30. Be happy

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Sanft schwebten die Klaviertöne, die von dem großen Flügel im Saal erzeugt wurden, durch die Luft, lullten die junge Balletttänzerin ein und entführten sie in eine andere Welt.

Anmutig tanzte sie durch den Saal, drehte eine Pirouette nach der nächsten und genoss das Tanzen in vollen Zügen.

Ein lautes Klatschen durchschnitt die traumhafte Melodie und ließ das Mädchen augenblicklich stehen bleiben.

Abrupt hörte der Pianist auf Klavier zuspielen und blickte verschreckt die hochgewachsene schlanke Frau an, die graziös und herrschend auf einem Sessel vor dem großen Spiegel im Tanzsaal saß.

„Was war das denn Marie?!"
Die schmalen Lippen fest zusammen gepresst, erhob sie sich aus dem ledernen Sessel und lief auf die junge Tänzerin zu.
Ihr schwarzer Trainingsanzug schmiegte sich eng an ihren Körper, ließ jede ihrer Bewegung geschmeidig und elegant aussehen.
Vom ganzen Erscheinungsbild erinnerte ihre Tanzlehrerin, Frau Evers, sie sehr an eine Raubkatze fand Marie.

Marie schluckte kaum merklich, streckte den Rücken durch und versuchte ebenso elegant wie ihre Lehrerin auszusehen.

Frau Evers blieb direkt vor ihr stehen, musterte sie genau und fing an im Kreis um sie herum zu stolzieren.

„Also Marie, kannst du dir denken was du falsch gemacht hast?", fragte ihre Lehrerin und blieb wieder kurz vor ihr stehen nur um direkt danach weiter durch den Saal zu laufen.

Marie schluckte abermals und antwortete leise: „Ich hatte nicht genug Körperspannung?"
Es war mehr eine Frage als eine Antwort.

Ihre Lehrerin lachte laut auf.
„Wenn es nur das gewesen wäre! Du hattest weder Körperspannung noch Anmut.
Da war keine Technik, kein Gefühl, keine Grazie. Du hörst der Musik nicht zu und hinkst eine Achtelsekunde dem Takt hinter her.
Marie, das kannst du deutlich besser!", predigte ihr Frau Evers.

Ihre Lehrerin seufzte laut auf, machte eine kleine Handbewegung zum Pianisten und sagte: „Los noch einmal. Gleicher Taktbeginn wie beim letzten Mal."

Auf ihrem Weg zum Sessel griff sie sich an ihre Schläfe als ob Maries Tanz ihr große Kopfschmerzen bereiten würde.

Marie merkte wie ihre Augen brannten als sie sich in ihre Anfangsposition begab und mit erhobenen Kopf auf die ersten Klänge der Musik wartete.

Augenblicklich fing der Pianist an dem Flügel unglaubliche Töne zu entlocken.

Vorsichtig vollführte die Tänzerin die ersten Drehungen und Sprünge, versuchte so elegant wie möglich zu wirken und dabei genau im Takt zu sein.

Doch kaum hatte sie begonnen winkte Frau Evers dem Pianisten zu, welcher augenblicklich aufhörte die Tasten zu berühren.

Ihre Tanzlehrerin seufzte und strich durch ihren hohen, langen schwarzen Pferdeschwanz ehe sie Marie anguckte.

„Marie, was ist denn heute nur los mit dir?!
Streck die Schultern mehr durch, lange Finger und Arme, heb dein Bein bei der Drehung etwas mehr an. Na los, probier es noch mal."

Mit angespannter Miene nickte sie dem Pianisten zu und setzte sich aufrechter in ihrem Sessel hin.

Mit brennenden Augen begab sich das Mädchen in ihre Anfangsstellung, atmete einmal tief durch und fing an sobald die Musik begann.

Mit frustrierter Miene blieb sie stehen als ihre Lehrerin sofort abwinkte, sich an ihre Schläfen griff und Marie mit einer Handbewegung in Richtung Tür scheuchte.
„Wir hören für heute auf. Ich hoffe das nächste mal konzentrierst du dich mehr auf das Training und bist besser.
Marie du musst jetzt einhundert Prozent geben! Die Wettbewerbe sind bald. Bis dahin muss das hier perfekt sitzen!"

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