieder abgeschlossen. Ich brauchte eine gefühlte Stunde, um mich von dem Strick um meine Arme zu befreien. Um meine Handgelenke drumherum zogen sich rote, wulstige Abdrücke des Seils. Verstört setzte ich mich auf das weiche Himmelbett und lies mich auf den Rücken fallen. Ob Finn oder Lewis kommen würden? Sie hatten mir ja schließlich ihr Blut gegeben, also mussten sie ja jetzt wissen,dass ich in Gefahr schwebte. So auf dem Rücken und von den ganzen Schrecken ermüdet, verfiel ich in einen kurzen und dämmrigen Schlaf. Ich wusste nicht wie lange ich so gelegen hatte, als ich unten ein lautes Stimmengewirr hörte.,,Wir haben den Schutzkreis gezogen. Wir haben nichts von ihnen zu befürchten." War das Megan's Stimme? Ich war zu schwach um aufzustehen, also schlief ich schließlich wieder ein.

Lewis Sicht:

Angel ließ uns einfach auf dem Friedhof stehen  und war in schnellen Schritten weggerannt. Ich war fiel zu sehr damit beschäftig, Finn anzuschreien, als dass ich ihr hätte folgen könnne.,,Oh komm schon, es ist ein halbes Jahrhundert lang her. Irgendwann muss du mir doch mal verzeihen können."meinte Finn und grinste dabei, mit seiner unverschämt beflügelten Art.,,Warum sollte ich? Du hast sie einfach so umgebracht. Einfach so! Hast ihr die Kehle durchgebissen!"schrie ich mit erstickter Stimme und unterdrückte die Tränen die sich bei der Erinnerung in mir aufstauten.,,Und das war wie schon gesagt vor über fünfzig Jahren. Wenn intersiert das heute schon noch?"fragte Finn und legte seinen Kopf schief.,,Verbrechen bleibt Verbrechen, egal wann es passiert ist! Und jetzt werde ich mich für sie rächen!"Mit eine Satz hatte ich mich auf Finn geworfen und meine Fangzähne ausgefahren. Rasend vor Wut bohrte ich sie in sein Fleisch. Unter mir hörte ich nur ein ersticktes Lachen.,,Och komm schon Lewis! Ich bin beinahe doppelt so alt wie du. Und du denkst ernsthaft du hättest eine Chance gegen mich?"sagte Finn verschmitzt und schob mich von ihm runter, als wäre ich nicht mehr als eine lästige Fliege. Gerade wollte ich wieder auf ihn losgehen, als ich Angel fühlte. Ich fühlte dass irgendetwas nicht stimte. Finn merkte es auch und war mit einem Satz vom Friedhof verschwunden. Ich folgte ihm schnell. Angel's Angst wurde immer größer und ich konnte sie immer stärker spüren. Sie musste hier irgendwo in der Nähe sein. Finn hielt vor mir an. Wir standen vor einem kleinen Bistro.,,Hier muss sie drinnen sein."flüsterte Finn und fuhr schon mal seine Zähne aus. Er hatte sich schon auf einen Kampf vorbereitet. Ich tat es ihm gleich und wollte die Tür des Bistros öffnen, doch als ich einen Schritt vortrat wurde ich zurückgeworfen. Ich war gegen etwas geprallt. Wie eine Art Schutzwand. Erst jetzt fiel mir der kleine Drudenfuß über der Tür auf. Hier drinnen befanden sich Hexen oder Wiccas. Ich rappelte mich wütend vom Boden auf und schaute Finn an. Er spitzte seine Ohren und lauschte die Gespräche im Inneren des Lokals.,,Wir haben den Schutzkreis gezogen. Wir haben nichts von ihnen zu befürchten."sagte eine Frauenstimme. Finn nickte, als habe er verstanden was sie meinten.,,Was machen wir jetzt?"fragte ich ihn immer noch sehr verstimmt.,, Ich weiß es ehrlich gesagt noch nicht. Aber im Gegensatz zu dir, weiß ich wer sie gefangen halten und was sie von ihr wollen. Und wir müssen um alles auf der Welt verhindern, dass sie es  bekommen!" meinte er.

Blood of EvilWo Geschichten leben. Entdecke jetzt