一 // 1 // uno

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You've been dressing up the truth, I've been dressing up for you.


Es war halb vier Uhr nachts als ich vor den Club trat und eine Schachtel Zigaretten aus meiner Hosentasche zog. Mit Schweißperlen auf der Stirn und Flecken auf meinem Shirt brauchte ich dringend etwas frische Luft. Die Luft vor meinen Lieblingsclub war frisch aber nicht zu kalt. Von den Geräuschen drinnen konnte man hier nichts mehr hören weil der Club in der unteren Etage des Gebäudes lag. Die einzigen Geräusche kamen vom Verkehr der Hauptstraße, die in der Nähe lag. Nur am Ende der kleinen Seitenstraße, in der der Club war, war noch ein Convenience Store geöffnet. Die Stadt war schon leise und das Roku befand sich nicht gerade in einer der Partymeilen von Tokio. Die Gegend war eher ein bisschen heruntergekommen, die Farbe an den Fassaden war ausgeblichen und die Straße hatte riesige Schlaglöcher.

Ich liebte es trotzdem hierherzukommen. Fast jede Woche fand ich mich mit meinen Freunden auf der Tanzfläche wieder und ging als eine der letzten nach Hause. Nach Mitternacht fuhren in Tokio keine Ubahnen mehr aber es war selten ein Problem für uns auf die erste Bahn am Morgen zu warten. Ich war noch nicht lange in Tokio, aber in dem kleinen Club hatte ich mich von Anfang an wie zuhause gefühlt. Es war nicht so leicht sich heimisch zu fühlen in einem Land, in dem man die Sprache nur spärlich sprach.

Ich hatte meine Zigarette fast aufgeraucht, als ich bemerkte dass ich gar nicht alleine war. Circa sechs Meter von mir entfernt auf der anderen Straßenseite saß jemand auf einer Bank vor irgendeinem Geschäft. Die Person wurde von hinten beleuchtet weil einige Reklamen im Schaufenster noch Licht spendeten aber ich konnte sie kaum erkennen. Ihre Haltung deutete darauf hin dass es ein Mann war und das einzige was ich halbwegs erkennen konnte war, dass er eine Sonnenbrille trug. Und das mitten in der Nacht, bescheuert. Ich warf meine Zigarette auf den Nassen Boden und betrat wieder den Club.

Als ich den Raum wieder betrat lies ich erstmal meinen Blick durch die Menge schweifen in der Hoffnung jemand bestimmtes ausfindig zu machen. Die Musik schallte laut durch den ganzen Raum und die Leute in der Menge wurde durch bunte Scheinwerfer beleuchtet. Kaito war nicht unbedingt jemand den ich auf der Tanzfläche erwartete und so macht ich mich auf den Weg zur Bar. Ich ging eine kleine Treppe hoch und sah dass ich Recht gehabt hatte. Er saß auf einem der Hocker und unterhielt sich mit einem Typen den ich nicht kannte. Kaito hatte einen Drink in seiner Hand und auch wenn ich es wegen der Musik nicht hören konnte, sah ich ihn laut lachen.

Ich lächelte zu mir selbst und steuerte dann auf meinen Freund zu. Er war es gewesen der mir damals diesen Club gezeigt hatte. Ich war gerade mal zwei Wochen in Tokio gewesen und hatte ihn über ein Sprachprogramm kennen gelernt. Kaito konnte deutlich besser englisch als viele andere hier und irgendwann hatte er angefangen mich mit hierher zu bringen. Anfangs hatte ich noch ständig an ihm gehangen aber mittlerweile hatte ich hier Freunde gefunden.

Kaito hob seinen Blick als er mich sah und lächelte. „Da bist du ja", sagte er und ich konnte ihn nur verstehen weil ich so nah neben ihm stand. Er legte einen Arm um meine Hüfte und gab mir einen kurzen Kuss.

„Hab doch gesagt ich gehe kurz raus", sagte ich und erwiderte sein Lächeln. „Gehst du mit mir tanzen?"

„Du kennst die Antwort schon", sagte er und schmunzelte. „Sonny und Yuta tanzen sich da unten die Seele aus dem Leib, geh doch zu ihnen.", Kaito legte seinen Kopf schief und seine schwarzen Haare fielen ihm in die Stirn. Er versuchte wohl entschuldigend auszusehen aber ich wusste dass es ihm eigentlich ziemlich egal war. Er war noch kein einziges Mal mit mir tanzen gegangen.

„Kannst du keine Ausnahme machen? Wieso kommen wir überhaupt zusammen her wenn du immer nur hier oben sitzt?", fragte ich und sah ihn schmollend an.

Sein Griff um meine Hüfte wurde etwas kräftiger und sein Blick änderte sich. „Also erstens bin ich mit Ryo hier", er nickte zu dem Kumpel der neben ihm saß welcher nur auf sein Handy guckte während wir sprachen und fuhr dann fort „und zweitens hab ich einfach kein Bock zu tanzen also lass es gut sein.", sein kühler Blick verunsicherte mich ein wenig. Keine Ahnung wie er es schaffte von seinem süßen Lächeln zu einem so abgeklärten Blick zu wechseln und ich fragte mich manchmal ob er wirklich gerne Zeit mit mir verbrachte.

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⏰ Letzte Aktualisierung: May 01, 2022 ⏰

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