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Meine Augen sind schwer und mein Körper schmerzt. Ich versuche mich zu bewegen, Kämpfe gegen den Schmerz an, doch nichts regt sich. Weder meine Lider bewegen sich, noch meine Finger oder Zehen. Ich lausche, versuche irgendetwas aus meiner Umgebung wahrzunehmen, auch wenn es nur das Piepsen einer Maus wäre, doch ich höre nichts. Einzig und alleine meine Gedanken, aber ob ich das als hören bezeichnen kann, weiß ich nicht.
Alles um mich herum ist schwarz, ich meine, das ist ja klar. Ich kann meine Augen ja nicht öffnen, aber sollte ich nicht wenigstens etwas an Licht erkennen? Immer wenn ich mit den Jungs draußen bin und meine Augen schließe, wenn ich im Hof mein Gesicht der Sonne zu wende, um ihre Wärme noch besser zu spüren, sehe ich noch immer das Licht, rot in meinen Augen schimmern. Oder auch wenn ich morgens bloß noch im Bett liege und mich weigere, meine Augen zu öffnen und den neuen Tag noch nicht anerkenne, ist es nicht düster.
Doch jetzt, jetzt ist es so dunkel, wie in einer bewölkten Neumondnacht.
Ich denke, dass ich meinen Verstand beruhigen sollte, schließlich schmerzt mein gesamter Körper, und die Kopfarbeit leistet seinen Teil dazu, denn ein Hämmern macht sich in mir breit. Ich konzentriere mich auf eben dieses hämmernde Gefühl, welches den Rhythmus meines Herzschlags, in meinen Schädel, sowie in meine Ohren projiziert. Ich lausche meinem Herzen, bis auch mein geistiges Auge müde wird.

Ein sonderbares Gefühl. Es gleicht vielen hundert Schmetterlingen, welche um mich herum flattern. Sie tragen mich durch die Luft. Doch sind sie nicht präsent, denn sie sind nur ein Gefühl. Mein Weg führt mich zu einem Feld, welches mit gelben Getreidepflanzen bestückt ist. Gelb leuchtet es hier, alles ist friedlich, bis ein einziger, blauer Blitz im Himmel zuckt. Ein lauter Donnerschlag lässt nicht lange auf sich warten und schon prasselt der Regen auf das Getreidefeld hinab. Zwei Rehe wurden durch den Donner aufgeschreckt und fliehen nun. Sie laufen auf mich zu. Ich erkenne eines mit einem prächtigen Geweih und eines ohne. Plötzlich fängt es an zu brennen. Hektische Blicke ich in alle Himmelsrichtungen, doch ich kann nichts sehen, weshalb sich der Boden entzünden sollte. Da fallen mir wieder die Rehe ein. Die Rehe! Das Reh, welches kein Geweih trägt, ist noch da, es rennt vor dem Feuer davon, welches es zu verschlingen versucht. Mein Blick kann sich nicht von ihm lösen. Gespannt verfolge ich es mit meinen Augen.
Doch plötzlich geschieht etwas Seltsames. Das Reh ist gleich bei mir, als wenn ich sein Ziel wäre. Aber kurz bevor es ankommt, fängt es Feuer. Erschrocken starre ich es an, ich kann hier nichts tun. Es gibt weder Wasser, noch Sand oder andere, womit ich hätte versuchen können, das Reh von den Flammen zu befreien. Als die Flammen drohen, das Tier völlig zu verschlucken, ändert es seine Gestalt. Es nimmt die Züge eines Menschen, einer Frau an. Das rot-orangene Licht formt sich immer weiter, an den Stellen, wo die Haut eines Menschen wäre, bildet sich eine Schicht aus Orange glühender Glut. Die Haare bleiben in roten Flammen. Nur die Augen, welche ich erkennen kann, scheinen nicht vom Feuer gebildet zu sein, denn sie funkeln grün, wie die Smaragde, welche meine Mutter in ihrem Schmuck gefasst trägt. Mein Verstand verliert sich, in dem funkeln und dem Strahlen, welches von den ganz und gar angeleuchteten Steinen aus ging. Die Frau, welche aus dem Feuer geformt wurde, kommt auf mich zu, doch ich weiche zurück. Immer weiter, denn ich habe Angst zu brennen. Als sich dann auch noch ihre Hand ausstrecken, um mich zu berühren, falle ich plötzlich. Sie erreicht mich nicht mehr, doch ich falle. Die Lippen der Flammen Formen etwas, was sich, wie das Knacken anhört, welches ein Kamin vorsichtig gibt. Ich versuche das Knistern von dem Feuer, in Worte von einem Menschen umzuwandeln. Und es gelang mir. Die flammende Frau ruft mich. Ich höre "Potter"

Meine Augenlider schlagen auf, meine Hände krallen sich in den weichen Grund, auf dem ich liege. Mein gesamter Körper ist angespannt und rührt sich nicht. Bloß meine Augen zucken wieder zusammen. Es ist hell. Zu hell für meine Augen. Wo bin ich hier? Warum bin ich hier?
"Prongs!"
Ich höre ein freudiges Rufen. Das kann nur einer meiner Freunde sein. Sirius, Remus oder Peter. Niemand nennt mich sonst so. Keiner  kennt ja auch meine zweite Gestalt.
Langsam öffne ich wieder meine Lider, damit ich sehen kann, wo ich war und wer mit mir sprach.
"Prongs, du bist endlich wach. Wir haben uns ganz schöne Sorgen gemacht.", das war Remus. Er sieht ziemlich müde und abgekämpft aus. Es liegen tiefe dunkle Schatten unter seinen Augen. Ich versuche mich etwas aufzurichten und stütze mich auf meine Unterarme. Mein Blick wandert zu Sirius, der nicht viel besser, als Remus aussieht. Verwirrt schaue ich zwischen den beiden hin und her. Sie sahen so aus, als wenn gerade eine Vollmondnacht gewesen wär. "Was meint ihr mit 'endlich'?" Meine Augen liegen noch immer nicht feste auf einem. "James, du hast drei Tage hier gelegen. Bewusstlos. Sie haben schon darüber gesprochen, dich aus dem Krankenflügel ins St.Mungo zu verlegen." Remus sieht mir in die Augen. Ich schaue zurück, aber ich verstehe nichts. "Was ist denn passiert? Doch nicht etwa ein Unfall in einer Nacht oder etwa doch?" Ich vermied es, den Vollmond anzusprechen. Es musste jetzt neulich erst einer gewesen sein. Außerdem weiß ich, dass Remus es nicht so gerne hört. Schließlich ist sogar sein Irrwicht ein kreisrunder Mond, welcher hinter den Wolken hervorkommt. "Nein Prongs, keine Sorge. Wir haben den Vollmond ohne dich gemeistert. Du wurdest von deinem Besen gehauen." Schockiert blinzel ich meinen besten Freund an. Sie haben den Vollmond zu zweit gemeistert? Wahrscheinlich war Peter schon mit dabei, aber was kann eine Ratte schon gegen einen Werwolf ausrichten? Und mich soll es vom Besen geschmissen haben? Ich bin eigentlich noch nie gefallen. "Bist du dir sicher? Ich bin doch eigentlich noch nie gefallen. Wie soll das denn bitte passiert sein?" Nun war es Sirius, der mich ungläubig anschaut: "Du weißt nicht mehr, was passiert ist? Du wurdest bei dem Spiel gegen Hufflepuff von einem Quaffle getroffen und hast dann anscheinend dein Gleichgewicht verloren. Das sah schon ziemlich hart aus. Aber du konntest auch nicht aufgefangen oder gestoppt werden, auch wenn Evans ihr Bestes gegeben hat. Ich glaube, ich habe noch nie jemanden so schnell fliegen gesehen." Nun war ich wieder an der Reihe, ihn zu Mustern, als ob er gerade etwas ganz absurdes gesagt hätte, was er ja auch schließlich tat. Ich meine in welcher Welt lebt er denn bitte gerade.

Sirius behauptet gerade, das Lily Evans versucht hat, mich aufzufangen.
Bei jedem anderen, könnte ich es mir ja noch irgendwie vorstellen, aber nicht bei Evans. Jedenfalls nicht bei mir. Sie hasst mich. Das tat sie schon immer, denn sie fand es nicht so gut, wie ich mit ihrem 'besten Freund' umging. Ich mochte ihn noch nie, er mich aber auch nicht, was zu häufigen Streitigkeiten zwischen uns führe. Ich weiß zwar nicht, wie es genau zwischen Lily und Severus Snape ablief, aber er stellte sich immer als Opfer dar, egal was passiert ist. Und Lily schien es immer zu glauben, denn in ihrer Sicht, war ich immer der Böse. Auch wenn es momentan etwas besser zwischen uns lief, da wir durch das Quiddich und unsere Pflichten als Schülersprecher, viel Zeit miteinander verbrachten, glaube ich noch immer nicht recht, was Sirius mir hier zu verstehen gibt.

Mit einem "Mister Potter, sie sind ja endlich wach!", welches von unserer Schulschwester, Madame Pomfrey kam, wurde ich aus meinen Gedanken gerissen. Ich lächelte sie nur an und nickte kurz, um ihr zu zeigen, dass ich sie verstehe. "Wir haben uns schon Sorgen gemacht, dass wir sie ins St. Mungo legen müssen. Ihre Eltern sind deshalb gerade hier im Haus und sprechen mit Dumbledore. Ich werde sie rasch hohlen. Mister Black, passen Sie bitte auf, dass Potter hier liegen bleibt und Mister Lupin, könnten Sie bitte Miss Evans hohlen? Ich denke, dass es sie auch interessieren wird, dass ihr Partner nun wieder wach ist. Ach ja und nehmen sie Pettigrew mit, er soll hier nicht schlafen." Mit diesen Worten machte sie sich auch schon auf den Weg zu unserem Direktor. Sirius setzte sich mit zu mir auf das Bett, davor weckte er aber noch Peter, welcher dann mit Remus zusammen verschwand.

"Hat Lily mich wirklich versucht zu fangen?" Sirius schaut mich an. Er weiß eigentlich immer genau, was ich denke und fühle. Vor allem, wenn es um Lily geht. Er weiß, dass es mich schon immer gestört hat, wie sie mich behandelt. Er weiß auch warum dies so ist. "Ja, sie ist dir sofort hinterher geflogen, als sie gesehen hat, dass du fällst. Und als Sucherin ist sie auch eigentlich wirklich schnell, aber das hat selbst sie nicht gepackt." Er lächelte mir aufmunternd zu. Schließlich weiß er, dass mein Herz, seit eigentlich schon unserem ersten Schuljahr, nur Lily Jane Evans gehört.

"James Potter, was machst du nur für Sachen? Was hast du dir dabei gedacht?" Die Stimme meiner Mutter ertönt. Sie hört sich aufgebracht an, was ich ihr auch nicht verübeln kann, denn schließlich habe ich ihr einen riesigen Schrecken bereitet. "Fleamont, kannst du dir vorstellen, dass das dein Sohn ist? Dieses waghalsige Verhalten hat er nur von dir geerbt. Schäm dich!" Ich schaue sie an, dann schaue ich auf meinen Vater. "Euphemia, das kannst du so auch nicht sagen, denn schließlich ist er auch dein Sohn. Aber James, wie geht es dir? Bist du in Ordnung? Können wir etwas für dich tun? Oder..." Mein Vater stoppte, als die Flügeltüren ausgingen, die den Krankenflügel von dem ganzen Rest der Schule trennten. Ich lenkte meinen Blick zur Türe und sah geradewegs in das Gesicht von Lily. Sie sah aus, als wär sie bis hier hingerannt. Ihre Wangen waren leicht gerötet und ihr rotes Haar war etwas zerzaust. Auch ihr Atem hörte sich, so weit ich das hören konnte, etwas unregelmäßig an. Jedoch fing sie an zu lächeln, als sie mir in die Augen schaute und erleichtert sagte: "Potter, du bist wach."

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jul 25, 2021 ⏰

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Das Gefühl des FallensWo Geschichten leben. Entdecke jetzt