Katja lebte in einem uralten verwinkelten Steinhaus in einem kleinen verlassenen Dorf tief in den Weinbergen des Burgunds. Früher, vor einigen hundert Jahren als Katja noch ein kleines vorlautes Hexenkind war, pulsierte das Leben durch die kleinen Gassen des Dorfes, in dem die Menschen dem Weinbau nachgingen und allerlei Handwerke verrichteten. Die Hexen und Zwerge wohnten damals noch versteckt in den umliegenden Wäldern und Höhlen und besuchten das Dorf nur zu gelegentlichem Schabernack, oder um Ihre Vorräte aufzubessern.
Mit den Jahren zog es jedoch immer mehr Menschen in die umliegenden Städte, nach Dijon - oder Lyon, wo sie studieren konnten oder besser bezahlte Jobs annahmen. Nachdem auch der letzte Bewohner sein Haus verließ wurde das Dorf aufgegeben und die Gebäude dem Verfall überlassen.
Katja hatte sich schon damals in ein Haus verliebt, das aus vielen kleinen Erkern und krummen Dächern bestand. Da es nun leer stand, beschloss sie kurzerhand dort mit all ihren Töpfen, Büchern, Einmachgläsern mit allerlei unbeschreiblichen Zauberzutaten und sonstigen Hexenutensilien einzuziehen. Natürlich zog auch ihre schwarze Katze Polly mit ein. Polly hatte es sich zum Spaß gemacht auf Katjas Schulter zu sitzen, wie es sich für eine Hexe gehört. "Runter da!", schimpfte Katja dann, "ich bin doch keine Märchenhexe mit fetter Warze auf der Nase und einer Katze, die auf meinem Buckel sitzt! Wenn das einer sieht... soll ich vielleicht auch noch mit dem Besenstiel durch die Gegend galoppieren!?"
Genau genommen sah es allerdings niemand außer den Zwergen, und anderen Hexen, die weiterhin in den Wäldern wohnen blieben. Die wenigen Menschen, die in den nahegelegenen großen Weingütern verblieben, ahnten zwar, dass in dem Dorf merkwürdige Dinge vor sich gingen, machten jedoch, vielleicht gerade deshalb, einen großen Bogen darum und gingen ihren Geschäften nach.
So hätte das beschauliche Leben in dem verlassenen Bergdorf noch viele hundert Jahre weitergehen können, wenn nicht ausgerechnet an diesem Morgen die Dinge eine erstaunliche Wendung genommen hätten. Katja hörte schon von weitem ein Schnaufen, Rumpeln und Rattern das nichts Gutes ahnen lies.
Katja musste sie mit ansehen, wie ein äußerst merkwürdiges Gefährt den Bergpass hoch auf den Dorfplatz einbog. Ein mit Klebeband zusammengehaltenes, klapperndes Auto zog einen alten verbeulten, laienhaft blau angepinselten und mit Sternen beklebten Wohnwagen haarscharf durch die engen Gassen, bis es schließlich vor einem der leerstehenden Häuser anhielt. Die Autotür sprang auf und ein, wie Katja zugeben musste, ausgesprochen gut aussehender Mann sprang heraus. "Cool! Das muss es es sein! Hammer oder?", rief er begeistert, "Steigt alle aus, wir müssen das Dorf erkunden!" Dann öffnete er den Kofferraum, ein sichtlich mitgenommener Hund sprang heraus und reiherte ungehemmt mitten auf die Straße.
"Na das kann ja heiter werden", dachte Katja als sie die Szene beobachtete, ohne auch nur zu ahnen, dass sich ihr Leben bald grundlegend ändern würde.
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Die Reise durch Gardenia
FantasyZwei fabelhafte und doch sehr verschiedene Frauen begeben sich auf einen Roadtrip durch die wunderbare Welt von Gardenia.