Erster Akt

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Der Regen prasselte gegen die beschlagenen Fenster des Busses und die Kälte zog, selbst durch die Jacke noch, bis in meine Knochen.

Es war einer dieser Morgende.

Einer dieser Morgende , der dir beinahe schon das Versprechen gab ein schlechter Tag zu werden.

Mit glasigen, grauen Augen starrte ich auf das beschlagene Glas, ohne die Welt dahinter zu erkennen.

Wieso auch? Ich sah dasselbe Bild seit 6 Jahren jeden Morgen, jeden Abend.

Erschrocken zuckte ich zusammen und konnte geradeso einen Aufschrei unterdrücken, als zwei Hände mich von hinten packten. Ich fuhr herum und sah in zwei frech blickende, moorgrüne Augen, die beinahe von einigen Strähnen nassen, schwarzen Haares überdeckt wurden.

„Einen wunderschönen guten Morgen, J! Dieses Wetter ist doch ganz nach deinem Geschmack, nicht wahr?"

Meine Lippen verzogen sich zu einem Grinsen.

„Ja, dieses Wetter verdeutlicht eindeutig die Grausamkeit dieser Welt, mein Lieber Zauberzunge. Lass' dir das eine Lehre sein!"

Plötzlich schien der Morgen gar nicht mehr so sehr nach Unheil zu schreien.

„Die ewige Pessimistin..."

„... braucht dringend einen Kaffee."

Beendete ich seinen Satz, als der Bus auf einmal heftig bremsen musste. So unerwartet wie es kam verlor ich das Gleichgewicht, wäre sicher auf den nassen, schmutzigen Boden des Busses gefallen, doch Zauberzunge fing mich auf, ganz selbstverständlich und stellte mich wieder auf die ausgetretenen Sohlen meiner Chucks.

„Ich weiß nicht, was du an diesem bitteren Zeug findest."

Sagte er mit gerümpfter Nase, als wäre nichts geschehen. Für ihn war vermutlich nichts geschehen, wahrscheinlich war es für ihn nur ein Reflex gewesen, doch mein Herz hatte es für eine Sekunde schneller schlagen lassen und das lag nicht an dem Schreck, auch wenn ich mir das gerne einreden würde, aber an der Art daran, wie ich seine Berührung noch immer spürte, obwohl seien Hand schon längst wieder in seiner Jackentasche steckte...

„Mit Kaffee ist es wie mit dem Rauchen. Erst ist es widerwärtig, dann bist du süchtig."

Der Bus hielt, die Türen öffneten sich, Schüler drängten sich wiederwillig hinaus in den Regen. Darunter auch Zauberzunge und ich nur, dass wir lächelten.

Meine Mutter hatte darauf bestanden, dass ich einen Regenschirm mitnahm, doch Regen, egal wie kalt er war, hatte mir noch nie etwas ausgemacht. Nicht einmal die Kapuze meiner Jacke trug ich, obwohl mir die kurzen, gefärbten Haare bereits am Kopf klebten.

„So ein widerliches Wetter... Es regnet junge Hunde... oder eher..." Er hob die Augenbrauen bedeutungsvoll an, doch bevor ich entsetzt „Nein!" schreien konnte begann er zu singen.

„It' s raining men! Hallelulja!..."

Wimmernd presste ich mir die Hände auf die Ohren.

Ich hasse dieses Lied.

Glücklicherweise verstummte er, sobald wir den trockenen, etwas ruhigeren Raum betraten.

Lachend schubste er mich in Richtung der Theke, ich bestellte meinen geliebten Kaffee, während Zauberzunge im Hintergrund noch immer die verhasste Melodie summte.

Ich grinste still in mich hinein.

Mit dem Pappbecher voll Kaffee in meinen Händen verließen wir den Laden schließlich wieder nur um festzustellen, dass der Regen noch stärker geworden war.

Wäre ich doch nur sieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt